We Are Tony Seven Kinds Of Crazy, Soulkitchen, 2013 |
Tony Potts | Vocals | |||
Christoph Spangenberg | Rhodes, Moog, Prophet, Keyboards | |||
Martin Werner | Bass | |||
Olaf Schildt | Guitars | |||
Hajo Schüler | Drums, Percussion | |||
Guests: | ||||
Kim Sanders | Vocals | |||
Rike Pfeiffer, Mimi Schell, Mmaeyen | Backing Vocals | |||
Daniel Stritzke | Bass | |||
Zeo Casiah | Rap Vocals | |||
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01. Off With Your Head | 08. Say | |||
02. Yes Or No | 09. Out | |||
03. Rise | 10. Long Way To Fall | |||
04. Seven Kinds Of Crazy | 11. Come my Way | |||
05. Lullaby | 12. Natural Disaster | |||
06. Billy | 13. Just Get Up | |||
07. Audrey Jean | ||||
Wie aufregend sich doch unsere heimische Musikszene darstellen kann. Da gerät man im Zuge der Recherche zu einem Jazz-Album, das einen jungen, deutschen Ausnahme-Mundharmonikaspieler namens Konstantin Reinfeld präsentiert, an die anderweitigen Aktivitäten der Mitmusiker und, siehe da, letztlich an eine Hamburger Band, die unter dem ungewöhnlichen Banner WE ARE TONY firmiert.
Keyboarder Christoph Spangenberg und Drummer Hajo Schüler, die auf dem Reinfeld-Album noch ihre extravaganten Jazz-Visionen auslebten, zeigen nun auf "Seven Kinds Of Crazy" ein völlig anderes Gesicht. Die zwei Vollblutmusiker verlegen sich gemeinsam mit dem seit langem in Hamburg lebenden, amerikanischen Sänger Tony Potts und ihren kongenialen Mitstreitern Martin Werner (Bass) und Olaf Schildt (Guitar) auf Pop-Musik, die mit ihrem ideenreichen Soul, Funk und Groove Appeal kaum an die üblichen Mainstream-Kinkerlitzchen erinnert. Ihren auf unverschämte und verrückte Weise eingängigen Stilmix nennen die Jungs kurzerhand Urban Pop, was natürlich alles und nichts sagt.
Fest steht allerdings, dass wir es hier mit einem hochtalentierten Quintett zu tun haben, das sich nicht allzu sehr um Konventionen kümmert, sondern frech, innovativ und lebendig einen Weg sucht, um sowohl die Tücken und Verrücktheiten, als auch die magischen und liebenswerten Momente des Lebens in passende Musik zu kleiden, wenn notwendig auch mit sogenannten 'explicit lyrics'.
So vielfältig wie das Leben, so variabel gestalten WE ARE TONY ihre Songs, die einerseits von einem seelenvoll agierenden Sänger dominiert werden, dessen Timbre irgendwo zwischen LIVING COLOURS Corey Glover, dem längst in der Versenkung verschwundenen Terence Trent D'Arby und Seal liegt, andererseits von den wunderbar ineinander verzahnten Grooves leben, die eine waghalsige Mischung aus Funk, Disco und Jazz für sich beanspruchen.
Da fühlt man sich doch in manchen Momenten an Koryphäen wie KOOL & THE GANG ohne Hitparadenzwangsjacke erinnert (Off With Your Head), meint LIVING COLOUR nach einer Metal-Entzugskur zu vernehmen (Seven Kinds Of Crazy), glaubt, dem Outtake eines verloren gegangenen Seal-Albums zu lauschen (Lullaby) oder trifft auf einen Al Jarreau nach einer gehörigen Frischzellenbehandlung (Audrey Jean). Selbst eine vermeintliche Hit-Nummer wie das von The Voice Of Germany 2012 Teilnehmer Kim Sanders co-komponierte Come my Way gerät völlig unpeinlich, glänzt mit angenehmer Hookline und zeigt das beachtliche, gesangliche Potential der erst im Finale unterlegenen Amerikanerin.
Auf "Seven Kinds Of Crazy" destillieren WE ARE TONY eine scharfe Mixtur aus Herz, Bauch und Verstand, präsentieren ihren groove-betonten Urban-Pop auf internationalem Niveau und zeigen jede Menge eigenes Profil.