Titel |
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01. Ghosts |
02. Ride |
03. Follow You Back Home |
04. So Many Goodbyes |
05. High Is Low |
06. Waiting For The Dawn |
07. Better Days Ahead |
08. The Fertile Soil |
09. I Worry Too Much |
10. Leave It All Behind |
11. Hey Mama |
12. Destiny |
Musiker | Instrument |
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Walter Trout | Vocals, Guitars, Harmonica |
Teddy Andreadis | Hammond Organ, Piano, Wurlitzer, Clavinet |
Michael Leasure | Drums |
Jamie Hunting | Bass |
Eric Corne | Background Vocals, Tambourine, Shaker |
Eric Gorfain | Violins, Violas |
Thomas Ross Johansen | Background Vocals |
Anthony Grisham | Rhythm Guitar on 'Leave It All Behind' |
Aaron Liddard | Tenor and Baritone Saxes |
Ist erst einmal das siebte Lebensjahrzehnt angebrochen, erwartet man von keinem/r Künstler/in mehr, dass er/sie jetzt die beste Leistung des Lebens abliefert. Bei Walter Trout hat man ohnehin vor Jahren schon öfter angenommen, das wäre wohl nun der letzte “Ride“ der Laufbahn. Aber das alte – von “Battle Scars“ (Albumtitel) übersäte – Schlachtross beweist außergewöhnliche Steherqualitäten und liefert seit seiner Lebertranplantation beständig nahezu jedes Jahr ein neues Album ab.
So auch in diesem Jahr und vorab kann ich – durch Infos aus erster Hand – vermelden, dass er in seinen Konzerten zu absoluter Hochform aufläuft. In seinen Alben geht er von jeher gefühlvoller zur Sache und sein Handwerk hat er zweifelsohne drauf. John Mayall und CANNED HEAT können da mehr als ein Lied davon singen. Nachdem er sich genug Gedanken über seine Erkrankung gemacht hat, reflektiert Walter auf seinem 30. (!) Soloalbum, zumindest teilweise, auch die andauernde Pandemie.
Produziert hat erneut Eric Corne und der weiß seit etlichen Jahre, wie Walter Trout klingen muss: Rau. Ungeschönt, down'n'dirty. So wie er sich auf der Bühne präsentiert, nur etwas facettenreicher. Schon im Opener Ghosts geht es kernig zur Sache, unterfedert von einer Hammond und im Break bereichert durch eine Harmonika, die Trout selber spielt. Schon ein kleines Fest für Blues Rock-Freunde. Auch im folgenden Albumtitel-Song setzt Walter die Mundharmonika ein. Der rollende Beat kommt ziemlich Southern-mäßig und wäre auf einem Gregg Allman-Album ebenso wenig deplatziert, wie auf einem seiner Stammcombo oder Anverwandten. Kommt wirklich gut.
Mit einem gewissen Background geht man wohl etwas melancholischer an seine Songs und auch wenn es schon früher Balladen in Walters Repertoire gegeben hat, hab ich doch den Eindruck, dass in Songs wie in Follow You Back Home heutzutage mehr Tiefe liegt. Das mag manchem High-Energy-Blueser nicht so gefallen, aber allein das, was der Musiker auf den sechs Saiten abliefert, sollte Respekt abnötigen. Erinnert mich im Übrigen stark an Danny Bryant. Die beiden kennen sich gut. Und natürlich, wenn man ihn von der Leine lässt, dann fegt Trout so ziemlich alles auf die Seite, was nicht rechtzeitig auf den Bäumen ist. Das Solo von So Many Sad Goodbyes wird live sicher deutlich länger und nochmal so heftig.
Klar, wir bewegen uns im Rahmen des Blues und wird nicht abgewichen. Aber so ein Boogie, wie High N Low kommt halt immer gut und ganz offensichtlich stürzt sich Trout mit allem verbliebenen Gewicht in die Nummer. Da kann man nicht anders, als mitzuwippen. Schön auch, dass er das erste Solo auf der Mundharmonika bestreitet. Hebt sich eine Nummer besonders ab? Irgendwie läuft alles auf hohem Level ab und Walters Gesang kommt rau und aggressiv, wie zu seinen besten Zeiten. Vielleicht sind es die Country/Southern-Songs, die den Unterschied machen. So hat The Fertile Soil (heißt soviel wie “fruchtbarer Boden“) wieder echtes down-south Feeling
I Worry Too Much (ja, wer nicht?), kommt wieder als grooviger Boogie und, wie im Konzert, hat man den Eindruck, Walter Trout steigert sich immer mehr. Das Solo geht jedenfalls richtig gut ab! Irgendwo zwischen STONES, ZZ TOP und dem Memphis Soul folgt Leave It All Behind. Die Bläser bringen den Swing ein und Trout den harten Blues Rock. Ergänzt sich perfekt. Der einzige Song, bei dem – durch Anthony Grisham – eine externe Rhythmus-Gitarre im Spiel ist.
Zugegeben, der letzte Song, das hochemotionale Destiny, ist mir etwas zu jazzig/verspielt und balladesk, aber die Klasse beim Spiel muss man ihm absolut zugestehen.
Ansonsten gibt’s ja genug Alternativen auf diesem Album und wer sich mit vorhergehenden Veröffentlichungen des aus New Jersey stammenden Gitarristen anfreunden konnte, wird von “Ride“ keinesfalls enttäuscht werden. Ein absolut stimmiges Spätwerk.