Circus Money, Sonic 360, 2008 | ||||
Walter Becker | Bass, Guitar, Vocals | |||
Larry Goldings | Hammond Organ | |||
Larry Klein | Bass | |||
Dean Parks | Guitar | |||
Ted Baker | Piano, Keyboards, Electric Piano | |||
Keith Carlock | Drums, Percussion | |||
Henry Hey | Keyboards | |||
Tawatha Agee, Carmen Carter, Kate Markowitz, Windy Wagner, Luciana Souza, Terry Dexter, Sweet Pea Atkinson, Sir Harry Bowens | Background Vocals | |||
Roger Rosenberg | Bass Clarinet, Baritone Saxophone | |||
| ||||
01. Door Number Two | 07. Selfish Gene | |||
02. Downtwn Canon | 08. Do You Remember The Name | |||
03. Bob Is Not Your Uncle Anymore | 09. Somebody's Saturday Night | |||
04. Upside Looking Down | 10. Darkling Down | |||
05. Paging Audrey | 11. God's Eye View | |||
06. Circus Money | 12. Three Picture Deal | |||
Walter Becker, neben Donald Fagen einer der beiden legendären STEELY DAN-Väter, hat sich nach 14 Jahren Pause wieder aufgerafft und nach seinem 1994er Solodebut, "11 Tracks Of Whack", ein zweites Soloalbum eingespielt. Glücklicherweise haben ja STEELY DAN ihren Fans die langeWartezeit mit zwei Alben ("Two Against Nature" und "Everything Must Go") etwas verkürzt. Doch die Nachricht über eine Veröffentlichung aus dem Hause Becker wird natürlich mit enormer Spannung und großer Erwartungshaltung goutiert.
Als STEELY DAN-Fan der ersten Stunde (mein erstes DAN-Album war z.B. "Katy Lied") fragt man sich natürlich, ob Walter Beckers "Circus Money" nun anders klingt als eine Scheibe seiner ehrwürdigen Stamm-Band. Um es vorweg zu nehmen: In den Grundzügen letztlich nicht. Doch Becker wäre nicht Becker, ließe er eine schale Blaupause seiner Ur-Combo zu. Er arbeitete dieses Mal nicht mit Kumpel Donald Fagen zusammen, sondern wählte als Produzenten und Co-Autoren den kaum minder begabten Larry Klein (Joni Mitchell, Shawn Colvin, Madeleine Peyroux), der sich bis auf den Titeltrack an allen Kompositionen beteiligte. Klein bewies ja grad vergangenes Jahr wieder seine Jazz-Affinität, als er Herbie Hancocks Aufsehen erregendes Album "The Joni Letters" betreute. Nun, da Becker seit jeher ein ausgesprochenes Faible für Jazz-Harmonien hegt, wundert man sich dann natürlich nicht über entsprechend harmonische Anwandlungen auf "Circus Money". Immer wieder trifft man auf kleine, vertraute, melodiöse Details und Akkordverbindungen, die man vor mehr als 30 Jahren schon mal so oder ähnlich bei STEELY DAN gehört und lieben gelernt hat. Das steckt wohl tief drin in Walter Becker. Warum sollte er das auch zwanghaft verbannen? Dieser lässige, wie aus dem Ärmel geschüttelte, jedoch immer gestochen scharfe Groove der Rhythmus-Fraktion, diese lasziven Damen-Chöre, die wir auch von unzähligen DAN-Tracks kennen, diese nicht ganz alltäglichen, kurzen und explosiven Sax-Soli (von Chris Potter), die wunderbare Tradition der äußerst geschmackvollen, angejazzten Gitarrensoli (mal von Becker selbst, mal von Dean Parks). Lediglich Beckers Gesang mag zunächst etwas gewöhnungsbedürftig klingen, besitzt nicht unbedingt umwerfendes Charisma, fügt sich jedoch geschmeidig in den musikalischen Kontext und fühlt sich schließlich zwischen all den Mädels offenbar recht wohl.
Der große Unterschied zum sonstigen STEELY DAN-Kosmos bleibt wohl die recht offensive Verwendung von Dub- bzw. Reggae-Rhythmen, die dem ganzen Opus die besondere Note bzw. eine prickelnde Frische verleihen und eine intensivere Beschäftigung mit "Circus Money" geradezu herausfordern. Klar, wir kennen diesen Reggae-Groove u.a. aus alten "Royal Scam"-Tagen, Haitian divorce bleibt unvergessen, doch so eine gehäufte Integration jamaicanischer Rhythmen hatten wir bislang weder bei Fagen noch bei Becker. "Circus Money" darf man wohl nicht zuletzt aufgrund dieser gelungenen Synthese aus jazzigen und poppigen STEELY DAN-Versatzstücken und der wohldosierten Mixtur aus Dub-und Funky-Rhythmen als sehr reifes und ansprechendes Album bezeichnen. Und als alter STEELY DAN-Verehrer kommt man sowieso nicht an Walter Beckers Solo-Werk vorbei ... diese alte Vertrautheit vermittelt ein wohliges Gefühl.