Vorbid Mind, Indie Recordings, 2018 |
Michael Eriksen Briggs | Gesang & Gitarre | |||
Daniel Emanuelsen | Gitarre | |||
Marcus Gullovsen | Schlagzeug | |||
Jonas Tellefsen | Bass | |||
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01. If There's Evil (There's People) | 05. Mind | |||
02. Zombie | Part I: Thinker's Dirge | |||
03. Invention Intervention | Part II: Deluded Transcendence | |||
04. To Mega Therion | Part III: Sodom And Gomorrah | |||
Im tiefsten Süden Norwegens – sofern man so weit im Norden etwas als tiefen Süden bezeichnen kann – liegt die Stadt Arendal. Aus dieser Gegend stammen VORBID, ein Quartett, das sich im Jahr 2013 zusammenfand. Ihr Ziel: die Welt mit technisch anspruchsvollem Thrash Metal zu erobern. Bislang taten sie dies mit drei Singles sowie einer EP und nun legen die Norweger mit “Mind“ den ersten kompletten Longplayer vor. Dabei liegt dem Album ein Konzept zu Grunde, in dem es darum geht, dass jeder der fünf enthaltenen Songs einen Faktor repräsentiert, der den menschlichen Geist, das Denken und Benehmen beeinflusst.
Dieses anspruchsvolle Konzept spiegelt sich auch in den Liedern wieder. Schon beim ersten Durchlauf fällt das anspruchsvolle, technisch komplexe Songwriting auf, das einen starken Progressive-Metal-Einschlag aufweist. Am deutlichsten wird dies natürlich in dem abschließenden Titeltrack, der es auf die stolze Spielzeit von mehr als 23 Minuten bringt und – obwohl in drei Teile gegliedert – nahezu unzählige musikalische Passagen enthält. Auch wenn man hier stellenweise musikalische Elemente à la ANNIHILATOR, MEGADETH oder auch VOIVOD entdecken mag, so klingen VORBID doch nie wie ein reiner Abklatsch, sondern bewegen sich auf ihren eigenen Pfaden und sorgen für eine gewisse Eigenständigkeit.
Besonders beeindruckend ist dabei die Leistung der beiden Gitarristen Michael Eriksen Briggs und Daniel Emanuelsen, die hier wirklich ein paar exzellente und abwechslungsreiche Songs konzipiert haben. Mit ihren Riffs, Licks und Soli sorgen sie dafür, dass die Spannung beim Hörer hochgehalten wird. Und bei ihrem Ideenreichtum ist auch klar, dass es selbst nach mehreren Durchläufen immer noch etwas „Neues“ zu entdecken gibt. Allerdings ist damit auch klar, manchem Hörer mag das überambitioniert und zu verspielt erscheinen – und ja, wer seinen Thrash lieber straight mag, der ist hier definitiv an der falschen Adresse. Aus meiner Sicht ist allerdings die größte Schwäche der Scheibe vielmehr der „Gesang“ von Briggs. Dabei handelt es sich in meinen Ohren vielmehr um heiseres Gekreische, das beim Genuss der Scheibe schon an so mancher Stelle eher hinderlich als hilfreich ist.
VORBID haben mit “Mind“ ein wirklich anspruchsvolles, faszinierendes und zumeist begeisterndes Debüt-Album vorgelegt, das aus der Masse an Veröffentlichungen heraussticht. Ich persönlich würde mir alleine bei den Gesangspassagen ebenso viel individuelle Klasse wünschen wie bei den Instrumenten. Dann wäre es leichter, der Band eine erfolgreiche Zukunft zu prophezeien. Das Zeug dazu haben sie – und das stellen sie mit “Mind“ sehr nachdrücklich unter Beweis.