Verspielte Zeit

Das ist die Frage

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 18.09.2004
Jahr: 2004

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Verspielte Zeit
Das ist die Frage, QuiXote Music, 2004
Roland Reimann Gesang, Gitarre
Frank Diedrich Bass
Detlef Ramb Schlagzeug
Produziert von: Marcellus Allendorf Länge: 71 Min 20 Sek Medium: CD
1. Das is die Frage6. Egal
2. 8 Uhr 177. Der Vorhang fällt
3. Verstehen8. Halbvoll
4. Schau hin9. Keine offene Tür
5. Ich will dich

Seit 2000 sind die Hessen von VERSPIELTE ZEIT (was für ein genialer Bandname) als Trio unterwegs. Und sie spielen eine Musik, die, noch dazu in Deutschland, heutzutage äußerst rar gesät ist (was eigentlich schade ist für die Wiege des Krautrock und angesichts früherer Zeiten mit Bands wie CAN, AMON DÜÜL, GURU GURU oder NEKTAR), nämlich Psychedelic Rock. Und das auch noch mit deutschen Texten. Dabei gelingt dem Frankfurter Dreier das Kunststück, diese Musikrichtung, die für manchen etwas angestaubt erscheinen mag, derartig frisch, knackig und grooveorientiert aus den Boxen erklingen zu lassen, dass man aus dem Staunen und Schwärmen gar nicht heraus kommt.
Den Jungs merkt man dabei ihre langjährige Musikererfahrung an: abgeklärt und mit ausgefuchster Lässigkeit finden sie die Balance zwischen einer bestechenden Ökonomie (jeder Ton sitzt da, wo er sitzen muss - kein sinnentleertes Gefrickel, also Neo-Proggies, Finger weg!) und einem stets lodernden, ständig wieder aufflackernden Feuer der Spielfreude. Dabei wird mit monotonen Klangfiguren, sich ständig wiederholenden Passagen eine hypnotische Intensität erzeugt, die immer wieder von noisigen Gitarrenparts durchbrochen wird.

Aus den fulminanten, live eingespielten Songs wäre es fast unfair, irgend einen hervorzuheben, zu in sich gefestigt stehen die einzelnen Klangkleinode im Raum.
Der schwungvolle Instrumentaleinstieg mit dem Titelstück Das ist die Frage, das eindringliche 8 Uhr 17 mit der ekstatischen Steigerung zum Ende des Stücks hin, das intensiv-einprägsame Verstehen und das heiss-kalte Schau Hin: diese Musik fesselt, fasziniert und zieht in ihren Bann.
Und dann schaffen die schon nicht mehr ganz im Boygroup-Alter befindlichen Jungs von VERSPIELTE ZEIT doch das unglaubliche Kunststück und legen in der zweiten Hälfte des Albums noch mal zu (schon dies ein Extralob wert, wie vielen Releases geht nach furiosem Start schnell die Luft aus): das relaxte und doch fordernde Ich will dich, das atmosphärische Egal und das souveräne Der Vorhang fällt führen direkt hin zu den Schluß- und Höhepunkten Halbvoll und Keine offene Tür. Ersteres ist mein Lieblingsstück, wenn man denn diese Auswahl treffen müßte, ein psychedelischer Monstergroove und letzteres ein grandioses vierzehnminütiges Epos, das sich windet, häutet, mäandert und immer neue Gestalt annimmt.

Aber genug der schnöden Worte: Musik ist zum Hören da und dieses Wahnsinnsalbum ist ein Pflichtkauf für jeden, der außer den oben schon erwähnten Bands auch PINK FLOYD, BIRTH CONTROL oder HAWKWIND in seinem Schrank stehen hat. Den Platz in meinem Jahresrückblick haben die Drei von VERSPIELTE ZEIT damit auf jeden Fall schon sicher.

Ralf Stierlen, 18.09.2004

 

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