Oops!... They did it again! Und, sei'n wir mal ehrlich: Nichts anderes haben wir von der Redaktion der, aus meiner Sicht, besten deutschsprachigen Musikzeitschrift erwartet. Pünktlich zum letzten Quartal des Jahres erscheint “ROCK – Das Gesamtwerk der größten Rock-Acts im Check: alle Alben, alle Songs  Teil 4“! Zum einen geht’s ja zügig aufs Weihnachtsgeschäft zu und zum anderen beginnt die Jahreszeit, in der man sich wieder gerne mit einem guten Buch in die warme Stube setzt. Könnt ihr ruhig mal ausprobieren...

Hat drei Jahre gedauert, seit der letzte Band erschienen ist, aber wenn man sieht und weiß, wie akribisch die Aschaffenburger Mannschaft arbeitet, gibt’s daran nichts zu meckern. Zumal das Resultat wieder begeistert.

Erneut wurden 20 Bands/Künstler auserwählt und eine Unmenge an Daten und Fakten aus deren Beitrag zur Musikgeschichte zusammengetragen. Eindrucksvoller wird das, wenn wir lesen, dass hierfür rund 800 Alben und DVDs/Blu-rays(!) ausgewertet wurden. Allein die Zahl macht einen schon schwindelig.

Das Konzept wurde natürlich beibehalten und so bietet auch Teil 4 einen musikalischen Querschnitt, der für fast jeden Musikfan etwas liefert. Rock, sowieso, aber auch Blues, Prog, Jazz, Hard'n'Heavy, Folk, Psychedelic und sogar ins flache Wasser des Surf watet man. Wobei man bei den BEACH BOYS ja wirklich nur selten von “seicht“ sprechen kann.

Und auch den deutschen “Krautrock“ hat man nicht vergessen und präsentiert mit AMON DÜÜL II einen der wichtigsten Vertreter dieses Genres.

Nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass der geneigte Leser die ersten drei Bände nicht kennen sollte: Vorgestellt wird jede Band mit einem kurzen Text, die Bandbesetzungen sind gelistet und dann praktisch jedes Album und was sonst an Mitschnitten offiziell veröffentlicht wurde. Die Alben sind in eine Rangliste von “Kaufrausch“ bis “Fehlkauf“ und entsprechend absteigend (also nicht chronologisch) kurz vorgestellt. Zur Meinung der Autoren gesellen sich interessante bis bizarre Fakten. Da finden sich öfter Zitate renommierter Musikmagazine, die spätere Albenklassiker – oder auch die Lieblingsplatte des Lesers – gnadenlos verrissen. Soviel mal zur Ahnung von Kritikern.

Ist man nicht ganz so empfindlich, macht es allerdings richtig Spaß, zu lesen, wie mancher Meilenstein zur Erscheinung sein Fett ab bekam.

Auch die beteiligten Autoren  haben ihre eigene Meinung, doch ist die vergleichsweise objektiv. Klar, eine Band wie THE POLICE, mit nur eine Handvoll Alben auf dem Buckel, landet nicht so häufig in der “Verlegenheitskauf“-Sparte, wie, na, sagen wir GOLDEN EARRING. Ob es jede “Top 5 Liste“ gebraucht hätte (“Top 5 Macho-Rock-Songs“ bei WHITESNAKE), sei dahingestellt und jede “Gut zu wissen!“-Info muss man wirklich nicht wissen. Letztlich lockert aber all das den Lesestoff auf und lässt einen immer tiefer in dieses Werk sinken.

Der Lesespaß ist so groß, dass man sich unversehens bei Bands wiederfindet, die einen bisher bestenfalls aus der Ferne interessiert haben oder sich urplötzlich Alben in den persönlichen Fokus schieben (In Paul McCartneys “Chaos And Creation In The Backyard“ muss ich wohl zwingend mal reinhören).

Auch mit der vierten Ausgabe dieses Standardwerkes dürfte sich die Platten- bzw. CD-Sammlung also um einige Exemplare erweitern, denn am Ende geht es um Musik und die muss und will man hören. Anregungen hat dieses Buch zuhauf.

Vielleicht hätte der ein oder andere auf den ein oder anderen Künstler hier verzichten können, aber Gallagher, die EAGLES, COLOSSEUM, WISHBONE ASH..., also die waren längst fällig. Sting wird bei THE POLICE ebenso abgehandelt, wie BRIAN WILSON (und seine Brüder) bei den BEACH BOYS. Die WINGS wiederum müssen sich bei PAUL McCARTNEY unterordnen. Und die verschiedenen Konstellationen im Umfeld von CROSBY, STILLS & NASH (&YOUNG) sind natürlich auch vertreten. NEIL YOUNG hatte seinen Auftritt ja bereits im Teil 1.

Da, bei aller Freude, immer noch einige Bands fehlen, wird man bei Eclipsed nicht umhin kommen, alsbald das nächste Buch in Angriff zu nehmen. Also das halbe Dutzen sollte schon voll werden, denn auf AEROSMITH, UFO, NAZARETH, ZZ TOP... und das nur aus dem Rock-Bereich, wollen wir doch ungern verzichten. Bis dahin bietet Teil 4 aber mit Sicherheit mehr als genug Material.

Übrigens: Wie bei einem guten Film, sollte man auch hier den Abspann nicht verpassen, denn am Ende des Buches gibt es noch einmal fünf Seiten mit Literaturtipps zu den abgehandelten Künstlern.

Die in diesem Buch vertretenen Musiker, bzw. Bands:

AMON DÜÜL II, BARCLAY JAMES HARVEST, THE BEACH BOYS, RORY GALLAGHER, GENTLE GIANT, CROSBY STILLS NASH (& YOUNG), EAGLES, COLOSSEUM,  GONG, JEFF BECK, GOLDEN EARRING, JUDAS PRIEST, THE POLICE/STING, PROCOL HARUM, JOHN LENNON, PAUL McCARTNEY, JOURNEY, SAGA, WHITESNAKE, WISHBONE ASH