Various Artists

Prog Rocks!

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 28.09.2011
Jahr: 2011
Stil: Prog Rock

Links:


Redakteur(e):

Epi Schmidt


Various Artists
Prog Rocks!, EMI, 2011
Various Artists
Produziert von: Jerry Ewing Länge: 155 Min 02 Sek Medium: CD
CD 1:
01. Jethro Tull - Cross Eyed Mary08. Electric Light Orchestra - Look At Me Now
02. Van Der Graaf Generator - Darkness09. Gong - I Never Glid Before
03. Rare Bird - Sympathy10. Hawkwind - The Psychedelic Warlords (Disappear In Smoke)
04. Deep Purple - Bird Has Flown11. Eloy - Madhouse
05. The Nice - Country Pie / Brandenburg Concerto No. 6 (Live)12. Steve Hacket - Ace Of Wands
06. Barclay James Harvest - Mocking Bird13. Hatfield And The North - The Yes No Interlude
07. Roxy Music - If There Is Something14. Gentle Giant - On Reflection
CD 2:
01. Tangerine Dream - Rubycon (Part One)08. The Tangent - A Crisis In Mid Life
02. Kevin Ayers - Blue09. Ayreon - Comatose
03. Marillion - Garden Party10. Sweet Billy Pilgrim - Future Perfect Tense
04. Pallas - Dance Through The Fire11. IQ - Frequenzy
05. Oceansize - Trail Of Fire12. Beardfish - Tightrope
06. The Flower Kings - Monkey Business13. ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead - The Wasteland
07. Frost - Black Light Machine

An und für sich - ja, ich weiß, ich bin hier falsch - kann ich mit "Prog Rock" gar nix anfangen. Fast gar nix. Die meisten Jahre meines Lebens, löste das Wort "Prog" schon einen unangenehmen Schauer bei mir aus, oder konnte auch schon einmal Aggressivität hervorrufen. Gemeinhin heißt das nämlich bei mir, dass übertalentierte Musiker sich in Orgien von Klängen ergehen. Noten und Melodien in schier unerträgliche Längen ziehen und/oder ein Klanggebilde erschaffen, von epischem Ausmaß. Also jederzeit geeignet einen in den Schlaf zu schaukeln oder Halluzinationen ins Hirn zu zaubern. Jedenfalls nicht um eine ordentliche Rock'n'Roll-Party zu zelebrieren und ein Chuck Berry Fan wie ich, scheute diese Musik wie der Teufel das Weihwasser.
Mit den Jahren wird man etwas ruhiger, offener und hört hier und da mal genauer hin. So kommt dieser Sampler, den das britische Classic Rock Magazin zu verschulden hat, eigentlich grad recht, um Leuten wie mir da einen Einblick zu verschaffen, ohne dass man gleich die Gefahren eines ganzen Band-Albums eingehen muss.
Tatsächlich ist es so, dass erstens die Grenzen fliesend sind, und zweitens, wenn die Betonung mehr auf Rock - und weniger auf Progressiv, Psychedelic, Jazz und was weiß ich - liegt, dann komme selbst ich mit manchem Song zurecht.
JETHRO TULL haben schon etlichen Musikfans die Eintrittskarte zu dieser Musik verkauft und so sind sie auch hier kein schlechter Einstieg. Cross Eyed Mary strotzt jetzt nicht vor der E-Gitarre, die Martin Barre desöfteren in diese Musik einstreut, aber der Song hat genug Pepp und Power, um problemlos jeden Hörer zu verführen.
Wenn es dann bei VAN DER GRAAF GENERATOR, zu Beginn von Darkness prasselt und stürmt, dann schwant einem schon eher Übles. Das schwelgt denn auch in einem jazzigen Endsechziger Psychedelic-Stil, der Freunden von JEFFERSON AIRPLANE aber gerade noch so runter gehen dürfte. Das sieht bei RARE BIRD nicht viel anders aus, außer dass ich hier die Einflüsse zu manchem Lindenberg-Song erkenne.

Es geht also da schon deutlich in eine andere Richtung und ich müh mich schon ab, um DEEP PURPLE mit Bird Has Flown zu entschlüsseln. Na, immerhin ein bisschen Drive ist dahinter - Dank sei Jon Lords Orgel!
Es ist zwar ganz witzig, wenn THE NICE Country Pie mit dem Brandenburg Concerto No. 6 mixen, aber letztlich doch so anstrengend, dass mir BARCLAY JAMES HARVESTs Mocking Bird als reinste Wohltat erscheint, obwohl ich der Band eigentlich seit dem Beginn der 80er abgeschworen habe.
Anderen Fans könnte Ähnliches passieren, wenn sie hören, wie sich ROXY MUSIC oder ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA sich zu gewissen Phasen ihrer Karriere angehört haben. Die beiden Beispiele hier sind aber durchaus erträglich, auch wenn ELO sich für Look At Me Now gehörig bei Eleanor Rigby bedient haben.
Erfahrene "Progger" werden wissen, dass bei GONG die Glocke schonganz anders klingt und, man schon Jazz-erprobt sein muss, um da durchzuhalten. Nicht dass es bei HAWKWIND nicht ungleich gröber abgehen würde. Ja, die Silver Machine ist hier zwar nicht am Start, aber The Psychedelic Warlords sollten Warnung genug sein.
Dagegen ist Eloy direkt eingängig und hat bei Madhouse direkt Ähnlichkeiten zu den eingangs erwähnten JETHRO TULL zu bieten.

Die Geduld und das Gemüt werden gegen Ende der ersten Scheibe noch mit Hatfield And The North auf die Probe gestellt - falls sich jemand für die "Canterbury-Szene" interessiert. Bei GENTLE GIANT hatte ich von jeher schon Mühe mit den Plattencovern, da bringen mir die Choräle von On Reflection auch nicht unbedingt Aufschluss.
Die zweite Halbzeit hält keine Erleichterung für mich bereit. TANGERINE DREAM machen das Ganze zwar "moderner", man könnte auch sagen "elektronischer", aber auch vibriert, wummert, oszilliert es munter vor sich, sodass der Soundtrack zu manchem Science-Fiction Film - oder jedem Horror-Film - heraus entstehen könnte.
Die erhoffte Verschnaufpause liefern MARILLION mit Garden Party. Nicht gerade straighter Rock, aber doch leidlich nachvollziehbar. Zumal man sich ja an Fishs Stimme und Gesang schon vor Jahren gewöhnt hat.
Die Progressiv Rock Zeit hat sich ja in gewissen Kreisen über die Jahre hinweg gehalten und immer es kamen immer wieder Bands hervor, die die Fackel weiter trugen. PALLAS etwa, die schon dem Neoprog zugerechnet werden. Ja, mir ist da - ehrlich gesagt - auch zu viel Elektronik und computerisierte Beats drin. Da gefällt mir das Zeug aus den 60ern und 70ern doch deutlich besser.
OCEANSIZE wären vielleicht mal wieder eine Band gewesen, die den Graben zwischen Prog und einer breiteren Hörerschaft hätten überwinden können - wie Trail Of Fire zeigt - aber, tja, die Band hat sich inzwischen aufgelöst...
Nun, auch die zweite Scheibe braucht den abgehärteten Hörer um sie schadlos zu überstehen. FROST macht es einem relativ leicht, weil eingängig wie mancher KRAFTWERK Song,
THE TANGENT gehören dann schon in die Neo-Neo-Prog-Schiene, sind also ziemlich aktuell, was am Stil nicht zu erkennen ist, denn sowohl der 80er Jahre Sound, als auch das - für meine Ohren - nur leidlich zielorientierte Keyboard-"Geblubber", hat man früher schon von Leuten wie OMD gehört. Selbst ich! Naja, vielleicht was für Nostalgiker.
Jetzt will ich euch mal nicht vorenthalten, was mir ein lieber Kollege die Tage gepostet hat:
Der Held kommt mit seiner Gitarre an und spielt ein 26-Minütiges Solo. Der Drache tötet sich selbst aus Langeweile. Der Held betritt das Schlafgemach der Prinzessin und spielt ein weiteres Solo mit allen technischen Raffinessen, die er während der letzten Jahre auf der Musikhochschule gelernt hat. Die Prinzessin flüchtet und sucht verzweifelt nach dem HEAVY METAL Helden.
Es handelt sich hier um Beschreibung von "Progressiv Metal" und trifft es recht genau. In diese Prog-Metal-Ecke zählen eigentlich auch die Holländer AYREON, die es hier aber sehr Sachte und atmosphärisch angehen lassen. Der Sänger hat eine nahezu frappierende Ähnlichkeit mit WHITESNAKEs David Coverdale in späten 70ern.
Verschwurbelter wird es mit SWEET BILLY PILGRIM (haltet durch, wir haben's bald geschafft!), die mehr in die folkloristisch-experimentelle tendieren und gar ein Banjo (!) im Einsatz haben. Das hat denn auch etwas sehr beruhigendes, Future Perfect Tense zuzuhören. Erinnert mich sogar leicht an die frühen Sachen von WISHBONE ASH.

Bereits 30 Jahre im Geschäft sind IQ, aber was heißt das in dieser Musik schon, wo sich manche Songs gefühlte Wochen hinziehen? Naja, die ähnlichen Wurzeln wie MARILLION können und wollen sie nicht verbergen und schaffen in Frequency einen ganz netten Crossover zwischen eingängigem Pop und anspruchsvollem Prog-Rock. Für Viele aber wohl von beidem zu wenig.
Nicht so weit davon entfernt sind die schwedischen BEARDFISH. Will man hier zum Schluss nochmal versöhnlich werden?
Könnte man meinen, denn ...AND YOU WILL KNOW US BY THE TRAIL OF DEAD klingt in meinen Ohren nicht übermäßig progressiv, auch wenn man in The Wasteland ein paar Stile mischt. Das ist schon recht zeitgemäßer Rock, wie ihn ähnlich auch die RED HOT CHILI PEPPERS und Konsorten und der eigentlich schon recht mainstreamig klingt.
Zu tief schürfenden Erkenntnissen führt dieser Sampler nicht - welcher tut das schon? - aber für den Laien erste Einblicke und für den Fachmann einen netten Zusammenschnitt liefert "Prog Rocks!" wohl doch. Also, wer eine kleine Zeitreise unternehmen möchte - bitteschön. Garantien für die Rückreise gibt es nicht!

Epi Schmidt, 26.09.2011

 

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