Various Artists Prog Rocks! - Volume Two, EMI, 2012 |
Various Artists | ||||
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CD 1: | ||||
01. VAN DER GRAAF GENERATOR - Theme One | 09. TANGERINE DREAM - Mysterious Semblance At The Strand Of Nightmares | |||
02. THE NICE - One Of Those People (Live) | 10. GONG - Master Builder | |||
03. ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA - Mr. Radio | 11. HATFIELD & THE NORTH - Fitter Stoke Has A Bath | |||
04. BARCLAY JAMES HARVEST - Galadriel | 12. Kevin Ayers - The Owl | |||
05. ROXY MUSIC - Ladytron | 13. GENTLE GIANT - I'm Turning Around | |||
06. JETHRO TULL - Bungle In The Jungle | 14. Steve Hillage - The Glorious Om Riff | |||
07. BE BOP DELUXE - Axe Victim | 15. Steve Hackett - Clocks - The Angel Of Mons | |||
08. HAWKWIND - Lost Johnny | 16. SOFT MACHINE - Lotus Groves | |||
CD 2: | ||||
01. MARILLION - The Web | 08. PAIN OF SALVATION - Road Salt | |||
02. PALLAS - Eyes In The Night (Arrive Alive | 09. KARMAKANIC - Turn It Up | |||
03. TWELFTH NIGHT - Bluew Powder Monkey | 10. HEADSPACE - Fall Of America | |||
04. SPOCK'S BEARD - Skin | 11. THE FLOWER KINGS - Pandemonium | |||
05. TRANSATLANTIC - Bridge Across Forever | 12. Arjen Anthony Lucassen - Pink Beatles In A Purple Zeppelin | |||
06. Neal Morse - Mercy Street | 13. IT BITES - Wallflower | |||
07. DEVIN TOWNSHEND PROJECT - Hyperdrive! | 14. AFFECTOR - New Jerusalem | |||
Wer O wie Oldfield sagt, der muss auch P wie Progressiv sagen und nachdem ich mir vor einem Jahr den Prog Rocks!-Sampler vorgenommen habe, muss ich jetzt auch bei Nummer 2 mal reinschnuppern.
Anstifter dieses 2. Teiles ist - natürlich wie beim ersten auch - das "Prog Rock Magazin", welches seit 2009 den Hörern mit erweitertem Bewusstsein neben Gehörgang auch die Augen bezirzt. Natürlich können solche Zusammenstellungen immer nur an der Oberfläche kratzen, aber es geht ja darum, verschiedene Eindrücke zu verschaffen und dem geneigten Hörer auch mal was Neues näher zu bringen.
Aber angefüttert will der Hörer/Käufer sein und da sich die progressive Rockmusik in erster Linie in den 1960er Jahren begründet, kommen Klassiker und Kaufkraft hier zu einer fruchtbaren Vereinigung. Das sollte genügen, um euch zu verwirren und somit bestens vorzubereiten.
CD 1 vereint zunächst mal einige Geburtshelfer Hoch-Zeit-Vertreter dieses Genres. Mit VAN DER GRAAF GENERATOR und Theme One wird das Album ganz treffend eingeleitet. Man bleibt/blieb in dieser Musik ja gerne instrumental, um sich aus simplen Melodien in - oft schwer nachzuvollziehende - Sphären zu katalputieren. So auch hier; die Melodie erinnert an "Dschingis Khan", aber gegen Ende verkaspert man sich irgendwie. THE NICE sind ein Relikt aus den 60ern und waren von jeher dem Jazz nicht abgeneigt, was auch One Of Those People deutlich macht. Ein Bier dem, der darauf einen Tanz hinkriegt.
Mr. Radio vom ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA legt wieder einmal Jeff Lynnes BEATLES-Obsession schonungslos offen, während man bei dem melancholischen Folksong Galadriel, geschrieben von John Lees -noch so ein BEATLES-Junkie -, schon genau hinhören muss, um BARCLAY JAMES HARVEST dahinter zu vermuten. Sofern man nicht mit dem Kram aufgewachsen ist, versteht sich. Im informativen Booklet wird genau aufgelistet, von welchem Album der jeweilige Song entnommen wurde.
Ähnlich wie bei BARCLAY verbinden bestimmt viele Leute mit ROXY MUSIC etwas anderes, als den angespaceten Psych-Rock von Ladytron.
Tja, aber so ist das, manche Band hat viele Gesichter. JETHRO TULL klingen beim Bungle In The Jungle da noch am nähesten nach ihrem gewohnten Sound, während BE BOP DELUXE mit Axe Victim gar nah am Glam Rock von MOTT THE HOOPLE agieren. Sound und Stil von HAWKWIND erinnern dagegen schon an den Hard Rock der 70er und dass der Sänger namens Kilmister später mal bei einer Band namens MOTÖRHEAD den Tieftöner zupfen sollte, zeichnet sich hier bereits ab.
Bessere Nerven und mehr Durchhaltevermögen braucht's dann bei den schier endlosen Klanggebilden von TANGERINE DREAM und kaum minder beim "Space-Jazz" von GONG. Endstation wahrscheinlich Alpha Centauri.
Von wem MARILLION maßgeblich beeinflusst wurden, wird klar, wenn man sich Kevin Ayers The Owl anhört. Die eröffnen dann allerdings erst CD 2 und leiten sozusagen den Übergang in die Moderne ein.
Wird auch Zeit, denn bei GENTLE GIANT wird mir ganz schwummerig.
Am deutlichsten - scheint mir - ist der Unterschied zu den früheren Jahren am Sound festzumachen. Man merkt schon, dass da mehr Möglichkeiten waren und vielleicht auch mehr Interesse an der Erweiterung des Spektrums. Ob das dann so plastikpopmäßig und eher bombastisch Richtung Melodic Rock gehen muss wie bei PALLAS, ist zumindest diskutierbar.
TWELFTH NIGHT können mich auch nicht recht überzeugen, und hören sich für mich mehr nach deutschem New Wave Ende der 70er/Anfang der 80er an. Vielleicht was für Fans von THE CURE.
Deutlich mehr Gewicht werfen SPOCK'S BEARD, die ja auch in den 90ern mithalfen, die Prog Rock-Fahne am Wehen zu halten. Trotzdem ziemlich eingängig und etwas zum Hard Rock tendierend.
TRANSATLANTIC klingen mit Bridge Across Forever eher nach den großen Schmachtballaden der 80er, denn nach großartigem progressiven Verlangen. Da kann man - trotz ähnlichem Fahrwasser - Neal Morse schon deutlich mehr Substanz und Orginalität zusprechen. Nichtsdestotrotz mit poppigen Ansatz, aber hoher Qualität und einfach gut gemacht.
Würde man mir erzählen, die SISTERS OF MERCY hätten eine Reinkarnation erlebt und hießen nun DEVIN TOWNSEND PROJECT, würde ich es anhand von Hyperdrive! glauben. Der "Temple der Liebe" schielt irgendwie ums Eck, was es ja nicht zwangsläufig schlecht macht.
Zweifellos gut gemacht ist auch Road Salt von PAIN OF SALVATION, wird mir aber dann etwas zu soft.
Dann lieber etwas mit mehr Drive, wie ihn HEADSPACE bei Fall Of America hinlegen. Ja, ich weiß, das geht wieder arg in die Metal-Ecke, aber macht doch richtig Spaß.
Das - den Spaß - hatte ich mir auch von dem Song Pink Beatles In A Purple Zeppelin erwartet, doch irgendwie kommt Arjen Anthony Lucassen da nicht über eine psychedelische Anbiederung hinaus. Ist mir zu wenig.
IT BITES und AFFECTOR zeigen auf, dass der aktuelle Prog Rock doch in eine recht harte Richtung - mit softeren Zwischenspielen - weißt und sich da vom folkig-verspielten Ursprung doch einiges entfernt hat. Das wird die Gemeinde kaum weniger spalten als mich, wobei ich mich mit dem neueren Sound mehr anfreunden kann, als mit manchem "Gedudel" der 70er. Hier wird jeder Favoriten und Verzichtbares entdecken, aber genau dafür ist so ein Sampler geeignet.