Various Artists

Plug It In! Turn It Up!

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 18.07.2012
Jahr: 2012
Stil: Blues

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Various Artists
Plug It In! Turn It Up!, Bear Family Records, 2012
Produziert von: Diverse Länge: 960 Min Sek Medium: CD

Der kundige Plattensammler kennt sicher das deutsche Label Bear Family Records aus dem norddeutschen Hambergen. Die Macher des Labels haben sich aktuell einer Herkules-Aufgabe gestellt und bringen mit "Plug It In! Turn It Up!" ein sogenanntes Standardwerk über die Geschichte des elektrischen Blues auf den Markt. Um dem interessierten Leser dieses Mammutwerk ein wenig näher zu bringen, liegt es nahe, den Presstext zu zitieren, der die Inhalte dieser auf vier opulente Box-Sets verteilten Blues-Show erläutert:

"Mit insgesamt annähernd dreihundert Einzeltiteln beschreibt der Blueshistoriker und Musikwissenschaftler Bill Dahl aus Chicago die bislang umfassendste Geschichte des elektrischen Blues von seinen Anfängen in den späten 1930er Jahren bis in das aktuelle Jahrtausend. Bevor in den Dreißigerjahren Tonabnehmersysteme, erste primitive Verstärker und Beschallungssysteme und schließlich mit Gibsons ES-150 ein elektrisches Gitarren-Serienmodell entwickelt wurde, spielte die erste Generation der Gitarrenpioniere im Blues in den beiden Jahrzehnten vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auf akustischen Instrumenten. Doch erst mit Hilfe der elektrischen Verstärkung konnten sich Gitarristen und Mundharmonikaspielern gegenüber den Pianisten, Schlagzeugern und Bläsern in ihrer Band behaupten, wenn sie für ihre musikalischen Höhenflüge bei einem Solo abheben wollten.

Auf zwölf randvollen CDs, jeweils in einem Dreier-Set in geschmackvollen und vielfach aufklappbaren Digipacks, hat Bill Dahl die wichtigsten und etliche nahezu in Vergessenheit geratene Beispiele für die bedeutendste Epoche in der Geschichte des Blues zusammengestellt. Auf insgesamt über 650 Seiten in den vier ausführlich illustrierten und bebilderten Begleitheften erläutert er die Entwicklung jenes Genres, das wie kaum ein zweites enorme Bedeutung für die Entstehung der Rockmusik in den Sechziger und Siebziger Jahren besitzt. Von ersten zaghaften Ansätzen über swingende, jazz-inspirierte Jump-Nummern, erdigen Soloaufnahmen und Rock'n'Rollern aus den Fünfziger Jahren, von den hart treibenden Beats des britischen und US-amerikanischen Bluesrocks der Sechziger- und Siebzigerjahre und danach bis hin zum Soul/Blues der Siebziger und dem zeitgenössischen Blues von heute: mit diesem Konzept, das sich nicht darauf beschränkt, lediglich die Aufnahmen einer einzigen Plattenfirma zu präsentieren, veröffentlicht Bear Family das Standardwerk zur Geschichte des elektrischen Blues."

In der Tat, diese umfangreiche Werschau lässt kaum Wünsche offen, da fast alle wichtigen, aber auch die weniger bekannten Bluesartisten zum Zuge kommen und sich mit wenigstens einem, in manchen Fällen sogar mit mehreren Titeln vorstellen. Superstars und echte Wegbereiter wie Muddy Waters, Howlin' Wolf, John Lee Hooker, T-Bone Walker, Sonny Boy Williamson, Elmore James, Clarence Gatemouth Brown und B.B. King trifft man im Laufe der abgehandelten Jahrzehnte immer wieder mal, während unbedeutendere bzw. weniger bekannte Akteure wie Billy Gayles, Jerry McCain, Magic Sam, Jackie Brenston, Larry Davis und unzählige andere Sänger, Gitarristen und Blues-Harp-Spieler mit jeweils nur einem Track vertreten sind.

Die gute, alte elektrische Gitarre spielt selbstredend bei einem Großteil der knapp dreihundert Songs eine nicht unwesentliche Hauptrolle, die insbesondere im Zuge des dritten Box-Sets, das die aufregenden Jahre des britischen Blues-Booms zwischen 1960 und 1969 untersucht, absolut in den Vordergrund rückt. Da begegnet man dann unweigerlich den gelehrigen Schülern der in die Jahre gekommenen Altvorderen, wie THE PRETTY THINGS, THE YARDBIRDS, JOHN MAYALL'S BLUESBREAKERS, TEN YEARS AFTER, SAVOY BROWN, FLEETWOOD MAC und JEFF BECK GROUP, die auf ihre ungestüme Weise den alten Blues-Zyklus in eine neue Umlaufbahn schießen.

Es liegt in der Natur der Sache, dass die audiophile Seite dieser vier Box-Sets nachvollziehbaren Qualitätsschwankungen unterliegt. Die Schöpfer dieses bemerkenswerten Prachtwerks versprechen jedoch in den Liner-Notes, das sie bestrebt waren, jeweils die beste verfügbare Audioquelle verwendet zu haben.
Nach Durchhören der einzelnen Scheiben darf man den ausführenden Tonmeistern attestieren, bei der Restaurierung und Bearbeitung der teilweise fünfzig, sechzig, siebzig Jahre alten Tonspuren einen verdammt guten Job geleistet zu haben.

Für Musikfreunde, die den Blues noch nicht bis in den letzten Winkel durchforstet haben, dürfte dieses von Bear Family als Standardwerk bezeichnete Unterfangen, eine willkommene Gelegenheit darstellen, seinen musikalischen Horizont zu erweitern, zudem seinem tristen Plattenregal ein paar herrlich aufgemachte Box-Sets zu spendieren und sich beim Hören neugierig in die detailverliebten Künstlerinfos sämtlicher Akteure einzulesen, um sich im Nachgang möglicherweise mit dem einen oder anderen Blueser ein wenig näher zu beschäftigen bzw. zu kurz gekommene Epochen noch eingehender zu inspizieren. Eine in vielen Belangen lohnende Werkschau. Da die liebevoll in Szene gesetzten Digi-Packs nicht gerade preiswert daherkommen, könnte man sich "Plug It In! Turn It Up!" tatsächlich jetzt schon mal für den Weihnachts-Wunschzettel vormerken.

Frank Ipach, 16.07.2012

 

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