Various Artists

B-Book - Lust und Sound in West-Berlin

( English translation by Google Translation by Google )

Buch-Review

Reviewdatum: 22.11.2015
Jahr: 2015
Stil: New Wave
Verlag: Edel

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Various Artists
B-Book - Lust und Sound in West-Berlin, Edel, 2015
von: Mark Reeder
ISBN: 978-3-8419-0385-3
Umfang: 224 Seiten
Preis: 39,95 € zzgl. Versandkosten

Wenn man sich an die 80er erinnern kann, dann ist man nicht dabei gewesen. So sagt man im Allgemeinen und so steht’s auch irgendwo in der Werbung für dieses Buch. Genau genommen, dürften dann Mark Reeder, der vorgibt sich zu erinnern, und Hollow Skai, der es aufgeschrieben hat, eigentlich gar nicht “dabei gewesen“ sein.
Nun, mit ziemlicher Sicherheit sind da gehörige Gedächtnislücken vorhanden, aber das, was noch vorhanden ist, reicht locker aus, um ein Buch zu füllen, einen Film zu drehen, eine Doppel-CD mit Musik zu bestücken, etc.
Entsprechend gibt es inzwischen ein “B-Movie“, “B-Music“, Schallplatten, DVDs, BluRays, und eine “B-Box“, die alles zusammenfasst und dem Ganzen noch die Krone mit ein paar “B-Goodies“ aufsetzt. Wir schauen ins “B-Book“, denn was Schwarz auf Weiß gedruckt ist, soll ja noch den größten Wahrheitsgehalt aufweisen.

Wie es seiner englischen Herkunft entspricht, sind Mark Reeders Erinnerungen in Deutsch und in Englisch abgedruckt. Das Spiel kennen wir von vielen Publikationen und was manchmal als “Seitenschinderei“ durchgeht, macht, für mich, hier doch Sinn, denn irgendwie kommen Reeders Sätze in seiner Muttersprache “authentischer“.
Aber auch der deutsche Text schmälert nichts an der Unterhaltsamkeit des Buches. Es waren – nicht nur musikalisch – einfach tolle Jahre, zwischen 1979 und 1989. Und wenn man diese, wie Mark Reeder, in Berlin mitgemacht hat, waren sie noch intensiver.
An der Seite von Reeder überquert man den Ärmelkanal und betritt eine Stadt, die so völlig anders war, als jede andere Stadt dieses und wahrscheinlich jedes anderen Landes zu dieser Zeit. Irgendwie, so bekommt man den Eindruck, konzentrierte sich die ganze Energie einer neuen, aufstrebenden Jugend, die ihre ganz eigene Musik machen wollte, in der geteilten Stadt. Die auf der Suche nach etwas Neuem, noch nicht dagewesenen, waren, kamen nach West-Berlin. Und manchmal auch nach Ost-Berlin.
Leute wie David Bowie und Iggy Pop suchten – und fanden – hier neue Inspiration. Nick Cave wurde stark geprägt, durch seine Berliner Jahre. Und verließ die Stadt fast fluchtartig, bevor sie seine junge Karriere zu führ beendete.

Mark Reeder blieb. Und er war nahezu überall vorn dabei, Als bunter Vogel, der gleichzeitig, ob seiner Muttersprache, gerne als Vermittler/Übersetzer für englischsprachige Künstler eingesetzt wurde und bald als Manager, Produzent, Schauspieler, sogar Labelinhaber, Karriere machte. Wie auf Speed (und was in der Richtung wird mit im Spiel gewesen sein) rast Reeder durch das Berlin jenes Jahrzehnts. Ist dabei (oder zumindest in der Nähe) wenn Gabriele Susanne Kerner als Fanbeauftragte von SPLIFF arbeitet, wenn “der wahre Heino” auftritt, trifft die DIE ÄRZTE, Blixa Bargeld, die Humpe-Schwestern, oder erlebt wie die TOTEN HOSEN über die Grenze in den Ostteil, für ein Konzert, geschmuggelt werden und wie Campino bei der Rückkehr einen Ost-Grenzer anpöbelt, was ihm gleich ein paar Stunden Verhörhaft einbringt.
Zwischendurch tritt Mark Reeder mit seiner eigenen Band, “Die Unbekannten“ auf und ist bei der Eröffnung von Clubs wie das “SO 36“ oder dem “Risiko“ mit an vorderster Front. Wenn nicht gleich als Türsteher.
Dabei ist nicht alles Gold, was glänzt, denn oft genug hausen die Protagonisten in besetzten Abbruchhäusern, mit Mobiliar, welches nicht mal die Müllabfuhr mitnehmen würde. Clubs entstehen indem ein Loch in den Wohnzimmerfußboden einer Wohnung geschnitten und eine Treppe zum Kellerraum darunter installiert wird. Die "Mauer" ist allgegenwärtig und auf den Straßen ist es nicht immer lustig. "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" entstand nicht zufällig in Berlin.
Was anderswo kaum oder unvorstellbar war - in Berlin gab es das.
Mit oft minimalsten Mitteln, wurde Neues kreiert, auf billigsten Instrumenten – oder was man zum “Instrument“ machte – wurde neue Musik, neue Beats, geschaffen.
Da das Buch noch sehr großzügig mit Bildern (auch mal nicht so jugendfreie…) bestückt ist, kann man sich ein nahezu perfektes Bild von jenen Jahren machen. Irgendwie, je mehr man sich einliest und vertieft, kommt es einem fast so vor, als wäre man “dabei gewesen“. Was ja – siehe oben – eigentlich gar nicht geht.

Epi Schmidt, 20.11.2015

 

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