Uncle Earl

Waterloo, Tennessee

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 29.04.2007
Jahr: 2007

Links:

Uncle Earl Homepage



Redakteur(e):

Epi Schmidt


Waterloo, Tennessee, Rounder Records, 2007
Kristin Andreassen Vocals, Guitar, Fiddle, Feet, Banjo Ukulele
Rayna Vocals, Fiddle
KC Groves Vocals, Mandolin, Guitar, Mandola
Abigal Vocals, Banjo
Gäste:
Erin Youngberg Bass, Vocals
John Paul Jones Piano, Bass, Mandola, Papoose, Wobbleboard, Hollering
Tara Nevins Triangle (Wallflower)
Eric Thorin Bass (One True)
Gillian Welch Drums (The Last Goodbye)
Produziert von: John Paul Jones Länge: 47 Min 29 Sek Medium: CD
1. Black-Eyed Susie9. Sisters Of The Road
2. The Last Goodbye10. Streak O'Lean, Streak O'Fat
3. One True11. D & P Blues
4. Wish I Had My Time Again12. The Birds Were Singing Of You
5. My Little Carpenter13. Wallflower
6. My Epitaph14. Drinker Born
7. Buonaparte15. Easy In The Early ('til Sundown)
8. Bony On The Isle Of St. Helena16. I May Never

Wer sich die Solo-Alben von John Paul Jones angehört hat, bekam einen Eindruck, dass jener mehr mit dem LED ZEPPELIN-Sound zu tun hatte, als sich die meisten vorstellen mögen. Dass Mr. Jones neben bombastischen Tönen auch eine Vorliebe für akustische Klänge und ursprüngliche Musik - bis in vorherige Jahrhunderte - hegt, ist einigermaßen bekannt und man hat das zu Zep-Zeiten ja auch schon per Bild und Ton mitgekriegt.
Hier geht's aber in erster Linie nicht um John Paul, der dieses Album allerdings gerne produzierte, sondern um vier "Landmädels", die sich UNCLE EARL nennen und die sich, obwohl aus unterschiedlichen Bands, Solokarrieren und musikalischen Neigungen kommend, einem puristischen Folkstil widmen. "Im weitesten Sinne", hätte Robert Lemke gesagt.

Wenige Sekunden in ihrem neuen Album "Waterloo, Tennessee" drin, mag man schon die Beine zu dem Irish-Folk-Tune Black-Eyed Susie schmeißen. Vocals werden hier noch nicht gebraucht, aber die flott kratzende Fidel sorgt umgehend für Schwung. Gleich anschließend perlen die Stimmen der vier Mädels zu einem schunkelnden Scheunen-Stomp, wie das Bächlein im Gebirge. Auch hier natürlich mit Fidel, Banjo und was man sonst so auf dem Lande braucht. Und beim nächsten Titel One True ist man da vollends hinüber, wenn die Girls sich zu wunderherrlichsten Harmonien stimmlich zusammenfügen. Munter staubt der Boden, fliegt das Stroh und kreist die Keramikflasche..., bereits hier dürfte man sich in diese Scheibe vernarrt haben. Oder kann sie nicht leiden. Großartig ändert sich jedenfalls nichts mehr und das ist auch gut so.
[Man muss wissen, dass Herr Schmidt zuletzt einige Wochen auf Kur war. Das hat seine poetische Ader auf allerhöchstem Niveau beflügelt. Red.]
Die folgende Geigenweise kennt man aus nahezu jedem Film, in dem der amerikanische Sezessionskrieg vorkommt. Uncle Earl lockern die Nummer mit ein paar Vocals auf und nennen das Wish I Had My Time Again.
Natürlich geht's auch mal etwas besinnlicher zu und auch da - in My Little Carpenter - träumt sich gerne zu diesen herrlichen Stimmen dazu. Hier kann sich auch Produzent John Paul Jones nicht mehr zurückhalten und wird schon mal an der Mandola tätig. Er steigt dann noch öfter ein.
Schöner harmonierende Stimmen als hier hab ich schon lange nicht mehr gehört, aber auch solo klingt das absolut beeindruckend. In My Epitaph, wieder mit größerem irischen Touch, erinnert mich Abigal Washburn gar an die Qualitäten einer Sinead O'Connor.
Das 'Waterloo' im Albumtitel kommt nicht von ungefähr und mit dem a cappella Stück Buonaparte führen uns die Vier ins 19. Jahrhundert, wo es geschrieben wurde. Womöglich kurz nach Napoleons Tod 1821. So folgt gleich ein bisschen Geschichtsunterricht (im Booklet) und die Version dieses "19th century pop song" Bony On The Isle Of St. Helena.
Mit den Sisters Of The Road fügt sich mal kurz ein Irish Folk Instrumental ein, wobei sich sofort ausgelassene Pub-Besucher vor dem inneren Auge des Hörers im Kreise drehen. Ähnlich klingt es beim folgenden Streak O'Lean, Streak O'Fat, nur mit einem großen Schuss Country, der einen wieder über den großen Teich transportiert. Die auf chinesisch eingeworfen Worte waren für Abigail Washburn kein Problem, denn für die fernöstliche Sprache und Dichtung hatte sie schon immer eine Schwäche. Hat ein bisschen was vom 'Orange Blossom Special'.

Wenn Cowgirls den Blues kriegen, dann wird zwischendurch auch mal gejodelt, selbst wenn es beim D & P Blues um 'drinking' und 'promiscuity' geht. Oder gerade deswegen? Jedenfalls wird manchen die Melodie an Rory Gallaghers Version von Out On The Western Plain erinnern.
Wenn es um Countryfolk und mehrstimmigen Gesang geht, ist der Sprung zur CARTER FAMILY nicht weit, und so gibt's mit The Birds Were Singing Of You auch einen Song der diesen Reminiszenz erweist. Würdig gemacht, möchte ich meinen.
Und ein weiterer großer Songschreiber wird gewürdigt: Bob Dylan. Dessen Wallflower kommt in diesem ländlich fidelen Gewand mindestens so gut wie im Original und wem, außer UNCLE EARL, wäre aufgefallen, dass der Song eine Triangel benötigt? War es eben noch eher getragen, geht es bei Drinker Born wieder in einem rasend gepickten Bluegrass-Stil äußerst flott dahin. Wer es mag, wie HAYSEED DIXIE AC/DC-Nummern in die Mangel nehmen, der wird auch hier fröhlich mithoppeln.
Wie die Girls sich einfach um ein Mikrofon scharen, im Takt klatschen, und ihre Stimmen zu einem gospelmäßigen Chor verweben, wie in Easy In The Early, ist so toll, dass man fast schon verzückt mit dem Kopf dazu nickt und die Mundwinkel schmerzbeglückt verzieht.
[Muss eine ungewöhnliche Kur gewesen sein. Red.]
Im finalen I May Never widmen sie sich noch mal einem lockeren Folk-Feeling, inkl. Mundharmonika, Banjo, Fidel, Akustikgitarre, etc. Wie gehabt.

Nahezu alles wird von den Mädchen selbst gespielt und nur hier und da von ein paar Gästen ergänzt. Wo Bruce Springsteen eher mit Dampf seine "Seeger Sessions" zelebriert, wird hier eine etwas subtilere Seite aufgezeigt, die aber nicht weniger Spaß macht.
Diese 'Dixie Chicks' sind jedenfalls ein richtig heißer Tipp.

Epi Schmidt, 29.04.2007

 

© 2008 - 2024 by Hooked on Music