Uli Jon Roth

Tokyo Tapes Revisited - Live In Japan

( English translation by Google Translation by Google )

CD & DVD-Review

Reviewdatum: 03.12.2016
Jahr: 2016
Stil: Hard Rock

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Redakteur(e):

Marc Langels


Uli Jon Roth
Tokyo Tapes Revisited - Live In Japan, UDR Music, 2016
Uli Jon RothGitarre & Gesang
Nathan JamesGesang
Niklas TurmannGitarre & Gesang
David KlosinksiGitarre
Ule W. TitgenBass
Corvin BahnKeyboards
Jamie LittleSchlagzeug
Produziert von: Aiko Hatakeyama (Regie) & Isamu Watanabe (Sound) Länge: 147 Min 40 Sek Medium: CD & DVD
CD 1 & BluRayCD 2 & BluRay
01. All Night Long01. Top Of The Bill
02. Longing For Fire02. I've Got To Be Free
03. Crying Days03. Polar Nights
04. The Sails Of Charon04. Dark Lady
05. Sun In My Hand05. Pictured Life
06. Virgin Killer06. Catch Your Train
07. Kojo No Tsuki07. All Along The Watchtower
08. We'll Burn The Sky08. Little Wing
09. In Trance
10. Rainbow Dream Prelude
11. Fly To The Rainbow

In Diskussionen über welches Live-Album wohl das Beste überhaupt ist, kommt immer wieder auch “Tokyo Tapes“ zur Sprache, das erste Bühnen-Werk der SCORPIONS. Das Werk machte die Band schlagartig berühmt und zeigte Stärken, die die Band um Klaus Meine und Rudolf Schenker so bis dahin noch nicht unbedingt gezeigt hatte. Aber sie rückte auch ein weiteres SCORPIONS-Mitglied in den Fokus der weltweiten Öffentlichkeit: Solo-Gitarrist Uli Jon Roth, unter anderem auch deswegen, weil es dessen letzte Aufnahmen zusammen mit der Band waren (die Band hatte seinen Abschied bereits nach dem Album “Taken By Force“ angekündigt). Sein extrem melodisches aber zugleich technisch höchst anspruchsvolles Spiel machten Roth zu einem Vorbild für zahllose junge Gitarristen wie etwa Yngwie Malmsteen, Kirk Hammett (METALLICA), Gus G. (FIREWIND, Ozzy Osbourne), Michael Romeo (SYMPHONY X) oder Hank Shermann (MERCYFUL FATE) – und für viele Fans zu einer Ikone.

Im vergangenen Jahr nun war Roth erneut auf Tournee in Japan und entschied sich dazu, eines der Konzerte aufzunehmen – eben just in der Halle, in der 1978 das Live-Dokument “Tokyo Tapes“ entstanden war, dem Nakano Sun Plaza. Die Halle bietet gerade mal 2.222 Personen Platz – dort wurden aber neben dem SCORPIONS-Klassiker noch die Live-Alben von Sarah Vaughan (“Live In Japan“ von 1973) und Todd Rundgren (“Nearly Human Tour“ 1990) aufgenommen. Zudem spielten NIRVANA ihr letztes Japan-Konzert dort. Für die Setlist ließ sich Roth bei seiner Rückkehr natürlich auch ein wenig von der Vergangenheit inspirieren. Und so werden neben seinen Solo-Werken und den beiden abschließenden Jimi Hendrix-Hymnen All Along The Watchtower und Little Wing nicht weniger als neun Songs an diesem Abend erneut aufgeführt. Dabei darf man sich doch zumindest darüber wundern, dass mit He’s A Woman, She’s A Man und Speedy’s Coming zwei absolute Klassiker ausgespart wurden.

Roths Band bei diesem Konzert mag aus überwiegend (noch) recht unbekannten aber sehr talentierten Musikern bestehen: den Gesang übernahm Nathan James, der Frontmann der britischen Band INGLORIOUS. Seine Stimme ist rauer und kerniger als die von Meine auf den originalen “Tokyo Tapes“, aber er singt mit viel Seele und Leidenschaft, was sicherlich jeden Hörer mitreißen dürfte. Ab und zu überlässt er das Mikrofon aber auch Niklas Turmann von der Band CRYSTAL BREED, der ansonsten eine der insgesamt drei Gitarren bedient. Der dritte Sechs-Saiter auf der Bühne ist David Klosinski, der sich bisher hauptsächlich als Session-Musiker einen Namen gemacht hat und schon seit 2012 zur Band von Roth gehört. Die Rhythmus-Sektion besteht aus Jamie Little am Schlagzeug, der schon mit so unterschiedlichen Künstlern wie ROACHFORD, Leona Lewis, Matt Schofield und Steve Vai zusammengearbeitet hat und dem Bassisten Ule W. Ritgen (auch bei FAIR WARNING und ZENO aktiv – dort übrigens mit dem Bruder von Uli Jon Roth). Die Keyboards übernahm Corvin Bahn, der in seiner Karriere auch schon für JANE, GAMMA RAY, KAMELOT, SAXON, EPICA, MOB RULES und U.D.O. (um mal nur einige Bands zu nennen) in die Tasten gegriffen hat. Wie man sieht, die Namen mögen den meisten Fans nicht unbedingt sofort etwas sagen, aber diese Musiker haben mächtig was drauf.

Im Mittelpunkt steht aber zweifelsohne an diesem Abend der Meister-Gitarrist und sein erneut absolut makelloses Spiel. Es ist schon faszinierend, Roth zuzusehen und zuzuhören. Er spielt voller Gefühl, Leichtigkeit und doch gleichzeitig mit einer technischen Raffinesse, die auch heute noch zu begeistern weiß. Nach den knapp zweieinhalb Stunden des Konzerts weiß man definitiv, warum ihn so zahlreiche große Künstler als Inspiration und Vorbild bezeichnen. Und dabei ist es vollkommen egal, ob Roth auf seiner berühmten elektrischen Sky oder aber auf einer akustischen Gitarre spielt. Der bald 62-Jährige (er feiert am 18. Dezember Geburtstag) bewegt seine Finger heute noch so flink und filigran (vielleicht sogar noch mehr) wie vor 40 Jahren und verleiht jeder Note ein besonderes Flair.

Auch die technische Umsetzung dieser Live-Aufnahmen ist nahezu perfekt geworden. Bild und Ton sind exzellent, die Farben sehr angenehm und man kann den Musikern tatsächlich auch mal in Ruhe auf die Finger schauen. Keine hektischen Schnitte stören den Genuss. Wenn man etwas monieren möchte, dann sind das die nahezu unverständlich leisen Ansagen zwischen einigen der Songs, aber darüber kann man eigentlich auch nur müde lächeln. Denn das fällt nun angesichts der hier gebotenen musikalischen Qualität so überhaupt gar nicht ins Gewicht. Denn “Tokyo Tapes Revisited“ ist ein Höchstgenuss in wirklich jeder Hinsicht: optisch und akustisch. Es ist eine pure Freude, der Band hier zuzusehen und zuzuhören, so dass man kaum genug davon bekommen kann. Insofern ist wohl davon auszugehen, dass dieses Paket aus Doppel-CD und BluRay oder DVD auch bald in den Diskussionen über die absoluten Live-Klassiker seinen rechtmäßigen Platz einnehmen wird.

Marc Langels, 02.12.2016

 

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