Udo Lindenberg hat es nicht so mit dem Understatement. Das hat er oft genug in seinen Songtexten deutlich gemacht, das hat er im letzten Jahre deutlich gemacht, als er - nachdem er mittlerweile die 75 überschritten hat - den “Club der Hundertjährigen“ bei seinen Konzerten ausgerufen hatund das beweist er, praktisch von Beginn seiner Karriere an, mit seinen Shows. Klarer Fall, dass auch ein Buch über “die ewige Linde“ nicht im Taschenbuchformat daher kommt. Das hat 2020 Udographie gezeigt und das ist natürlich auch bei diesem Werk so, dass 23 x 32 cm groß im Softcover daherkommt.

Dr. Jörg-Uwe Neumann und Sebastian C. Strenger haben sich eingehend mit dem beschäftigt, was, neben der Musik, längst wichtige Bestandteile des lindenbergischen Kosmos sind: Die Malerei und die große Show. Dabei profitiert der Leser – meist ist man mehr Betrachter – davon, dass Neumann in der DDR aufgewachsen ist und dadurch einen anderen Blickwinkel hat und ebenso davon, dass Strenger ein fundierter Kunstkenner ist, der dem – wahrscheinlich nicht ganz so bewanderten – Leser einige Querverbindungen, Ursprünge und Verwandtschaften zu Udos Malerei aufzeichnen kann.

Das Engagement der beiden hat zu der “bisher größten Ausstellung zum Leben und Schaffen dieses Ausnahmekünstlers in der Kunsthalle Rostock“, die im Frühjahr 2023 eröffnet wurde, geführt. So wird dieses großformatige Buch zwar mit ein paar Konzertplakaten eröffnet, aber die erste Hälfte besteht dann aus Lindis berühmten Likörellen. Einige davon sind dem Kunstfreund sicher bekannt, aber mancher wird sicher vom Zyklus “Die 10 Gebote“ überrascht sein. Oder die Serie “Rock gegen rechte Gewalt“ noch nicht gekannt haben. Selbst bei Udo geht es nicht immer “locker vom Hocker“ zu.

Die Bilder werden teilweise von Auszügen aus seinen Songtexten begleitet, was sie noch einmal in einem besondern Licht erscheinen lässt. Wer Udo lieber im Licht der Bühnenscheinwerfer sieht, wird im zweiten Teil fündig, für den Hannes Rossacher (wir erinnern uns: DoRo) und Frank Bartsch verantwortlich zeichnen: “50 Jahre Udo Lindenberg & das Panikorchester“! Von den frühen Tagen, vor und hinter der Bühne, bei Promotion-Fotos oder im legendären Onkel Pö, von Elli Pyrelli (Renate Dahlke) bis zur Lady Whisky und den verschiedenen Inkarnationen der Panik-Band, sind hier alle zu finden. Teilweise in wohl kaum bis gar nicht gesehenen Aufnahmen.

Aufgelockert durch Geschichten von Fans und/oder Wegbegleitern. Auch hier, weil er einen großen Anteil an Udos Geschichte hat, der Blick nach und vom Osten der Republik. Auch wenn das dort mittlerweile manche vergessen haben. Umso wichtiger und interessanter, dass hier noch einmal der “Sonderzug nach Pankow“ bestiegen wird und an das “Konzert vor FDJ-Mumien“ erinnert wird.

Hannes Rossacher teilt mit uns “Ein paar Gedanken zur Bühnenshow“ und ganz viele Gedanken teilen (einst) junge Menschen, denen Songs wie Wozu sind Kriege da oder auch Ich bin beim Bund zu ihrer Zeit ganz viel bedeuteten. Oder, im Falle von Wozu sind Kriege da immer noch bedeuten.

In so einer Werksschau darf eine Diskografie natürlich fehlen und auch am Schluss beschert uns das Buch wieder in paar Seitengroße Konzertplakate und Bilder von den Shows des Lindianers. Ob man nur durch diese tollen Bilder blättert oder sich die Geschichten und Texte dazu durchliest, es wird nicht bei einem Male bleiben und die Wahrscheinlichkeit, dass man den Weg Richtung Rostockder Kunsthalle einschlägt ist nicht gering. Allerdings sollte man sich sputen, denn die Ausstellung läuft nur noch bis zum 29.10.2023

Achtung: In Zusammenarbeit mit dem Heel Verlag verlosen wir ein Exemplar des 2020er Buches “Udographie – Die ultimative Lindenberg-Diskographie“.

Bitte schickt bis zum 8. Oktober 2023 ein E-Mail an epi@hooked-on-music.de und beantwortet folgende Frage: Wer ist in dem Udo Lindenberg-Song 'Cowboy' in einer Sprechrolle zu hören?