Udo Lindenberg

Die Kollektion 1971-1982

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CD-Review

Reviewdatum: 18.10.2005
Jahr: 2005

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Redakteur(e):

Jörg Litges (* 1965, ✝ 2015)


Udo Lindenberg
Die Kollektion 1971-1982, Rhino Records, 2005
Udo Lindenberg Vocals
Steffi Stefan Bass
Hannes Bauer Guitars
Bertram Engel Drums
Jean Jaques Kravetz Keyboards
Produziert von : Udo Lindenberg & anderen. Länge: 252 Min 33 Sek Medium: CD
CD 1:
1. We've Had Our Time10. Nichts haut einen Seemann um
2. We Could Be Friends11. Ganz Egal
3. Good Life City12. Mädchen aus Ost-Berlin
4. Sommerliebe13. Cello
5. Hoch im Norden14. Candy Jane
6. Tief im Süden15. Honky Tonky Show
7. Rock'n'Roll Band16. Leider nur ein Vakuum
8. Alles Klar auf der Andrea Doria17. Bitte keine Love Story
9. Boogie Woogie-Mädchen
CD 2:
1. Jonny Controlletti10. Der Malocher
2. Rudi Ratlos11. Elli Pyrelli
3. Nostalgie Club12. Jack
4. Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt13. Ich träume oft davon ein Seegelboot zu klau'n
5. Glitzerknabe14. Rock'n'Roller
6. Cowboy Rocker15. Reggae Meggi
7. Der Dirigent16. Nina
8. Votan Wahnwitz17. Ich bin Rocker
9. Da war soviel los
CD 3:
1. Bodo Ballermann10. Mister Nobody
2. Wenn ich 64 bin11. Riki Masorati
3. Radio Song12. Sie ist 40
4. Mädchen13. Immer noch verrückt nach all den Jahren
5. Die Bühne ist angerichtet14. Reeperbahn
6. Meine erste Liebe15. Rockin' and Rollin'
7. All she left was the old Procol Harum Record16. Na und?!
8. Rock'n'Roll Arena in Jena17. Bis ans Ende der Welt
9. Der Kurt Richter-Blues
CD 4:
1. Der Amerikanische Traum10. Kann denn Liebe Sünde sein
2. Dialog zu As Times Go By11. Kugel im Colt
3. As Times Go By12. Strassen-Fieber
4. New York13. Wozu sind Kriege da?
5. Desperado14. Berlin
6. Baltimore15. Sie liebten sich gigantisch
7. Candle In The Wind16. Körper
8. Baby, wenn ich Down bin17. Gesetz
9. Gegen die Strömung18. No Future

Udo Lindenberg, seit über 30 Jahren nicht mehr aus der deutschen Rock Szene wegzudenken, wird dieser Tage mit einer wirklich fantastischen Box gewürdigt, die die Essenz seines Schaffens wiedergibt.

Udo Lindenberg war nicht immer die Karikatur, die er jetzt darstellt, lallend seiner Glanzzeit hinterher hechelnd, keinen gescheiten Song mehr auf die Beine bringend. Udo war mal einer der einflussreichsten und innovativsten Musiker der Szene. Das war bevor er mit dem Sonderzug nach Pankow fuhr und sich mehr um die Einigung Deutschlands kümmerte, und SED Parteichefs mit Lederjacken beschenkte. Sicherlich hatte er zu der Zeit den größten kommerziellen Erfolg, aber wie Dave Mustaine schon passend bemerkte: "Peace Sells. But Who's Buying", ich zumindest zu dem Zeitpunkt nicht mehr. Seine Vision eines friedlichen Mauerfalls wurde Jahre später Wirklichkeit. Die Rock Arena in Jena rückte näher! Damals spielte er auch beim Festival vor der niedergerissenen Mauer, seine damals minderjährigen Protegees Hauden und Lukas sorgten für eine breite Gitarrenwand, und Lukas, jetzt den Nachnamen Hilbert tragend, sorgt heutzutage wenigstens teilweise für alte Lindenberg-Poesie in den Charts.

Das vorliegende 4 CD Set, wunderschön aufgemacht in einem Hardcover mit eingeheftetem Booklet, beinhaltet Hochglanzfotos aus allen Stationen seiner Karriere, beschränkt sich auf seine Jahre genau vor diesem Sonderzug nach Pankow. Also die Zeit als er bei Teldec unter Vertrag war. Sogar seine erste LP "Lindenberg" (gab's in englisch und deutsch) wurde nicht ausgespart. Sehr zu meiner Freude finden sich auf dieser Compilation sogar die englischen Versionen. Nach einem kurzen Abstecher zu "Daumen im Wind" (erinnert eher an Liedermacher wie Reinhard Mey) mit eher dokumentarischen Wert, sind wir schon bei Udo in seiner Hochphase!

Alles Klar auf der Andrea Doria startete den Siegeszug von Udo, dem Panikorchester und seinen liebenswerten Schöpfungen, sei es Candy Jane, Votan Wahnwitz, Elli Pyrelli, Rudi Ratlos oder Bodo Ballermann. Namen, die noch heute jeder kennt!

Jetzt tendenziell in Richtung Rock'n'Roll mit Honky Tonk Piano gehend, werden auch die Bühenshows immer opulenter, es gab unter anderem die Rock Revue und mit der Dröhnland Symphony stellt man eine der bis dahin größten Produktionen eines Deutschen Acts auf die Bühne. Er tourte mit Peter Herbolzheimer und seinem Orchester, lange bevor es hip wurde, so was zu machen. Sein Scheinwerferlicht teilte Udo aber auch bevorzugt mit weiblichen Gästen. Ulla Meinecke, Inga Rumpf, Helen Schneider, Gianna Nannini. Ihnen allen gab er den Startschuss zu ihren Karrieren.

Aber auch den alten Helden und seinen Idolen huldigt er, lange bevor Stefan Gwilidis englische Klassiker mit intelligenten deutschen Texten versah, sang Udo von der Reeperbahn (Penny Lane), der Sympathie für den Teufel (Sympathy For The Devil) oder wollte Raus aus dem Dreck (We've gotta get out of this place).

Mit dem größer werdenden Erfolg wendet sich Udo allerdings auch dem Blauen Engel, spricht dem Alkohol (dem er ja nie ganz abgetan war) immer ausschweifender zu. Den Lindenbergschen Wortschöpfereien tat das damals noch keinen Abbruch, er war ein Cowboy Rocker (zusammen mit Otto Waalkes und Inga Rumpf), besang Mädchen (hier in einer raren alternativen Fassung zu hören) und schwamm Gegen die Strömung, nachdem er davon Träumte ein Seegelboot zu klau'n (Titelsong des Kult-Films "Nordsee ist Mordsee" aus dem Jahre 1976)

Udos eigener Kinofilm "Panische Zeiten" (erscheint diese Tage als Special Edition DVD) wurde sogar als "Besonders Wertvoll" ausgezeichnet. Udo als Bundeskanzler. Na ja, schlimmer als es jetzt ist, hätt's ja eigentlich auch nicht werden können.

Mit "Udopia" fuhr er dann im Sakko nach Monaco, welches auf dieser Compilation leider schmerzlich fehlt. Seine politische Ausrichtung wurde immer klarer und auch, dass er sie bei den Live Konzerten kund tat: Wozu sind Kriege da? Mit "Keule" holte er die Sprichwörtliche heraus, Teile der Songs wurden von den Jungs der Metal Band Dokken geschrieben, Gesetz, verschreckte aber doch so manchen Fan durch die ungewohnt moderne, harte Art und Weise.

Diese Platte beschrieb auch das Ende der Teldec/Telefunken Ära und somit das Ende dieser Box. Udo sollte ein Jahr später mit "Odyssee" und schon erwähntem Sonderzug bei der Polydor wieder auftauchen.

Diese CD Edition zeigt die Highlights des Schaffens eines großen Künstlers zu seiner Glanzzeit. Fast alle Tracks sind digital remastered, weisen einen hervorragenden Klang- und Dynamikumfang auf. Sicherlich konnte man es mit der Songauswahl nicht jedem Lindenberg Fan Recht machen. Das bleibt dann für eine komplette remasterte CD Edition.

Ich kann hier meine unbeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. Sei es für die Leute die, wie ich, das alte Vinyl noch im Schrank haben, und noch nicht komplett durch CDs ersetzt haben, sei es für den, der in seiner Jugend Udo mochte und ein wenig in der Vergangenheit schwelgen möchte, oder auch für den Neueinsteiger, der wissen möchte was dieser nuschelnde Schlapphutträger denn vor seiner neuen Single Hallo Angie, das Merkel ich mir, die wohl kein Sender spielen mag, gemacht hat. Nach eigenen Angaben ist Udo zur Zeit sehr kreativ, und will bald eine neue Platte aufnehmen. Ich wünsche ihm und uns, dass er wenigstens damit wieder annähernd an die songschreiberische Vielfältigkeit der hier verwendeten Songs anknüpfen kann, und nicht nur wieder Plattitüden raushaut.

Wer mehr über Udo Lindenberg wissen möchte, dem kann ich übrigens das Buch "Panikrocker küsst man nicht" empfehlen. Geschrieben von seiner langjährigen Lebensgefährtin Maria Bachmann, allen besser bekannt als "Dann klappt's auch mit dem Nachbarn"-krähende Werbetante für Geschirrspülmittel.

Jörg Litges, 18.10.2005

 

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