Twisted Sister

Under The Blade, Still Hungry

( English translation by Google Translation by Google )

CD & DVD-Review

Reviewdatum: 19.06.2011
Jahr: 2011
Stil: Heavy Metal, Glam Metal

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Twisted Sister Homepage



Redakteur(e):

Marc Langels


Twisted Sister
Under The Blade, Still Hungry, Eagle Rock/Armoury Records, 2011
Dee SniderGesang
Jay Jay FrenchGitarre
Eddie OjedaGitarre & Gesang
Mark "The Animal" MendozaBass & Gesang
A.J. PeroSchlagzeug & Gesang
Produziert von: Pete Way (Under The Blade) & Mark Mendoza (Still Hungry) Länge: 129 Min 17 Sek Medium: CD & DVD
Under The Blade
01. What You Don't Know (Sure Can Hurt You)08. Tear It Loose
02. Bad Boys (Of Rock'n'Roll)09. Day Of The Rocker
03. Run For Your Life10. WHat You Don't Know (Sure Can Hurt You)(Ruff Cutts Version)
04. Sin After Sin11. Shoot 'Em Down (Ruff Cutts Version)
05. Shoot 'Em Down12. Under The Blade (Ruff Cutts Version)
06. Destroyer13. Leader Of The Pack (Ruff Cutts Version)
07. Under The Blade14. Shoot 'Em Down (Live At Reading)
Bonus DVD: 1982 Reading Festival
01. What YOu Don't Know (Sure Can Hurt You)05. Shoot 'Em Down
02. Sin After Sin06. Tear It Loose
03. Bad Boys (Of Rock'n'Roll)07. Under The Blade
04. Destroyer08. It's Only Rock'n'Roll
Still Hungry
01. Stay Hungry09. S.M.F.
02. We're Not Gonna Take It10. Never Say Never (1984 Sessions)
03. Burn In Hell11. Blastin' Fast & Loud (1984 Sessions)
04. Horror Teria12. Come Back (2004 Studio Bonus Track)
05. I Wanna Rock13. Plastic Money (2004 Studio Bonus Track)
06. The Price14. You Know I Cry (2004 Studio Bonus Track)
07. Don't Let Me Down15. Rock'n'Roll Saviors (2004 Studio Bonus Track)
08. The Beast16. Heroes Are Hard To Find (Bonus Track)

“So we look kind of weird to you, well, how do you look to me?” – mit dieser Zeile aus Bad Boys (Of Rock’n’Roll) lässt sich das Phänomen TWISTED SISTER wohl am treffendsten umschreiben. Anfang der 1980er Jahre gab es eigentlich nur zwei Sorten Rock-Fans. Die einen liebten Dee Snider und seine Band (wie etwa Lemmy von MOTÖRHEAD oder Pete Way von UFO) und die anderen verachteten sie auf Grund ihres Auftretens. Eine englische Beschreibung trifft es ziemlich genau: „The band famously looked like women, talked like men and played like motherfuckers.“

Es war schwer, die Band auf den Covern mit der Musik auf den Platten in Verbindung zu bringen. Auf der einen Seite sahen sie aus wie die frühen MÖTLEY CRÜE, rockten aber sogar noch härter als die CRÜE in ihren Frühphasen. Sie nahmen kein Blatt vor den Mund, fluchten und schimpften und legten sich auch schon mal mit dem Publikum an. Auf der anderen Seite schrieben sie aber auch Musik-Geschichte und einige ihrer Songs gehören auch heute (fast 30 Jahre nach ihrer Entstehung) noch zum Allgemeingut des Rock’n’Roll.

Armoury Records hat sich wirklich verdient gemacht um die Band, indem sie den gesamten Katalog TWISTED SISTER-Katalog noch einmal aufgelegt haben. Damit wird denjenigen, die es noch nicht wussten, klar, dass TWISTED SISTER eine der wichtigsten Rock-Bands der frühen 1980er Jahre waren – und vor allen Dingen: warum. Zum Abschluss dieser Reihe, in der bereits die um Bonus-Tracks erweiterten Alben “You Can’t Stop Rock’n’Roll“, “Come Out And Play“, “Love Is For Suckers“ und die beiden Raritäten-Sammlungen “Club Daze Vol. I““ und “Club Daze Vol. II“ erschienen sind, kommen nun die beiden Filet-Stücke neu auf den Markt: das Debüt “Under The Blade“ und DAS TWISTED SISTER-Werk schlechthin “Still Hungry“.

Den Anfang macht dabei “Under The Blade“, das die Band noch von ihrer ungeschliffensten, rohesten und wildesten Seite zeigt. Hier gibt es keinen glattgebügelten Glam-Metal, wie man ihn vielleicht optisch erwartet hätte. Vielmehr ballert sich die Band durch ursprünglichsten Heavy Metal in der Zwei-Gitarren-Reinkultur mit donnernder Rhythmus-Sektion, die das Wort langsam nicht kennt. TWISTED SISTER machen sowohl musikalisch als auch auf der textlichen Eben klar, dass sie sich auf keinen Fall verbiegen lassen will. Sie sind die Bad Boys (Of Rock’n’Roll) und ganz klar „mad boys out of control“.

Wenn man das Album mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre das wohl: “Energie”. Denn nur wenige Bands schafften es damals, die Leidenschaft und ungezügelte Power ihrer Live-Auftritte ins Studio zu übertragen, wie es den TWISTED SISTER hier gelang. Keine Verschnauf-Pausen, keine Lücken-Füller, keine Gnade. Tracks wie Shoot ’Em Down, Under The Blade oder Tear It Loose sind 1-A-Nackenbrecher, wohingegen Destroyer eher Assoziationen mit BLACK SABBATH oder aber mit God Of Thunder von KISS wachruft. Da die Band zuvor schon mehr als 10 Jahre in kleinen Clubs auftrat, hatte sie natürlich ein entsprechend reichhaltiges Repertoire an Songs, um die besten für dieses Album auszusuchen.

Der Sound des Debüts ist auch nach 30 Jahren und einer digitalen Überarbeitung immer noch sehr grobschlächtig. Das Album klingt immer noch wie schnell eingespielt, bearbeitet und veröffentlicht. Aber es hat auch nach all diesen Jahren noch einen Zauber. Dieser trägt den Hörer zurück in eine Zeit, als dem Hard Rock noch der Duft des Bösen anhing, als Leute noch die Straßenseite wechselten, wenn die langhaarigen Rocker ihnen entgegenkamen.

Dabei gibt es noch eine kleine Anekdote über die ursprüngliche Plattenfirma Secret Records. Dabei handelte es sich nämlich nicht um ein amerikanisches Label, wie es vielleicht nahegelegen hätte sondern um Engländer. Wie es scheint, war den US-Firmen die Band suspekt und so schnappten sich die Briten die Band und veröffentlichten 1982 das Debüt. Um den TWISTED SISTER-Hype noch etwas anzuheizen wurden zuvor drei der Songs von “Under The Blade“ plus die bekannt Cover-Version Leader Of The Pack (später auch noch einmal re-recorded auf “Come Out And Play“) veröffentlicht. Diese sind in den damaligen “Ruff Cutts“ hier ebenso enthalten wie eine Live-Version von Shoot ’Em Down. Leider ging das Label kurz nach der Veröffentlichung von “Under The Blade“ pleite. So mussten die Briten zusehen, wie die Früchte der harten Arbeit andere absahnten.

Als weiteres Schmankerl für die Fans bietet die hier vorliegende Version eine DVD mit dem 1982er-Auftritt beim Reading-Festival. Dabei zeigt sich einmal mehr die ganze Bandbreite der Emotionen, die TWISTED SISTER hervorrufen. Auf der einen Seite werden sie von einem Großteil der Fans frenetisch gefeiert und bieten einen explosiven Auftritt der Güte-Klasse 1. Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche „Fans“ (um es mal vorsichtig auszudrücken), die die Band ständig mit irgendwelchem Zeug bewerfen. Das führt zum einen zu einer klasse Ansprache von Dee Snider, der darauf hinweist, dass die Werfer ihre eigentlichen Ziele ja ständig verfehlen und stattdessen das restliche Publikum treffen und der sie dazu auffordert, sich nach dem Konzert hinter der Bühne der Band zu stellen. Danach ziehen TWISTED SISTER unbeirrt ihren Gig durch, knallen die besten Songs vom Debüt unters Volk und werden bei der abschließenden ROLLING STONES-Cover-Version It’s Only Rock’n’Roll (But I Like It) noch dazu tatkräftig von Pete Way (UFO, Bass), Lemmy (MOTÖRHEAD, Bass) und Philthy Taylor (Ex-MOTÖRHEAD, Gitarre) unterstützt. So stehen am Ende des Gigs drei Gitarristen du drei Bassisten auf der Bühne – das ist wohl ziemlich einzigartig.

Die DVD war bisher nicht erhältlich und eigentlich wurden die Kameras auch nur dafür eingesetzt, um das Geschehen in einen angrenzenden VIP-Raum zu übertragen, wo sich dann wohl die übrigen Musiker die Show anschauten. Daher darf man auch nicht allzu viel technische Finesse erwarten. Vielmehr gibt es eigentlich nur die Ansicht von der Bühnenseite und eine bewegliche Kamera, die ab und zu Schlagzeuger A.J. Pero einfängt. Trotzdem ist dieser Auftritt für TWISTED SISTER-Fans ein so genanntes „must-have“.

Ein solches ist auch das Album “Still Hungry“. Die Fans wissen natürlich sofort, dass es sich hier um die Neuaufnahme des 1984-er Werks “Stay Hungry“ handelt. Die Band war nach eigenen Aussagen nie zufrieden mit dem Sound der Original-Pressung und nahm das Album daher 2004 zu damals 20-jährigen Jubiläum noch einmal neu auf. Daher darf es nicht verwundern, dass der Sound nun deutlich knalliger daherkommt als auf dem Original.

Und zeitlose Gassenhauer wie We’re Not Gonna Take It oder I Wanna Rock haben auch in der Zwischenzeit nichts von ihrer Faszination eingebüßt und dürfen sich zu recht „Klassiker“ nennen. Und auch die anderen Songs verbinden auf der einen Seite Massen-kompatible Hooklines mit totaler „Street Credibility“. Hier rocken immer noch die harten Jungs aus New York und dennoch schaffen sie es, ihrer Musik genügend Eingängigkeit zugeben, um eine größere Masse an Menschen anzusprechen. Kein Wunder also, dass “Stay Hungry“ damals das erfolgreichste Album der Band war und in Fan-Kreisen immer noch als Referenz-Werk herangezogen wird. Allerdings waren Dee Snider und Co. mit dem Sound nie wirklich zufrieden. Daher wurde es 2004 noch einmal komplett neu eingespielt. Dabei wurde auf der einen Seite natürlich maximales Augenmerk darauf gelegt, den Spirit der damaligen Zeit möglichst beizubehalten. Auf der anderen Seite wurde manches Solo etwas überarbeitet und auf das damals sehr beliebte Ausfaden der Stücke wurde bis auf zwei Ausnahmen verzichtet. (Wer mehr Details zu diesem Werk wissen möchte, dem seien die Rezensionen der Kollegen Litges und Schmidt wärmstens empfohlen).

Beide CDs gehören (zusammen mit “You Can’t Stop Rock’n’Roll“ und/oder “Come Out And Play“) selbstverständlich in jede gut sortierte Rock-Sammlung, die auch nur halbwegs was auf sich hält. Zwingender waren die Schwestern in ihrer Karriere nicht mehr. Insofern gebührt Armoury Records ein dickes Lob dafür, dass sie alle TWISTED SISTER-Alben und insbesondere “Under The Blade“ in dieser würdigen Version noch einmal neu aufgelegt haben.

Marc Langels, 17.06.2011

 

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