Tweedy Sukierae, dBpm Records, 2014 |
Jeff Tweedy | Vocals, Guitars, Bass, Keyboards, Piano, Mellotron | |||
Spencer Tweedy | Drums, Percussion | |||
Scott McCaughey | Keyboards, Vibraphone, Piano | |||
Jess Wolfe, Holly Laessig | Backing Vocals | |||
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Disc One: | Disc Two: | |||
01. Please Don't Let Me Be So Understood | 01. Flowering | |||
02. High As Hello | 02. Desert Bell | |||
03. World Away | 03. Summer Noon | |||
04. Diamond Light Pt. 1 | 04. Honey Combed | |||
05. Wait For Love | 05. New Moon | |||
06. Low key | 06. Down From Above | |||
07. Pigeons | 07. Where my Love | |||
08. Slow Love | 08. Fake Fur Coat | |||
09. Nobody Dies Anymore | 09. Hazel | |||
10. I'll Sing It | 10. I'll Never Know | |||
Also, langweilig ist das neue Jeff Tweedy Werk "Sukierae" ganz bestimmt nicht. Will heißen, man hat Mühe es von Beginn an zu verstehen. Eine Platte für den flüchtigen Genuss klingt sicherlich anders. Im Opener Please Don't Let Be So Understood offeriert uns Tweedy, der schräge Vogel, sogleich sein Credo auf punkig-rotzige Art und Weise: "I don't wanna give you satisfaction, I don't wanna call in code... I don't want to kill all those people, but I don't wanna grow up, grow love. I don't wanna be so understood." Da weiß man, woran man ist.
Der längst etablierte WILCO-Frontmann präsentiert uns gemeinsam mit seinem 18-jährigen Sohn Spencer, der ein recht abwechslungsreiches Schlagzeugspiel bevorzugt, ein hochinteressantes Solo-Debut, das zwanzig neue Tweedy Kompostionen enthält, die sich von der instrumentalen Vielfalt und den üppigen Arrangements der letzten WILCO-Scheiben erheblich unterscheidet.
Der Mann aus Illinois spielt wie üblich akustische und elektrische Gitarren und singt total unaufgeregt, zupft den Bass und drückt hie und da mal ein paar Keyboard-Akkorde. Gelegentlich helfen Tastenmann Scott McCaughey (R.E.M., THE MINUS 5) oder die beiden LUCIUS-Damen Jess Wolfe und Holly Laessig mit kecken Backing Vocals aus. Hat sich der Hörer erstmal darauf eingestellt, entwickelt sich Tweedys vielsagender Low Key-Kosmos häufiger als zunächst gedacht zu einem mitreißenden Stück Musik. "I've always been low key, let's let the record show. No, I won't jump for joy, I don't. If I get excited Nobody knows."
Doch nicht alles auf Tweedys neuem Album entwickelt diese Sogwirkung, manches gerät etwas zu gleichförmig, trist, schleicht ohne große Höhepunkte übers Parkett. Man sucht vergeblich markante Fixpunkte.
Aber alles ist und bleibt unverkennbar Jeff Tweedy, der melancholische, nachdenkliche Songwriter mit Niveau und persönlichem Stil. Manchmal fällt ihm dann doch noch die Sonne ins Gesicht (Summer Noon und Low key). Da denkt man an WILCOs "Summerteeth", das offenbar Ewigkeiten zurückliegt. Das psychedelisch verquaste, verstörende Diamond Light Pt.1 erinnert dann schon eher an RADIOHEAD.
Wie gesagt, nichts für den flüchtigen Genuss. Man muss sich ein wenig Mühe geben, dieses Doppelalbum zu mögen. Am Ende wird man belohnt.