All Those Trailer Park Sweethearts All Those Trailer Park Sweethearts, Eigenvertrieb, 2006 |
Christian Fest | Vocals, Acoustic Guitar, Harp | |||
Patrik Gröhn | Guitars, Mandolin, Backing Vocals | |||
Gerald Fuchs | Bass | |||
Gerhard Jablonski | Drums, Percussion | |||
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1. Fifth Rifle | 7. Omaha Beach | |||
2. 12 Main Street | 8. Hobo Moon | |||
3. Texas Boy | 9. Trailer Park Sweetheart | |||
4. Dear Cab Driver | 10. Parchman Farm | |||
5. Night Wraps Around You | 11. Too Early | |||
6. Goin' Back To Glen | ||||
Deutsche Bands haben es schwer im Roots-Musik-Zirkus, das steht schon mal fest. Oder?
Diese uramerikanische Spielart traut man uns Europäern nicht ohne weiteres zu. Doch haben nicht der eine oder andere Holländer, Engländer und Skandinavier diese These längst ad absurdum geführt? Doch wider besseren Wissens ergeht es TRAILER TRASH aus Würzburg zunächst nicht anders und sie kämpfen einmal mehr gegen Vorurteile und Skepsis meinerseits. Doch wie schon vor einigen Wochen, bei der Betrachtung des aktuellen Markus Rill-Albums, komme ich zu dem Schluss, dass die Begabung, halbwegs überzeugenden Roots-Rock zu präsentieren nicht unbedingt aus amerikanischem Boden erwachsen muss. Markus Rill hat's, allerdings unter Zuhilfenahme amerikanischer Kollegen, ausreichend belegt und TRAILER TRASH machen sich nun auf, den Americana-Narr in mir zu foppen.
Wie bei so vielen Independent-Produktionen, egal welcher Herkunft (den Amis gelingt dies auch nicht immer), muss man sich erst einmal damit abfinden, dass der Gesamtsound zwar in Ordnung geht, aber leider nie so geil klingt wie bei den großen Vorbildern. Und obwohl wir wissen, dass dies eine Sache des Etats ist, trübt es den Gesamteindruck dieses ambitionierten Werkes doch ein wenig.
Das rein musikalische Talent der vier Süddeutschen bleibt allerdings unbestritten. Gitarrist Patrick Gröhn (der übrigens auch bei Markus Rills 'GUNSLINGERS' mitstreitet) weiß nur zu gut, wie man spritzige, teils twangige, teils rockige Akzente setzt und überhaupt merkt man der gesamten Band an, dass sie sich eingehend mit der Materie 'Americana' auseinandergesetzt hat. In den Plattenregalen des Vierers steht sicherlich hinreichend Hörfutter der besten Art, was sich auch in der Auswahl der bei Live-Gigs verwendeteten Cover-Songs bestätigt. Nicht umsonst verquirlen TRAILER TRASH gerne mal ein paar Songs von Tom Petty, Ryan Adams, Steve Earle, Johnny Cash und Chris Knight mit ihrem eigenem Material. Sie orientieren sich zwangsläufig an ihren bereits etablierten Brüdern und Schwestern (wer kann sich im überbordenden Roots-Karussell schließlich davon freisprechen?) und schaffen es mit Geschick und Einfühlungsvermögen, die hochgesteckten Ziele ohne größere Ungereimtheiten zu verfolgen.
Apropos Reime, die Lyrics des Hauptsongwriters Christian Fest hinterlassen den nachhaltigsten Eindruck. Fest schafft es, auf eindrucksvolle Weise spannende Geschichten zu erzählen, die sich keineswegs nur oberflächlich mit so aufrüttelnden Themen wie der Todesstrafe (Parchman Farm) oder dem Irrsinn des Krieges (Omaha Beach und 12 Main Street) auseinandersetzen.
Wenn auf "All Those Trailer Park Sweethearts" auch nicht alles so locker und unverkrampft klingt wie auf dem vorzüglichen Hobo moon, ein Wah-Wah-getränkter Boogie wie Trailer Park sweetheart mitunter ein wenig eckig und bemüht dahertrudelt, bleibt dennoch das insgesamt erfreuliche und sympathische Statement einer Band im Ohr hängen, die mit heißen Herzen ein Stück amerikanischer Musikkultur auf ihre eigene Weise interpretiert. Überzeugt euch selbst auf der TRAILER TRASH-Website.