Tracy Nelson Victim Of The Blues, Delta Groove Music, 2011 |
Tracy Nelson | Vocals | |||
Mike Henderson | Guitar, Banjolin on Victim Of The Blues | |||
Byron House | Bass | |||
John Gardner | Drums | |||
Jimmy Pugh | Piano & B3 | |||
Marcia Ball | Piano and Vocals on Shoot My Baby | |||
George Bradfute | Rhythm Guitar on The Love You Save | |||
Vicki Carrico, Reba Russel, John cowan, Terry Tucker, James "Nick" Nixon | Backup Vocals | |||
Angela Streli | Vocals on Howlin' For My Baby | |||
John Cowan | Vocals on Without Love | |||
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01. You'll Be Mine | 07. One More Mile | |||
02. Lead A Horse To Water | 08. Stranger In My Own Home Town | |||
03. Shoot My Baby | 09. The Love You Save (May Be Your Own) | |||
04. I Know It's A Sin | 10. Feel So Bad | |||
05. Victim Of The Blues | 11. Without Love (There Is Nothing) | |||
06. Howlin' For My Baby | ||||
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Ich gebe zu, bei der Masse an zu besprechenden CDs, DVDs, Konzerten etc. bleibt manches Album nach dem Review im Regal stehen und ward nicht mehr gehört. Obwohl es oft genug verdient wäre, doch woher die Zeit nehmen?
Ein Album, welches ich, gut acht Jahre nach seinem Erstdurchlauf, immer wieder einmal hervorziehe, ist Tracy Nelsons "Live From Cell Block D". Und sei es nur, um ihre begeisternden Versionen von Send Me To The 'Lectric Chair oder After The Fire Is Gone wieder einmal zu hören. Immer wieder bin aufs Neue von dieser Stimmgewalt angetan.
Tracy Nelson ist Alles: Country, Blues, Folk, Rock'n'Roll, Soul, Gospel ... in erster Linie ist sie eine Sängerin. Völlig unabhängig davon, was sie singt, ist es allein ihre Stimme, die einen unwillkürlich in ihren Bann zieht. Lasst euch von dem Bild auf der CD-Rückseite nicht täuschen: Wir sprechen hier von keinem jungen Mädel, sondern von einer Dame, der Willie Nelson (nicht verwandt) schon den Status einer Ikone bescheinigte.
Mit ihrem neuen Album besinnt sie sich ihrer Chicago Blueswurzeln, was aber nicht heißen soll, dass sie sich in Melancholie ergibt, sondern - wie gehabt - es ist ordentlich Schwung in dieser Scheibe.
Bereits You'll Be Mine legt in bestem, frühen Blues- und Rock'n'Roll-Stil los. Klingt herrlich nach alten Aufnahmen, ein bisschen nach leerem Konzertsaal, mit tollem Boogie-Piano á la Marcia Ball und einem authentischen Bass im Stile von Willie Dixon, der diesen Song auch geschrieben hat.
Das toll vibrierende Lead A Horse To Water bringt Swamp-Blues und Gospel-Einflüsse mit sich und "knirscht" herrlich, als befände man sich auf einer Tour entlang des Mississippi. Ein Wahnsinn, diese tiefe, voll tönende Stimme der Sängerin.
Entlang des Mississippi stößt man unweigerlich auf New Orleans und führt kein Weg an eben genannter Marcia Ball vorbei. Und genau diese Cajun-Queen ist der Gaststar beim folgenden Shoot My Baby! Im Original stammt der Song von Jimmy Reed, hier klingt das komplett nach dem typischen Stil von Marcia Ball. Keine spielt das Piano in dieser herrlich anmachenden, perlenden, Art wie Marcia, die auch gleich noch im Gesangsduett mit Tracy glänzt. Eine Slide-Gitarre im Stil von Reed gibt’s natürlich auch.
Zu jedem Song hat Tracy Nelson ein paar Zeilen verfasst und hält nicht damit hinter dem Berg, dass sie einst ihre "Virginity" zu den Klängen von Reeds Honest I Do verlor. Entsprechend folgt mit I Know It's A Sin ein weiterer Titel des Bluesman. Der langsame, von der Hammondorgel getragene, soulige, Titel erinnert ein bisschen an ein balladeskes It Hurt's Me Too und diese gewaltige Stimme von Tracy kommt hier wieder richtig gut zur Geltung.
Zu ihren frühesten Einflüssen zählt Tracy die Bluessängerin Ma Raney und mit Victim Of The Blues zollt sie ihr ein weiteres Mal Tribute. Sie fängt auch sehr gut den leicht schleppenden Stil und die Atmosphäre des Originalsongs der 1939 verstorbenen Blues-Ikone ein.
Zu dem schwungvollen Blues-Boogie Howlin' For My Baby findet sich eine weitere Sangeskollegin ein: Angela Strehli. Da macht das Mitschaukeln natürlich gleich doppelt Spaß, wenn so eine ebenfalls tolle Sängerin mit an Bord ist.
Weitere Unterstützung gibt es unter anderem von George Bradfute, der uns aus seiner Zusammenarbeit, als Gitarrist und Produzent mit Jason Ringenberg vertraut ist und Vicki Carrico, ihres Zeichens ein Viertel der wundervollen KENTUCKY THUNDER.
Ob eher gemächlicher Blues, wie Muddy Waters' One More Mile, groovige R&B-Nummern, wie Stranger In My Own Home Town oder gospelhafte Balladen, wie The Love You Save, immer ist eine gewisse Spannung vorhanden, die den Hörer nicht loslässt und ihn den Vortrag gebannt verfolgen lässt. Es liegt einfach an dieser außergewöhnlichen Sängerin, die nichts von ihrer Anziehungskraft verloren hat und auch auf diesem Album praktisch durchgehend überzeugt. Wenn man sich ein Bergmassiv von Gesang vorstellen kann, dann sollte es diesen Namen tragen: Tracy Nelson.