Tony Spinner

Viersen, Saal Birgit, 28.03.2009

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 29.03.2009
Stil: Blues Rock

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Tony Spinner @ facebook



Redakteur(e):

Frank Ipach


Tony Spinner,
Viersen, Saal Birgit, 28.03.2009

Viersen, Pfarrstr.6, die Fassade des alten Pfarrsaals schmiegt sich eher unauffällig in die schmale, nachtgraue Strasse. Um die Ecke parken wir zwischen weiß schimmernden Dienstwagen des Viersener Caritasverbandes und treten schließlich gespannt in den erstaunlich gut gefüllten ehemaligen Pfarrsaal, mit dem irritierenden Namen 'Saal-Birgit' ein. Welch seltsamer Name für einen Ort, der sich in den letzten Monaten und auch für die Zukunft einige illustre Namen auf sein Veranstaltungsprogramm schreibt. Sollen hier doch demnächst Herrschaften wie David Knopfler, Roger Chapman und Walter Trout die katholischen Grundfesten erschüttern. Wenn der Zuschauerzuspruch ähnliche Ausmaße annimmt wie am gestrigen Samstagabend, dürfte der musikalischen Zukunft dieser eher altbacken wirkenden Räumlichkeit allerdings nichts im Wege stehen. Rock'n'Roll nebst christlichem Beistand, da gibt es wahrlich verwegenere Allianzen...

Tatsächlich tummelten sich gegen 20:15 Uhr schon ca. 140-150 bluesinteressierte Zuhörer im selbsternannten Raucherclub des 'Saal Birgit', so dass Biergeruch und Zigarettenqualm ein adäquates Ambiente für ein zünftiges Blues-Rock Konzert bereiteten. Das reichlich mitgenommene, schwer nach Sechziger Jahre ausschauende Interieur strömte einen lange nicht mehr erlebten Charme aus und meine beiden Musikerfreunde und ich fühlten uns glatt in unsere Teenagerzeit zurückversetzt, als wir im heimischen Pfarrsaal auch so manche lokale Rock-Größe beim Ertasten des Rock'n'Roll Horizonts begleiteten.

Der Rahmen war also gesteckt, die Stimmung brodelte recht ordentlich, die Zuschauer outeten sich per T-Shirt gerne als echte Musikfreunde, wobei hier Rory Gallagher und Buddy Guy stellvertretend genannt seien, das Bier floss, bei Preisen von 1,50 Euronen kein Wunder, in Strömen und nicht nur unsere aus Mülheim (freundliche Grüße) angereisten Blues-Nachbarn, die sich als fleißige Konzertgänger outeten, warteten gespannt auf Tony Spinner plus Band.

Tony Spinner, der, genau wie letztlich im September '08 in Dortmund, barfuß auf die Bühne kam, legte gleich mächtig groovend mit seinem funky Rufus Thomas Track Walking the dawg los. Der Sound im Saal war recht ordentlich, wobei notorische Soundnörgler- und Fetischisten sicherlich einiges zu verbessern gewußt hätten. Sei's drum, Tony Spinners Gitarren (Fender Strat, Telecaster und Les Paul 'Gold Top'), überzeugten mit irre gutem Sound und der blonde Amerikaner, der sich in den Jahren zuvor einen gewissen Bekanntheitsgrad als Sidekick für TOTO erspielt hatte, machte ein echtes Fass auf. Seine beiden holländischen Kumpanen, Han Neijenhuis am Schlagzeug und Michel Mulder am Bass, zeigten sich aufgeräumt und in blendender Spiellaune. Die Songs seines neuen Albums "Rollin' & Tumblin'", u.a. Count your blessings, Lay down your crutch, CC Rider, Saving grace, Cathead Biscuit, Goldfish bowl Blues, Listen to your heart, mischten das Publikum zusehends auf, wobei sich die trinkfesten Viersener es sich nicht nehmen ließen, während der Darbietungen lauthals quatschend und unter ansteigendem Bierpegel grölend für Irritationen bei dem einen oder anderen konzentriert und versunken zuhörenden Gast zu sorgen. Natürlich brachte die Band auch Songs ihres mächtig unter Feuer stehenden Albums "Live In Europe" zu Gehör, u.a. Hendrix' Kracher Spanish castle magic oder auch den IRS Blues.

Die Tony Spinner Band scherte der Geräuschpegel im Saale reichlich wenig, Tony erzählte freundlich lächelnd nur das Nötigste, wies allzu gerne auf das neue Album hin, und dann rockten und bluesten sie doch wieder was das Zeug hielt, legten nach knapp 90 Minuten eine kleine Pause ein, in der Tony fleissig Autogramme schreibend CD´s aus dem Koffer verkaufte, nur um dann mit ungebrochener Kraft weitere knapp 70 Minuten die Gitarrengötter der späten Sechziger und frühen Siebziger Jahre gegeneinander auszuspielen. Spinner erinnerte in seiner grandiosen Art immer wieder an Helden wie Jimi Hendrix, Rory Gallagher, Robin Trower, Stevie Ray Vaughan, Peter Green und Johnny Winter und eroberte mit ausschweifenden, aber niemals langweilig werdenden Gitarrenflügen und irrwitziger Wah-Wah-Technik die Herzen der Zuschauer. Die obligatorischen Bass- und Drum-Soli sorgten für verdienten Szenenapplaus, doch das Zentrums des Geschehens wurde durch Tony Spinners furiose Gitarrenarbeit bestimmt. Nicht zu vergessen, sein verdammt guter Gesang, von dem sich mancher Blues-Rocker gerne eine Scheibe abschneiden kann.

Ein gelungener Abend, der offenkundig Zuschauern und Band einen Heidenspaß bereitete. Als pünktlich um Mitternacht, nach einer vehement eingeforderten Zugabe, der letzte Ton verklungen war, hatte sich Tony Spinner mit seiner Band ebenbürtig und stolz in die Ahnengalerie der großartigen Blues-Rocker eingereiht.
P.S. Die Fotos des Kollegen Litges stammen vom Dortmunder Konzert aus dem letzten Jahr.

Frank Ipach, 28.03.2009

 

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