Tony Joe White The Heroines, Sanctuary Records, 2004 |
Tony Joe White | Vocals, Guitars | |||
Jessi Coulter, Emmylou Harris, Shelby Lynne, Michelle White, Lucinde Williams | Vocals | |||
Jack Bruno | Drums | |||
Steve Forrest | Bass | |||
Carson Whitsett | Hammond Organ | |||
Michael Bolger | Trumpet | |||
David Ralicke | Trombone, Saxophone | |||
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1. Gabriella | 7. Wild Wolf Calling Me | |||
2. Can't Go Back Home | 8. Rich Woman Blues | |||
3. Ice Cream Man | 9. Robbin' My Honeycomb | |||
4. Closing in on the Fire | 10. Fireflies in the Storm | |||
5. Back Porch Therapy | 11. Chaos Boggie | |||
6. Playa del Carmen Nights | 12. Gabriella's Affair | |||
Wenn jemand als cool, als lässig, als unerschütterlich zu bezeichnen ist, dann doch wohl Tony Joe White. Mit seinem schwerfälligen Bariton, der ihn schon als 26-jährigen bei seinem Debut im Jahre 1969 aus der Menge der weissen Blues/Soul-Afficionados herausstechen liess, beweist er auch fünfunddreissig Jahre später sein untrügerisches Geschick, das Leben in den Sümpfen Louisianas nachzuzeichnen.
Glaubwürdig seit eh und je, verhalf er mit seinen Kompositionen so manchem Künstler zu gewinnträchtigen Chartnotierungen. Selbst Elvis coverte T.J.'s Polk salad Annie. Von den zahlreichen Rainy night in Georgia-Versionen verschiedenster Künstler mal ganz abgesehen, verdiente Tony Joe wohl das meiste Geld mit seinen vier Songs auf Tina Turners "Foreign Affairs"-Album (1989).
Nun, seine Integrität sollte man deshalb nicht anzweifeln, den seine eigenen Alben verkauften sich nicht ganz so zahlreich und Tantiemenschecks sind nicht zu verachten. Trotz allem vertraut Tony Joe White selbstredend auf ein treues und loyales Publikum, das die Vorzüge des Grummlers auch im neuen Jahrtausend zu schätzen weiss. Erdig, bluesig, soulig, fast immer laid-back, schleicht sich auch der Grossteil seines neuen Werkes durch den undurchdringlichen Sumpf der Musiklandschaft und beweist, dass man sich durch Glaubwürdigkeit und solide Kontinuität immer wieder ans rettende Ufer hangeln kann.
Doch Tony Joe wäre kein wahrer Musiker, versuchte er nicht durch kleine, aber fein nuancierte Veränderungen sein künstlerisches Gesamtbild positiv zu beeinflussen. Seinen Sohn Jody liess er produzieren und schafft den gemeinsamen Spagat zwischen Tradition und Moderne. Witzig, Tonys Aussage über Sohnemanns State-of-the-art-Equipment: "Man, my ol' funky studio is like the Starship Enterprise in here".
Drei Songs schrieb der Meister mit seiner Gattin Leann. Den Rest verantwortet er fast alleine, wären da nicht seine persönlichen Heldinnen, die er zum gemeinsamen Singen bat. Die hochverehrten und allseits geschätzten Emmylou Harris, Lucinda Williams, Shelby Lynne und Waylon Jennings-Gattin Jessi Coulter duettieren mit dem Swamp Fox. Wobei das Stelldichein mit letzterer auf Fireflies in the storm als schwächster Beitrag zu werten ist. Mittelmässiger Song und eine seltsam nach Transistor klingende Leadgitarre.
Ganz anders hingegen das knisternde Tete-a-tete mit der herben Schönheit Lucinda Williams. Lucinda transportiert eh 'ne Menge Erotik in ihrer Stimme und der alte Bär Tony Joe fühlt sich dermaßen angestachelt, dass er sich zu einem seiner Trademark-Wah-Wah-Soli hinreissen lässt. Ach ja, so lieben wir ihn.
Ganz der treusorgende und zärtliche Vater, schwadroniert Mr.White gemeinsam mit seiner Tochter Michelle über die Vorzüge lauer Sommernächte im karibisch verzierten Playa del Carmen nights. Man sieht sie förmlich am Strand sitzen, Schulter an Schulter, die Nylon-String-Gitarre im Schoss. Hier schliesst sich der Familienkreis.
Mit Emmylou wagt sich Tony Joe, wie sollte es anders sein, in Country Gefilde. Und beide lassen sich ungehemmt durch die Stille der Nacht treiben, bis zum Wild wolf calling me.
Und, die jüngste der weiblichen Heldinnen, Shelby Lynne, beweist in Can't go back home mit beeindruckendem Soul-Feeling, dass sie den anderen Ladies in nichts nachsteht und auch in Zukunft mit ihr zu rechnen sein wird.
Alles in allem ein rundes Album, welches dem echten Tony Joe White Fan einen Seufzer abringen wird. Ja, er kann es noch, er hat nichts verlernt.