Tom Russell Aztec Jazz, Proper Records, 2013 |
Tom Russell | Vocals, Guitar | |||
Thad Beckmann | Lead Guitar, Backing Vocals | |||
Roger Morland | Bass | |||
Eirik-Andre Rydningen | Drums | |||
Andre Fjortoft, Espen Olsen | Percussion | |||
Norwegian Wind Ensemble | Flutes, Oboe, Bassoons, Clarinets, saxophones, Trombones, Trumpets, French Horns | |||
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01. Love Abides | 07. Stealing Electricity | |||
02. Nina Simone | 08. Finding You | |||
03. East Of Woodstock, West Of Vietnam | 09. Mississippi River Running Backwards | |||
04. Goodnight Juarez | 10. St Olav's Gate | |||
05. Criminology | 11. Jai Alai | |||
06. Guadelupe | ||||
Schon Tom Russells letzten zwei Albumveröffentlichungen "Blood And Candle Smoke" (2009) und "Mesabi" (2011) rückten ihn abermals in den Fokus des Americana-Zirkels. Russells ausgewiesen feine Zusammenarbeit mit den Könnern der Band CALEXICO verdeutlicht hier auf imposante Weise sein seit Jahrzehnten gelobtes Händchen für eindringliche Songs im Geiste der großen Storyteller, deren Brutstätte Texas seit jeher als Ausgangspunkt für zahllose begeisternde Americana-Episoden gilt.
Russells neues Projekt mit dem 32-köpfigen NORWEGIAN WIND ENSEMBLE setzt jetzt noch einen oben drauf und präsentiert 11 Songs aus der langen Karriere des inzwischen 65-jährigen Troubadours. Das 'live in concert' mitgeschnittene Großereignis aus Norwegen illustriert Russells Geschichten vor einem ganz anderem Hintergrund.
Das feinfühlig unter der Leitung von Frank Brodahl agierende WIND ENSEMBLE bettet die Tex-Mex infizierten Singer-Songwriter Ideen des Amerikaners in ein zartes und luftig gewebtes Netz aus Flöten, Oboen, Klarinetten, Saxofonen und Poasaunen, ohne jedoch die Lieder zu überfrachten. Was sich anfänglich wie ein schwergewichtiges klassisches Konzert anschleicht und ein wenig Verwirrung stiftet, entwickelt sich in allerkürzester Zeit zu einem ästhetisch wertvollem Erlebnis allererster Güte.
Die bestaunenswerten Arrangements des Norwegers Mats Haling lassen Russells Songs in ganz hellem Licht erstrahlen und berühren auf spezielle Weise Herz und Kopf. Die elf Lieder leben von ihrer unglaublichen, orchestralen Dynamik und ihrer bezaubernden klangmalerischen Schönheit, die jedoch stets von der rhythmischen Gravitationskraft von Bass und Schlagzeug vor dem Abheben bewahrt wird. Die erhabenen Arrangements des NORWEGIAN WIND ENSEBLES lassen den Hörer quasi in einem vibrierenden Spannungsfeld zwischen Himmel und Erde schwelgen.
Eine derartige künstlerisch fruchtbare und wertvolle Zusammenarbeit findet tatsächlich nicht alle Tage statt. Wer also dem Americana-Genre zugetan ist und sich generell nicht scheut, ein musikalisches Experiment zu durchleben, darf sich mit Tom Russells "Aztec Jazz" auf eine spannende und stimmungsvolle Reise begeben, die dem eher knorrigen und kantigen Texas-Troubadour-Ansehen eine zarte und sensible Note verpasst.