Tinsley Ellis Tough Love, Heartfixer Music, 2015 |
Tinsley Ellis | Guitars, Vocals, Harmonica on Everything, Wurlitzer Piano on In From The Cold | |||
Kevin McKendree | Organs, Pianos, Mellotron and Tympani on In From The Cold | |||
Lynn Williams | Drums | |||
Steve Mackey | Bass | |||
Jim Hoke | Saxophone on All In The Name Of Love | |||
Steve Herrman | Trumpet on All In The Name Of Love | |||
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01. Seven Years | 06. Should I Have Lied | |||
02. Midnight Ride | 07. Leave Me | |||
03. Give It Away | 08. The King Must Die | |||
04. Hard Work | 09. Everything | |||
05. All In The Name Of Love | 10. In From The Cold | |||
Ja, es ist nicht so einfach, mit der Liebe. Ob die Liebe zu einem Menschen oder zur Musik. Oder was auch immer. Vielleicht blickt Tinsley Ellis deswegen auf dem Cover seines neuen Albums etwas grimmig? Man könnte es aber auch trotzig nennen, denn auf der Rückseite der Hülle schaut er schon bedeutend hoffnungsvoller, irgendwie sogar stolz, drein.
Da hat er auch allen Grund dazu, denn seine 18. Veröffentlichung ist ihm wieder gut gelungen. Kaum ein Jahr ist vergangen, seit ”Midnight Blue”, da liefert er schon den Nachfolger. Nun ja, wie er auf seiner Homepage selbst sagt: “A musician never got famous staying home“. Entsprechend oft ist er, neben seinen Albenproduktionen, auch unterwegs. Ebenfalls auf seiner Homepage, kann man sich bei einem Video einen Eindruck davon verschaffen, wie das ist, wenn er beispielsweise mit Warren Haynes und John Scofield bei einem GOV’T MULE-Konzert auf der Bühne steht.
Dabei kann er sich auch mit sich selbst gut duellieren, wie man in dem lockeren Boogie Midnight Ride hier gut hören kann. Los geht’s aber mit Seven Years, welches leicht funky groovt und gleich verdeutlicht, dass Tinsley auch ein hervorragender Sänger ist, mit jeder Menge Gefühl.
Ellis hat natürlich sein bewährtes Team am Start und so klingt das Ganze auch sehr ausgewogen. Da kann man eine Nummer auch ruhiger angehen, mal sporadisch etwas Slide-Gitarre einstreuen und die Band den Rest übernehmen lassen. Vor allem Longtime-Sideman Kevin McKendree, an Orgel und Piano, zeichnet sich hier aus.
Das “Guitar World“ hat Tinsley Ellis bereits in eine Reihe mit Johnny Winter und SRV gerückt, und ich denke, da ist ein Eric Clapton auch nicht weit entfernt. An dessen laid-back Stil, der vorgerückten 70er Jahre erinnert Hard Work nicht unwesentlich. Cool, lässig, gut.
Bei All In The Name Of Love erinnert mich teilweise an die späteren Alben von Ronnie Wood, wenn der Richtung R&B tendiert. Allerdings kann Tinsley entsprechend singen. Genannter Clapton kommt mir wiederum in den Sinn, wenn ich Should I Have Lied hören. Jedenfalls, wenn jener auf dem Blues-Trip ist. Erneut hat McKendree – hier am Piano – die Führung, während Ellis für den einfühlsamen Gesang und für die leidenschaftlichen Gitarren-Einwürfe verantwortlich zeichnet. Macht das einmal eine Ecke lauter und wähnt euch in einem Blues-Club, lehnt euch verzückt zurück und geniest. Grandios.
Ich bin eigentlich ein Verfechter von Fremd-Produzenten, aber Ellis hat offensichtlich die Erfahrung und hat dem Album und den Songs einen hervorragenden Sound verpasst. Transparent und trotzdem mit dem nötigen Druck kommt die Scheibe und der Hörer hat eine Menge Freude. Gerade an Songs wie Leave Me. Wieder herrlicher Groove und diese “less is more“-Einstellung der Musiker, die solche Songs noch eine Stufe anhebt. Könnte man stundenlang zuhören.
Langsamer, schwerer, fast wie in Zeitlupe, schleppt sich The King Must Die dahin. Na ja, ist ja auch kein erfreuliches Thema. Der vibrierende Swamp-Sound ist allerdings schon eine feine Sache.
Trotzdem atmet man regelrecht auf, wenn es beim anschließenden Everything wieder etwas locker und swingend dahinrollt. Das hört sich alles einfach, aber man braucht schon solche Könner, damit sich das so anhört und trotzdem nicht banal wird.
Muss ich jetzt In From The Cold als Höhepunkt des Albums ausrufen? Fällt schwer, aber diese Blues-Ballade kann ich durchaus als Highlight in den künftigen Shows von Tinsley Ellis vorstellen. Ein gerüttelt Maß an Leidenschaft hat hier wieder das Heft in die Hand genommen und schafft es, den Song bis zum Schluss spannend zu halten, ohne dabei das Tempo oder die Schärfe zu erhöhen.
Was soll ich sagen? Der Mann hat einfach Klasse aber wird wohl trotzdem noch ein paar Jahrzehnte auf die entsprechende Anerkennung warten müssen. Seine Fans wissen jetzt schon, was sie an ihm haben und deren Liebe wird mit "Tough Love" sicher noch etwas steigen.