The Tangent Le Sacre Du Travail, InsideOut Music, 2013 |
Andy Tillison | Guitar, Keyboards, Bass, Vocals & Programming | |||
Theo Travis | Saxophone & Flute | |||
Jakko M. Jakszyk | Guitar & Vocals | |||
Jonas Reingold | Bass | |||
Gavin Harrison | Drums | |||
David Longdon | Vocals | |||
Gäste: | ||||
Rikard Sjoblom | Narrator | |||
Guy Manning | Acoustic Guitar | |||
Jon Patrick & Geoff Banks | Radio DJs | |||
Simon Albone | Bass (on Hat) | |||
David Albone | Drums (on Hat) | |||
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01. 1st Movement: Coming Up On The Hour (Overture) | 05. 5th Movement: Evening TV | |||
02. 2nd Movement: Morning Journey & Arrival | 06. Bonus Tracks: Muffled Epiphany | |||
03. 3rd Movement: Afternoon Malaise | 07. Hat (Live at Mexborough School 1979) | |||
04. 4th Movement: A Voyage Through Rush Hour | 08. Evening TV (Radio Edit) | |||
“Le Sacre Du Travail“ (im Untertitel für die Anglophilen etwas prosaischer “The Rite Of Work“ erinnert nicht zufällig an Igor Strawinskys “Sacre Du Printemps“. Denn Andy Tillison, dem Mastermind von THE TANGENT schwebte nichts anderes als ein mächtiges, symphonisches Prog-Gesamkunstwerk zu Ehren des (all)täglichen Daseins in der Arbeitswelt vor. Das klingt zunächst einmal nach verkopftem, möglicherweise gesellschaftskritischem Konzeptalbum, aber dann wäre es ja nicht THE TANGENT. Denn das bedeutet immer noch: Retro Prog der Spitzenklasse, mit Elementen von (hier etwas mehr) Klassik, Jazz, Blues, Canterbury und Classic Rock. Ja, auch Classic Rock, denn dieses Werk ist durchaus auch eine Hommage an den jüngst verstorbenen JON LORD und sein Oeuvre "Concerto For Group & Orchestra".
Den Hörer erwartete eine Rock-Sinfonie in fünf Sätzen, die mit Weckergeräuschen erzählerisch beginnt, bevor es in ausladenden, epischen derart zur Sache geht, das jedem klassischen Prog-Rock-Freund das Herz aufgehen muss: Verspielt jazzig (dank Theo Travis und seinen Blasinstrumenten), dann wieder luftig melodisch und eingängig, ein anderes Mal rockig zupackend mit Tillisons und Jakszayks Gitarre. Die virtuosen instrumentalen Leistungen werden von einem fabelhaften Gavin Harrison zusammengehalten, der hier deutlich mehr Freiräume hat als bei seiner Stammcombo PORCUPINE TREE.
Trotzdem hier kein großes Orchester involviert ist und die sinfonischen Passagen dank zahlreicher Tasteninstrumente und modernster Software entstanden sind, klingt alles sehr organisch und wie aus einem Guss. An jeder Ecke gibt es für den Hörer neue Details zu entdecken, entfalten sich weitere musikalische Ausschmückungen, ohne dass das Gesamte zu sehr zerfasert und in lose Stränge zerfällt. Nein, zumindest bis zum Abschluss der Suiten mit 5th Movement: Evening TV bei dem sich mit Fernsehgeräuschen der Kreist des (arbeits-)Tages schließt ist alles eine absolut runde Sache, dargeboten von erstklassigen Musikern (hervorzuheben auch der BIG BIG TRAIN- Sänger David Longdon) unter Federführung eines genialen Querkopfes wie Tillison.
Etwas aus dem Rahmen fallen dann die drei Bonustracks, auch wenn sie für sich genommen durchaus hörenswert sind: Die luftig verspielte Barjazznummer Muffled Epiphany wird gefolgt von einem verblüffenden Weg zu den Punk(!)-Wurzeln von Tillison mit der Aufnahme aus Schulzeiten (Hat) und abgeschlossen von einer komprimierten Fassung von Evening TV, quasi als Wiederhall von “Le Sacre Du Travail“. Mit diesem vielleicht ambitioniertesten und spannendsten Album seiner bisherigen Historie mit The TANGENT stellt sich Andy Tillison auf eine Stufe mit STEVEN WILSON und tritt den Beweis an, dass auch heute noch sinfonischer Prog Rock im großen Gestus der siebziger Jahre funktionieren kann. Eine ganz dicke Empfehlung für alle Prog-Freunde!