The Pineapple Thief Dissolution, Kscope, 2018 |
Bruce Soord | Gesang & Gitarre | |||
Gavin Harrison | Schlagzeug | |||
Jon Sykes | Bass | |||
Steve Kitch | Keyboards | |||
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01. Not Naming Any Names | 06. Far Below | |||
02. Try As I Might | 07. Pillar Of Salt | |||
03. Threatening War | 08. White Mist | |||
04. Uncovering Your Tracks | 09. Shed A Light | |||
05. All That You've Got | ||||
Das britische Quartett THE PINEAPPLE THIEF hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr in den Vordergrund des Interesses im Bereich des New Art Rock und Progressive Rock geschoben. Gute Alben hatte die Band um Sänger, Gitarrist und Mastermind Bruce Soord seit ihrer Gründung im Jahr 1999 ja nun schon eigentlich schon immer vorgelegt, mit den jüngsten gelang es ihr dann auch, den dafür verdienten Lohn einzufahren und immer mehr Anhänger zu finden. Und das nicht nur in der Heimat sondern auch in vielen anderen Ländern wie etwa Deutschland. Hierzulande konnten sie mit ihren beiden jüngsten Werken, “Magnolia“ und “Your Wilderness“, jeweils in die Top 60 der Platten-Charts vordringen.
Auf diesen Erfolgen wollen Soord & Co nun natürlich weiter aufbauen. Da kann es nicht schaden, dass ein prominenter Gast auf “Your Wilderness“ sich mittlerweile zu einem vollwertigen Band-Mitglied entwickelt hat: Schlagzeug-Gott Gavin Harrison (Ex-PORCUPINE TREE, KING CRIMSON) schwingt wie schon auf dem vergangenen Live-Dokument “Where We Stood“ wieder die Stöcke und liefert hier mehr als einmal einen Groove, der das progressive Tanzbein des Hörers auch während “Dissolution“ wieder mächtig in Bewegung hält, wenn nicht sogar noch etwas mehr als bei den beiden bisherigen Alben ohnehin schon.
Dabei beginnt das neue Werk recht ruhig und getragen mit not Naming Any Names, bevor dann Try As I Might das erste Highlight des Albums bildet. Das Stück verbindet die komplexen Momente, die THE PINEAPPLE THIEF immer schon ausgezeichnet haben, mit einem brillanten Gespür für eingängige Melodien. Das Gleiche gilt für das folgende Threatening War, das ein klein wenig von der düsteren Atmosphäre an jüngere GAZPACHO-Alben erinnert. Uncovering The Tracks hingegen atmet den Spirit früher PORCUPINE TREE-Werke fast noch mehr als die aktuellen Werke von PT-Schöpfer Steven Wilson. Bei All That You‘ve Got wagen sich Soord und Co dann in hymnische Rock-Gefilde mit komplexen Grooves vor, die mit elektronischen Spielereien und härteren Gitarren das weiter oben angedeutete Tanzbein beschäftigen, ebenso wie anschließend Far Below. In all dem wirkt das gerade mal eineinhalbminütige Pillar Of Salt wie ein Fragment oder eine Idee von einem Song, bereitet aber den Übergang zum längsten Stück und Glanzpunkt des Albums, White Mist. Hier werden alle Facetten, die die bisherigen Songs auszeichnen, zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefügt, das den Hörer einhüllt wie der titelgebende „weiße Nebel“, so dass die elf Minuten Spielzeit wie im Fluge vergehen. Mit dem wieder etwas ruhigeren Shed A Light wird der Hörer dann aus dem Album heraus begleitet und zum Ausgangspunkt dieser musikalischen Reise zurückgebracht. Die automatische Reaktion ist allerdings, das Album noch einmal zu beginnen.
Auch wenn der Titel des neuen Werks, “Dissolution“, ja eigentlich so viel wie „Auflösung“ bedeutet, so darf man doch wohl davon ausgehen, dass es sich hier um keine Anspielung auf die Zukunft der Band handelt. Dazu präsentieren sich THE PINEAPPLE THIEF zu stark. Vielmehr handeln die Texte auf dem Album von Zerwürfnissen, Vorwürfen und den Konflikten zwischen Personen und dem damit einhergehenden Rückzug und die Rückbesinnung auf das „Ich“. Das ist naturgemäß kein Stoff für fröhliche, sondern eher nachdenkliche Lieder. Die aber schreibt zur Zeit niemand so schön wie Bruce Soord und setzt sie mit seiner Band so perfekt um. Und “Dissolution“ ist in all seiner Introvertiertheit einfach nur ein strahlend schönes Art Rock-Meisterwerk geworden.