The Milk Carton Kids Monterey, Anti-, 2015 |
Kenneth Pattengale | Guitar, Vocals | |||
Joey Ryan | Guitar, Vocals | |||
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01. Asheville Skies | 07. Deadly Bells | |||
02. Getaway | 08. Shooting Shadows | |||
03. Monterey | 09. The City Of Our Lady | |||
04. Secret Of The Stars | 10. Sing, Sparrow, Sing | |||
05. Freedom | 11. Poison Tree | |||
06. High Hopes | ||||
Ruhe, ja, fast andächtige Stille. Plötzlich ertönen zwei zart gepickte akustische Gitarren und zwei eng miteinander verzahnte Stimmen. THE MILK CARTON KIDS schicken sich an, ihr drittes Album aufzunehmen: Live auf der Bühne, jedoch ohne Publikum. In Kirchen, in kleinen Theatersälen. Gute Idee. Die Wahrhaftigkeit, die Ursprünglichkeit, die Intensität der Lieder bleibt erhalten. Die etwaige Sterilität, die mögliche Routine, der eng gefasste Zeitplan eines Recording-Studios bleiben außen vor.
Kenneth Pattengale und Joey Ryan benötigen für die zart-melancholische, manchmal etwas sentimentale Folk-Music nicht mehr als ihre patinabehafteten Martin-Gitarren und ihre beiden konträren Stimmen. Hoch umschlingt tief. Weich küsst kantig. Ähnlich wie einst Simon & Garfunkel in den 60s.
Ihre gelegentliche Country-Affinität brachte den Milchtüten immerhin Vergleiche mit dem Roots-Duo Gillian Welch & David Rawlings ein. Sogar die traute Harmonieseligkeit der Everly Brothers wurde von der US-Presse bemüht. Obwohl, die Everlys waren natürlich viel poppiger. Schmeichelhaft bleibt's allemal. Und anrührend singen können sie alle.
Die Folk-Grundsätze des dritten MILK CARTON KIDS Longplayers bleiben relativ linientreu. Mit dieser Musik hätten sie dem Coen Brothers Film "Inside Llewyn Davis" sicher eine weitere authentische Note verleihen können.
Versucht man sich nur beiläufig auf die komplette Länge dieses 11-Song-Albums einzulassen, spürt man gegen Ende ein Gefühl von Eintönigkeit. Denn belebende Up-Tempo Songs sind äußerst rar gesät. Gefühlswallungen außerhalb zart-bitterer Melancholie und stirnkrauser Nachdenklichkeit bleiben die Ausnahme. Insofern muss man sich der Schönheit von "Monterey" entweder bedingungslos hingeben oder man wird nach zwanzig Minuten womöglich die Aufmerksamkeit verlieren. Gerät man jedoch in die rechte Stimmung, wirken die Songs wie streichelzarter Balsam und man sieht sich vor dem Altar der MILK CARTON KIDS niederknien und beten. Wenn schließlich der letzte Akkord verklingt und der Widerhall der Stimmen im Holz versickert, bleibt eines zurück: Stille und Dankbarkeit.