The Honeydogs Amygdala, CC Entertainment, 2006 |
Adam Levy | Acoustic & Electric Guitars, Lead Vocals | |||
Brian Halverson | Electric Guitars | |||
Peter J. Sands | Keyboards | |||
Trent Norton | Bass, Vocals | |||
Pete Anderson, Noah Levy | Drums | |||
Jeff Victor, John Fields | Keyboards | |||
Aimee Mann, Dan Wilson | Vocals | |||
Matt Darling, Brian Gallagher | Horns | |||
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1. Too Close To The Sun | 8. Devil's Advocate | |||
2. Truth Serum | 9. Invertebrate | |||
3. Ms. KetchupAnd The Arsonist | 10. Heads Or Tales | |||
4. Tar Baby Napalm | 11. Belle Époque | |||
5. Rattling My Tin Cup | 12. Blues For Castro | |||
6. Amygdala | 13. Don't Cut To The Chase | |||
7. The Firing Squads Reloads | 14. Élan Vital | |||
Lang, lang ist's her, dass ich mein erstes HONEYDOGS-Album in Händen hielt. "Everything, I Bet You" von 1996 erscheint jetzt in der Rückschau als ungehobeltes, rau rockendes Konstrukt, geradeaus und aus dem Handgelenk geschüttelt. Das nächste Album, welches den Weg zu mir fand, nannte sich "Here's Luck" (2001) und ähnelte dann schon eher dem heutigen Standard.
HONEYDOG's neuestes Werk "Amygdala" darf man wohl im wahrsten Sinne des Wortes als reife Leistung bezeichnen. Mastermind Adam Levy wirft hier mal wieder 14 voll auskomponierte Songs in die Waagschaale, die irgendwo im Orbit zwischen THE BEATLES, XTC, CROWDED HOUSE, THE MINUS 5, PERNICE BROTHERS und Elvis Costello umherschwirren. Immer mit klugen, manchmal etwas abgefahrenen, oft genug nachdenklichen und kritischen Texten versehen, die sich in Levys harmonischem Geflecht breit machen und seine persönliche Handschrift untermauern. Jawoll, der Mann kann komponieren, arrangieren und singen, trifft aber nicht immer mein Herz, sondern nur meinen Verstand und so gerät HONEYDOGS' Musik manchmal schon ein wenig unnahbar, einer spröden Schönheit gleich, die man zwar unverhohlen begaffen darf, doch möchte man ihr an die Wäsche, macht sie auf dem Absatz kehrt. Holla, etwas arrogant die Kleine, was? Wahrscheinlich aber bin ich derzeit noch nicht reif genug für "Amygdala". Mag sein, dass Levys elegante Melodiebögen einfach ihre Zeit brauchen, um mich zu betören.
Zeitweilig kommt "Amygdala" tatsächlich etwas zu verkopft daher, zu viele Harmonien, zu viele Ideen für einen Song. Gleichwohl immer wieder auch rockige Eskapaden für Bodenhaftung oder Kopf-Durch-Wand-Stimmung sorgen. Das Album gleicht einem Wellental, einer Karussellfahrt, einer schnellen Zugfahrt durch unterschiedlichste Landschaften. Mitunter spassig, mitunter möchte man aber auch die Notbremse ziehen. Wenn dies Adam Levys Absicht war, hat er einen Volltreffer gelandet.
Die Wahl des Albumtitels spricht da möglicherweise schon für sich: "Die Amygdala (Mandelkern, Corpus amygdaloideum) ist ein Kerngebiet des Gehirns im medialen Teil des Temporallappens. Sie gehört zum limbischen System. Die Amygdala ist an der Entstehung der Angst wesentlich beteiligt und spielt allgemein eine wesentliche Rolle bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von Situationen sowie der Analyse möglicher Gefahren. Forschungsergebnisse aus dem Jahr 2004 deuten darauf hin, dass die Amygdala an der Wahrnehmung jeglicher Form von Erregung, also affekt- oder lustbetonter Empfindungen, einschließlich des Sexualtriebes beteiligt sein könnte." (aus: Wikipedia - Die freie Enzyklopädie)
Ein paar namhafte Gäste haben sich die HONEYDOGS ins Studio geladen, um die Reise durch ihr System nicht gänzlich allein zu bestreiten: Dan Wilson (SEMISONIC), Aimee Mann und als Produzenten und Keyboarder John Fields, der schon mit Leuten wie SWITCHFOOT, Paul Westerberg, Glen Phillips, Brandi Carlile und Pink zusammenarbeitete.
"Amygdala" geht zweifelsohne als HONEYDOGS' abenteuerlichstes Album in die Geschichte ein, und tänzelt recht geschickt auf dem schwankenden Hochseil ambitionierter Kunstfertigkeit. Die HONEYDOGS-Verehrer und sicher auch die Fans der oben genannten Bands dürften mit dieser Perle wohl sehr glücklich werden.