The Gracious Few The Gracious Few, Ear Music/Edel, 2010 |
Patrick Dahlheimer | Bass | |||
Chad Gracey | Drums | |||
Sean Hennessy | Guitars | |||
Kevin Martin | Vocals | |||
Chad Taylor | Guitars | |||
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01. Appetite | 07. Silly Thing | |||
02. Honest Man | 08. Closer | |||
03. Guilty Fever | 09. What's Wrong | |||
04. The Few | 10. Tredecim | |||
05. The Rest of You | 11. Nothing But Love | |||
06. Crying Time | 12. Sing | |||
Wenn diesen Herbst ein Album eine auffällige Ambivalenz zeigt, dann ist es das Debut von THE GRACIOUS FEW. Der unerwartete Zusammenschluss aus Musikern zweier relativ bekannter amerikanischer Bands namens LIVE und CANDLEBOX verblüfft den Hörer einerseits mit relativ stahlgehärteten Rocksongs im Geiste der 70er Vorzeigeheroen wie Led Zeppelin und Konsorten und mitunter etwas zarteren bzw. pathetisch verquasten Pop- bzw. Stadionrockanleihen im Sinne gemäßigter Neunziger Jahre LIVE Kompositionen.
Da alle Musiker in letzter Zeit so eine Art Sinnkrise durchlaufen hatten, LIVE sich gar eine Pause verordnet hatten, CANDLEBOX sowieso nie mehr den Platin-Erfolg ihres Debutalbums wiederholen konnten, rauften sich also Gitarrist Chad Taylor, Bassmann Patrick Dahlheimer und Drummer Chad Gracey zusammen, schärften ihre verkümmerten Kompositiossinne und holten sich CANDLEBOX Sänger Kevin Martin und deren Axtschwinger Sean Hennessy gleich mit ins Boot. Alte Seilschaften.
Die Herren setzten sich gleich zusammen und zimmerten ein zunächst irgendwie unentschlossen wirkendes Werk zusammen, dass innerhalb der ersten vier Songs den Hörer quasi mit aller geballten Hard-Rock-Riff-Wucht überwältigt, um dann mit Song 5, The rest of you, in einen etwas schalen und möglicherweise zu sehr auf Radiokompatibilität achtenden Track abzudriften. Glücklicherweise markiert dieser eher mittelmäßige Song den einzigen Schwachpunkt.
Was zu Beginn nach einer modern eingefärbten Melange aus Led Zep meets Black Stone Cherry klingt, also hart, fett und druckvoll rockend, hüpft in der zweiten Hälfte des Albums in Richtung 90er Jahre LIVE-Sound, wobei Kevin Martin tatsächlich auch einigermaßen amtlich Ed Kowalczyks Gesangsmanierismen für sich nachempfindet. Da schlagen offenbar zwei Herzen in des Musikers Herzen. Das macht aber nichts aus, weil die Songs gut und stimmig daherkommen, Härte und Pathos gut ausbalancieren.
Aber hört selbst, Freunde: Crying time, Silly thing oder auch Closer klingen so sehr nach Trademark LIVE, dass man ob der neuen dargebotenen Frischequalität gleich deren gutes altes Glanzstück "Throwing Copper" aus dem Regal ziehen möchte.
Alles in allem hinterlassen THE GRACIOUS FEW auf ihrem Debut (das vom alten LIVE Producer Jerry Harrison betreut wurde) einen guten und ausgeschlafenen, sehr impulsiven und recht wagemutigen Eindruck, der allen echten Rockfreunden, die auch mal ein freches Wechselbad vertragen können, gefallen müsste. THE GRACIOUS FEW machen einfach Spaß. Zweifellos ein gutes Album mit nur einem kleinen Hänger. Das muss man erstmal so hinkriegen. Der alte Bandkumpel Ed Kowalczyk hat diese Chance mit seinem Soloalbum nicht unbedingt so zielstrebig umgesetzt.