Titel |
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01. Gaslighter |
02. Sleep At Night |
03. Texas Man |
04. Everybody Loves You |
05. For Her |
06. March March |
07. My Best Friend's Weddings |
08. Tights On My Boat |
09. Julianna Calm Down |
10. Young Man |
11. Hope It's Something Good |
12. Set Me Free |
Musiker | Instrument |
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Natalie Maines | Vocals |
Martie Maguire | Vocals, Violin, Viola |
Emily Strayer | Vocals, Banjo, Ukelele |
Jack Antonoff | Mellotron, Acoustic Guitar, Piano, Percussion, Keys, Drums, 12-String Acoustic Guitar, 12-String Electric Guitar |
Chad Smith | Drums |
Sean Hutchinson | Percussion |
Michael Riddleberger | Percussion |
Teddy Geiger | Programming, Percussion, Guitar, Keys |
Eric Byers | Cello |
Becket Pasdar | Drums |
Lloyd Maines | Pedal Steel |
Annie Clark | Electric Guitar |
Mikey Freedom | Wurlitzer |
Erick Walls | Acoustic Guitar |
Justin Weaver | Guitar |
Evan Smith | Organ |
Justin Meldal-Johnson | Bass |
Dieses Album war schon für Anfang März angekündigt, aber – wie wir alle wissen – dieses Jahr ist alles anders und so erscheint “Gaslighter“ nun im Juli. Ja, die Krise bringt einiges an Einschränkungen und Veränderungen. Alles muss daran nicht schlecht sein, auch wenn die Musikbranche darunter natürlich besonders leidet. Geradezu als eine Art Katalysator funktionieren solche Zeiten und beschleunigen/kanalisieren, was über kurz oder lang doch gekommen wäre. Und so darf man wohl auch bei den DIXIE CHICKS annehmen, dass sie über das “Dixie“ in ihrem Namen, und die damit einhergehende Zuordnung zum amerikanischen Süden, schon längst nicht mehr so toll fanden.
Jedenfalls nutzten die drei Mädels die Gelegenheit rund um die ganze Situation in den Staaten, mit “Black Lives Matter“, den Fehlentscheidungen in Washington und den Bundesstaaten, der Infragestellung von Denkmälern aus dem Sezessionskrieg und nicht zuletzt der Politik des amtierenden Präsidenten, um sich von dem Südstaaten-Bezug in ihrem Namen zu trennen und fortan nur noch als THE CHICKS zu fungieren. Vorschreiben haben sie sich eh noch nicht irgendwas. Das haben vorherige Präsidenten auch schon zu spüren bekommen.
Nichtsdestotrotz, seit dem letzten Studioalbum sind schon einige Jahre vergangen und selbst mit Live-Veröffentlichungen ist der Output doch relativ überschaubar geblieben. Umso mehr war man auf dieses neue Album gespannt, welches – auch nicht ganz unerheblich – noch dazu im Jahr der Wahl der zum neuen amerikanischen Präsidenten erscheint. Am 3. November geht’s an die Urnen.
Und es gibt genug Textzeilen, die man auf die ein oder andere Person beziehen kann. Wie bereits im Titelsong: “Gaslighter, Denier, doing anything to get your ass farther..., repeating all of the mistakes of your father...“. Oder noch deutlicher in March March: “Tell the ol' boys in the white bread lobby, what they can and can't do with their bodies, temperartures risin', cities are sinkin'...“.
In der Tat geht’s in den allermeisten Texten nicht sonderlich fröhlich zu. Aber so sind die Zeiten und wer mal nicht so drauf achtet, der wird ja musikalische durchaus beschwingt. Gaslighter counry-rockt munter los, wie man es auch von Sheryl Crow gern und häufig serviert bekommt. Dazu singen die Chicks geradezu himmlische Harmonien, wie man es von ihnen gewohnt ist. Natürlich ist das alles hochglanzpoliert und schmiegt sich ohne große Kanten ins Ohr, aber trotzdem so gut gemacht, dass man sich gleich ein paar Grad besser fühlt.
Geschickt werden ihre Trademark-Instrumente, Banjo und Geige, eingeflochten, nehmen, wie in Sleep At Night, auch mal eine Art Führungsrolle ein, aber zu rootsig wird’s nicht. Da ist man schon näher am Pop als am Country Rock. Aber wenn Natalie, Martie und Emily wie die Zeiserl singen, erweichen sie jedes Herz. Dass ihr Leib- und Magen-Produzent Jack Antonoff sonst für Gefährtinnen wie Pink oder Taylor Swift auf dem Stuhl hockt, bzw. zu diversen Instrumenten greift, schimmert hier auch äußerst häufig durch. Der überlässt nichts dem Zufall. Schon gar nicht bei Herz-Schmerz-Balladen wie Everybofy Loves You. Wer nah am Wasser gebaut hat, besser mal Taschentücher bereit legen.
Als Anspieltipps rate ich mal zu Texas Man, mit seinem obercoolen Groove, zu For Her, wegen der wegen der traumhaften Wurlitzer Orgel und I Hope It's Something Good, weil man sich da sehr puristisch gibt, kaum Begleitinstrumente und hauptsächlich die Stimmen dieser einstigen “Südstaaten-Hühner“, die auch 14 Jahre nach dem letzten Studioalbum nichts von ihrer Faszination eingebüßt haben. Bis zum nächsten Longplayer wird’s hoffentlich nicht wieder so lange dauern und wenn dann besser Zeiten herrschen darf es dann auch wieder ein bisschen ruppiger werden.