The Bottle Rockets

Heilbronn, Bürgerhaus Böckingen, 17.07.2005

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Konzertbericht

Reviewdatum: 17.07.2005

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The Bottle Rockets Homepage



Redakteur(e):

Epi Schmidt


Heilbronn, Bürgerhaus Böckingen, 17.07.2005

"What a beautiful day for going home", singen die BOTTLE ROCKETS in ihrem Song Sometimes Found und das Wetter zeigt sich von entsprechender Seite. Meine Bedenken steigen allerdings, ob sich bei dieser Urlaubsatmosphäre viele Besucher in den Keller des Bürgerhauses locken lassen.
Ihr Zuhause ist Deutschland natürlich nicht (mittlerweile auch nicht mehr Festus, Missouri, sondern St. Louis) aber wenn es ein Plattenlabel außerhalb der Staaten gibt, das sich als Heimat der Band bezeichnen kann, ist es BLUE ROSE RECORDS.
Der umtriebige Label-Boss Edgar Heckmann hat denn auch flugs seine guten Beziehungen zu seinen früheren Schützlingen spielen lassen und konnte die Band auf ihrer überraschenden Europa-Tour für ein Konzert in Deutschland verpflichten. Das findet natürlich im Blue Rose Land statt und zwar im Bürgerhaus Böckingen, in dessen Gewölbekeller schon viele Künstler des Labels auftraten und in dem u.a. Elliott Murphy seine Live-DVD aufnehmen lies.

Auch heute laufen die Kameras und eine DVD von diesem Abend ist geplant. Ist die Beleuchtung auf der Bühne deshalb so spartanisch? Ein paar bunte Lampen hätten sicher ein schöneres Ambiente geschaffen. Na ja, man kann halt nicht alles haben.
Edgar Heckmann füttert das in zwischen doch recht zahlreiche Publikum noch mit ein paar Informationen. So ist die sehr interessante und rockige Musik die die ganze Zeit vom Band lief von Steve Wynn's kommender CD und dass BOTTLE ROCKETS Mastermind Brian Henneman heute Geburtstag hat, verschweigt der Edgar natürlich auch nicht. So wird nach der Ankündigung, und nachdem die Band auf der Bühne ist, auf Edgars Zeichen erst mal ein "Happy Birthday" für Brian geschmettert, was diesen sichtlich freut.
The Bottle Rockets "Alright, here we go" ruft Brian Henneman und schon kniet sich die Band in Trailor Mama, mit dem sie schon vor fünf Jahren ihre Konzerte eröffneten. Schon hier zeigt sich die stilistische Verwandtschaft zu Neil Young und tatsächlich klingt der Song sehr stark nach Opera Star von Youngs "Reactor" Album.
Nichtsdestotrotz ist gleich Stimmung im Keller und der Sound passt auch, wenngleich Brians Stimme Anfangs etwas leise ist.
Zwei neue Bandmitglieder stehen auf der Bühne: Keith Voegele (extra für das Schwabenländle für die Band verpflichtet worden! - Ich mach nur Spaß, aber der heißt wirklich so) am Bass und John Horton an der zweiten Gitarre. Rein optisch ist das etwas gewöhnungsbedürftig, denn Tom Parr und Robert Kearns sahen doch irgendwie etwas mehr nach Rock'n'Roll aus. Vor allem John Horton, steht meistens mehr zu Brian gewandt und weder seine Emotionen noch sein Gitarrenspiel beeindrucken zunächst übermäßig. Ist aber net schlimm, denn in solchen schönen Country-Rock Nummern wie dem folgenden I Wanna Come Home (sagte ich's nicht?) übernimmt Brian selbst die meisten Soli.

The Bottle Rockets Der Saal ist in bester Stimmung und die steigert sich mit dem kräftiger rockenden Alone In Bad Company gleich noch weiter. Der überraschend schlanke Brian ist offensichtlich bei bester Stimme und Spiellaune, wenn er sich auch ein paar Mal über die große Hitze "beschwert". Tja, wer gesehen bzw. gefilmt werden will, muss schwitzen.
Wieder wird ein Schritt Richtung Neil Young bzw. CRAZY HORSE getan und das zum Mitsingen verführende Slow Toms vom Album "24 Hours A Day" (1997) präsentiert.
Na, da ist man schon ganz schön angeschwitzt und so kommt die Country-Folk-Ballade Get Down River, bei der wieder reichlich mitgesungen wird, gerade recht. Offensichtlich sind doch einige Bottle Rockets Spezialisten anwesend, denn die meisten Songs werden bereits beim Intro erkannt.
Leicht fällt einem das bei den prägnanten ersten Tönen von I'll Be Comin' Around, das einen weiteren unwiderstehlichen Rhythmus hat und quasi zu den Hits im Bottle Rockets Repertoire gehört, ebenso wie der folgende Klassiker 1000 Dollar Car.

The Bottle Rockets Weit zurück, zum ersten Album , geht's mit Hey Moon und bei diesem wieder eher traditionellen Country-Titel wird deutlich, welch gute Wahl Bassist Keith Voegele ist, denn er kann genau diese hohe Harmoniestimme beisteuern, die man bei dieser Musik braucht.
Wo man schon mal in diesen Gefilden ist, schiebt man auch gleich noch den Titelsong der letzten CD "Blue Sky" hinterher.
Dann knallts wieder heftiger und begeistert begrüßt das Publikum die Eröffnungs-Riffs von Nancy Sinatra. Sowohl textlich wie musikalisch ist dieser treiben Rocksong ein echter Show-Stopper!
Langsam taut auch John Horton mehr auf und seine Solo-Beiträge werden sowohl länger als auch ausufernder.
When I Was Dumb folgt und mit Happy Anniversary wird ein neuer Titel vorgestellt, der auf die nächste CD kommen soll und in bester CRAZY HORSE Manier rockt.
Ja, ich komm nicht umhin, der Brian wirkt mit seinen schaukelnden, storchigen Bewegungen sehr Neil Young-mäßig. Und entsprechend rockt es weiter mit 24 Hours A Day.

The Bottle Rockets Mit Waitin' On A Train weiter Kohle in den Rock'n'Roll Zug gefeuert und Brian und John stürzen sich regelrecht in die Soli. Mal als Duell, mal im Duett liefern sie sich mitreißende Gitarrenschlachten.
Gas Girl, vom ersten Album, wird gefolgt von Cartoon Wisdom vom letzten Album und John Horton macht deutlich, dass er auch an der Slide-Gitarre ein bemerkenswerte Figur abgibt, während Keith am Bass erneut die passenden Country-Backing-Vocals beisteuert.
Ein weiterer neuer Song, Love Keeps Tumblin' Down (?), wird vorgestellt und nochmals auf die (hoffentlich) fürs Frühjahr anvisierte CD verwiesen.
Danach wird ein großartiger Bottle Rockets Song nach dem anderen wie ein Feuerwerk "rausgehauen": Sometimes Found, Gravity Fails, Kerosine, Love Like A Truck und der Publikumsfavorit Indianapolis.
Bei dem punkigen RAMONES-verwandten Gotta Get Up hab ich den Eindruck, das geht manchen im Publikum jetzt doch etwas zu weit. Mir gefällt's mit am besten und auf ein paar Schweißtropfen mehr oder weniger kommt's schon längst nicht mehr an.
Trotzdem ist hin und wieder ein ruhigerer Song ganz sinnvoll und so kommt die Country-Ballade At The Crossroads ("Songs Of Sahm", 2002) ganz recht.
Wenn sich Brian und John in einem Country-Chicken-Picking Gitarrenduell immer mehr steigern, erinnern sie mich stark an Dan Baird und Ken McMahan, die damit auf der Bühne auch gerne mal ein paar Minuten niederstrecken. Und das wird in Welfare Music auch ausgiebig zelebriert. Schon im Intro wird deutlich, dass diese Version heute Abend viel lärmender und rockiger als die relativ ruhige Studioaufnahme und die Soli werden länger und länger - richtig geil! Die heftig aufbrandenden Distortion-Wellen kennt man so eigentlich nur von... ja! Hey Hey, My My! Und zwar in der richtig harten Version, die der von Young und Crazy Horse wirklich in nichts nachsteht. Ein Wahnsinn, wie die beiden Gitarristen hier die Soli auftürmen und Rückkopplungen in ihr Spiel einbeziehen. Da kann man nichts drauf setzen und natürlich war das die letzte Nummer des regulären Sets.

The Bottle Rockets Nach fünf Jahren des Wartens lässt man die Jungs so leicht nicht weg. Zur ersten Zugabe geht's noch etwas entspannter zu, mit Pot Of Gold und Lonely Cowboy, die sich wieder eher im Country Fahrwasser bewegen.
Auch eine zweite Zugabe erkämpft sich das Publikum und da wird es wieder heftiger. Doug Sahm's Hit She's About A Mover bekommt gesangliche Unterstützung aus dem Saal und dann folgt eine Monster-Version von Cortez The Killer. Brian Henneman und John Horton knien sich erneut in eine Gitarrenschlacht, die gar nicht mehr enden will. Man kann fast nur noch ungläubig mit dem Kopf schütteln, was für eine Power von der Bühne kommt und diesen Abend dann wirklich grandios beendet. Danach kann nichts mehr kommen und braucht man auch nichts mehr. Fertig und restlos befriedigt verlassen die Besucher den Raum.

"You were born to rock, you'll never be an opera star" singt Neil Young in Opera Star. Das könnte auch auf die BOTTLE ROCKETS gemünzt sein und daran wird sich, hoffentlich, auch nie was ändern.
Ich freu mich heute schon auf nächstes Jahr, wenn die Band wieder "nach Hause" kommt.

Epi Schmidt, 18.07.2005

 

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