The Birthday Massacre

Berlin, K17, 29.07.2006

( English translation by Google Translation by Google )

Konzertbericht

Reviewdatum: 29.07.2006

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Redakteur(e):

Ralf Stierlen


Berlin, K 17, 29.07.2006

1999 entstand in London, aber nicht der Hauptstadt des britischen Inselreichs, sondern dem ungleich beschaulicheren London in Ontario/Kanada eine Band namens IMAGICA, die ein audiovisuelles Gesamtkonzept im Sinne hatte. Dabei sollten Musik, Optik, Performance und Styling ein großes Ganzes bilden, was soweit geht, das jeder Mitwirkende einen eigenen Stil verkörpern soll, der in der kindlichen Fantasie wurzeln soll, die durchzogen ist von dunklen Elementen, aber auch von Humor, Romantik, tragischen Momenten, Liebe und Horror.
Die Gründungsmitglieder, die bis heute aktiv sind, waren die Sängerin Chibi, die Gitarristen Michael Falcore und Rainbow sowie der Bassist Aslan. Im Jahre 2001 zog man nach Toronto um, verstärkte sich noch mit Keyboarder O-en und Schlagzeuger Rhim und nannte sich forthin THE BIRTHDAY MASSACRE, auch in Anlehnung an das Stück Happy Birthday, das bis heute fester Bestandteil des Repertoires der Band ist. Die Bühnenperformance wurde weiter ausgefeilt, die musikalische Ursprünge fußen im Wave und Gothic der 80er, man bedient sich aber auch bei Metal und ein ganz klein wenig Industrial.

The Birthday Massacre Anlässlich der ersten EP "Nothing And Nowhere" entstand darüber hinaus eine sehr sehenswerte Website, die den multimedialen Charakter von THE BIRTHDAY MASSACRE nochmals nachdrücklich betont.
Mit der Veröffentlichung von "Violet" wurde die Band auch außerhalb Kanadas populär, die Zillo verlieh ihr 2004 das Prädikat "Newcomer des Jahres" und die, insbesondere europäische, Fangemeinde ist ständig am Wachsen und der Band treu ergeben. Welche Location in Berlin sollte also für eine derartige Band besser geeignet sein, als das steingewordene Schattenreich K 17, in dem die Gothic Szene (neben dem Metal- und Hardcore-Untergrund) der Hauptstadt ihre Heimstätte gefunden hat?

Der Jahrhundertsommer mit seinen wochenlangen Hitzephasen jenseits der 30 Grad lag (zumindest vorerst) in den letzten Zügen, dazu Samstagabend bei entsprechendem kulturellen Konkurrenzangebot - da war es doch ein wenig überraschend, wie gut gefüllt das K 17 war. Die Neugier auf die Kanadier, die man wohl noch als Newcomer, mit allerdings großen Ambitionen, bezeichnen kann, war doch ziemlich groß.
The Birthday Massacre Als Support waren JESUS ON EXTASY am Start - ein gruseliger Sound und eine Performance, die an manches Heimspiel von Hertha BSC erinnerte (bewegungslos) ließ uns angesichts der hohen Temperaturen vor der Bühne erstmal wieder ins Freie flüchten. Aber alsbald war es so weit: THE BIRTHDAY MASSACRE enterten nach dem üblichen, etwas klischeebehafteten Trockeneis-Intro die Bühne und legten los. Schnell wurde deutlich, dass es die Band ernst meint mit der Verkörperung unterschiedlicher Charaktere, vor allem aber auch mit der Bezugnahme auf das kindliche Gemüt. Zum Beispiel wirkte Sängerin Chibi, optisch etwas an Björk erinnernd, wie ein selbstbewusst durch einen dunklen Wald stapfendes Rotkäppchen, während die flankierenden Gitarren gelegentlich (für meinen Geschmack etwas zu selten) durchaus bedrohliche Laute von sich gaben.

The Birthday Massacre

Die Mischung aus Dark Wave, Pop und ein bisschen Metal ist sehr auf Eingängigkeit bedacht, quasi kinderliederartige Melodien setzen sich immer wieder leicht im Ohr fest und sorgen im Publikum für gute Stimmung. Die Keyboardsounds lassen auch die Herkunft aus den Achtzigern erkennen, klingen folglich etwas trashig, vermögen daher nicht so recht die Klangfarbe anzureichern. Ohnehin ist mir das persönlich etwas zu gleichartig, nach dem für die Masse prima funktionierenden, aber immer wieder ähnlichen Strickmuster: liebliche Melodie, gelegentlich etwas Unheil dräuende Riffs, die aber spätestens im Refrain in harmonischer Popseligkeit aufgehen. Etwas mehr an Kanten, etwas mehr echten Horror statt Disneyland-Geisterbahn würde dem ganzen meiner Meinung nach mehr Gewicht verleihen. Aber ok, die Intension liegt auf der Illustrierung der kindlichen Seele und die Songs wie Blue, das schon genannte Happy Birthday, Horror Show oder Lover's End kommen bei der versammelten Zuhörerschaft sehr gut an (und Blue hat zugegebenermaßen Hitpotential).

The Birthday Massacre Jedenfalls kann man der Band auch nicht absprechen, dass sie nicht alles gegeben haben: Trotz der tropischen Temperaturen (ich habe noch nie in einem Rockkonzert Fächer erlebt) wird derartig das Gas durchgedrückt, dass Chibi am Ende aufgrund nachlassender Kondition deutliche Probleme mit der (ohnehin nicht gerade meterdicken) Stimme bekommt. Aber natürlich reicht es noch zu einer vielumjubelten Zugabe, denn ohne Video Kid lässt Berlin die Band nicht gehen.
Fazit: THE BIRTHDAY MASSACRE hat ein durchaus schlüssiges Gesamtkonzept und ist für Dark-Wave-Romantiker mit Popader absolut empfehlenswert. Mir persönlich darf es aber gerne etwas vielfältiger, härter, düsterer und rockbezogener sein.

The Birthday Massacre

Ralf Stierlen, 03.08.2006

 

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