Im letzten Jahr startete die Reihe “KiWi Musikbibliothek“ des Verlages Kiepenheuer & Witsch mit der Ausgabe “Die Toten Hosen“, verfasst von Thees Uhlmann. Der Ansatz ist offensichtlich, die Helden der Popmusik auf unterhaltsame Weise aus einem etwas anderen Blickwinkel zu reflektieren. Und das klappt anscheinend recht gut, wenn man die richtigen Autoren auswählt. Mittlerweile bringt es die Reihe auf sieben Bände und auch wenn über THE BEATLES wahrlich schon massig geschrieben wurde, könnte das bei Frank Goosen, nicht nur für Fans des gebürtigen Bochumers, interessant werden. Und das tut es.

Ist man, wie Goosen, Mitte der 1960er Jahre geboren (was der Schreiber dieser Zeilen für sich in Anspruch nimmt), und hat ähnlich diesem  in der frühen Adoleszenz eine mittelschwere Affinität zu den FAB FOUR entwickelt, findet man sich sehr schnell in diesem Buch wieder.

In gewohnt witziger, aber auch akribischer und oft selbstironischer Art, erzählt Goosen uns seine BEATLES-Geschichte. Wie er kurz vor dem Ende deren Live-Karriere das Licht der Welt erblickte: 20 Kilometer und 25 Tage entfernt von deren Gastspiel in der der Essener Grugahalle. Und wie sich dann die Liebe zu den Liverpoolern irgendwann entwickelte, zeitweise auch wieder abflaute und später wieder aufflammte. Wie das so ist, mit der Liebe.

Wer aus gleichen Gegend wie Goosen kommt (entsprechendes Alter vorausgesetzt), dem sagen vielleicht Namen wie Radio Zerfass oder ALRO noch etwas, doch selbst wenn nicht, hat man sicher ähnliche Erfahrungen gemacht. Zumindest, wenn man sich an “Single-Puck“, “Anti-Static-Tuch“ oder “MC-Center“ erinnern kann. Ja, das ist auch schon ein bisschen Zeitreise hier. Und die kann man sich auch musikalisch untermalen lassen. Sofern man bei Spotify angemeldet ist, bzw. sich anmeldet. Der Verlag hat hier eine Playlist angelegt (zu finden unter http://www.kiwi-verlag.de/playlists) die alle im Buch genannten Titel parat hält. Also nicht nur die BEATLES-Songs, sondern auch Lieder wie Albatross (FLEETWOOD MAC) oder Hitch-Hike-Baby (Volker Lechtenbrink) sowie aus den Solo-Scheiben der einstigen Pilzköpfe.

Mit Goosen reisen wir durch seine Kind- und Schulzeit, die späte Jugend, später auch nach New York und zu einer sehr interessanten Taxi-Tour samt Familie durch Liverpool, den Wurzeln der BEATLES auf der Spur. Wie viele Jungs, die nicht das Zeug zum Top-Gitarristen oder absoluten Mädchenschwarm hatten (sonst wäre Harrison, bzw. McCartney der “Lieblings-Beatle“ geworden) und eine latente, aber nie richtig ausbrechende, Revoluzzerseele in sich trugen, ist Goosen natürlich John Lennon-Fan geworden. Entsprechend gibt‘s aus diesem Nähkästchen etwas mehr, aber letztlich bekommt man über jeden der Vier interessante Informationen, die nicht in jeder Biografie stehen.

Man hat auf jeden Fall viel Spaß mit diesem Buch. Ob aus Gründen der Selbsterkenntnis, oder weil Goosen einfach die richtige Balance zwischen Unterhaltung und Insiderwissen findet, ist eher zweitrangig.

Wie es sich für gute Bücher gehört, macht das handliche Werk Lust auf Mehr und liefert auch Anregungen, wo man entsprechendes Material findet. Ob diverse Bücher oder auch Bands, die man dann auf einschlägigen Video-Plattformen findet, es wird einiges genannt und etliches davon, wird sich der Leser sicher zu Gemüte führen. Und auch – wenn es die Zeiten wieder zulassen – ein Besuch im Heimatort von John, Paul, George und Ringo könnte man in Erwägung ziehen. Der “Staffelstab“ ist somit weitergereicht. Alles richtig gemacht.

Allerdings hätte dieses Buch eigentlich erst als neuntes in dieser Bibliothek erscheinen dürfen. Warum? Das fragen Sie mal Frank Goosen. Oder lesen in diesem Buch nach.

Wir schauen gespannt auf die weiteren Veröffentlichungen in dieser Reihe.