The Band Of Heathens One Foot In The Ether, Blue Rose Records, 2009 |
Ed Jurdi | Vocals, Guitars, Banjo, Piano, Wurlitzer, Lowery Organ, Air Organ | |||
Gordy Quist | Vocals, Guitars, Piano, Lowery Organ | |||
Colin Brooks | Vocals, Guitars, Dobro, Lap Steel, Mandolin, Slide Piano | |||
Seth Whitney | Bass | |||
John Chipman | Drums, Percussion | |||
Trevor Nealon | Piano, Hammond Organ, Wurlitzer Piano | |||
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01. L.A. County Blues | 07. Right Here With Me | |||
02. Say | 08. Let Your Heart Not Be Troubled | |||
03. Shine A Light | 09. Somebody Tell The Truth | |||
04. Golden Calf | 10. Look At Miss Ohio | |||
05. What's This World | 11. Talking Out Loud | |||
06. You're Gonna Miss Me | 12. Hey Rider | |||
Eine erfreuliche Karriere haben die Jungs aus Texas bislang hingelegt. Einerseits durch unermüdliches Touren durch Europa und die Vereinigten Staaten, andererseits durch ihre Albumveröffentlichungen, die die profunden Live-Eindrücke jeweils zu bestätigen wussten, was letztlich nicht nur dem ungewöhnlichen Umstand zu verdanken ist, dass die BAND OF HEATHENS in 2006 mit einem heißen Konzertmitschnitt debütierte. Auch ihr zweites, selbstbetiteltes Studiowerk aus 2008 ließ den Kenner mit der Zunge schnalzen, so dass die Erwartungshaltung gerade auch hier in Deutschland, wo den HEATHENS sogar die Ehre zuteil wird, eine eigene Fanpage gewidmet zu bekommen, recht groß angelegt scheint.
Können die fünf Texaner, die mit Ed Jurdi, Colin Brooks und Gordy Quist, drei gleichrangig kompetente Songschreiber, Sänger und Gitarristen vorweisen, also den großen Korb satter Vorschusslorbeeren mit nach Hause nehmen? Ja, sie können, um dies gleich vorweg zu nehmen. Man darf sich entspannt zurücklehnen und zwölf spannenden, prickelnden, unterhaltsamen und abwechslungsreichen Titeln lauschen, die den Vergleich mit ihren immer wieder gerne zitierten Vorbildern - THE BAND, LITTLE FEAT - durchaus standhält.
Für überaus kritische Geister und Puristen wirft sich womöglich wieder die Frage auf, ob sich die HEATHENS nicht vielleicht doch allzu unverblümt an ihren traditionellen Vorlagen orientieren, um damit ihre eigene unzulängliche Kreativität hinsichtlich eines innovativeren Songwriting zu kaschieren. Doch die drei versierten Songwriter der HEATHENS verstehen sich partout nicht als Plünderer der Musikgeschichte, sondern als demütige Erbschaftsverwalter einer Generation von Musikern, die ihr Schaffen noch als Elixier und Triebfeder verstanden und zwischen 1968 und 1976 die Saat streuten, an der sich heute, nach vierzig Jahren, noch Heerscharen talentierter Söhne und Töchter laben, um schließlich mittels eigener Gewürze und leicht veränderter Rezepturen einen feurigen Gumbo zu präsentieren, der sicher alles andere als schal und abgeschmackt daherkommt. Man könnte ihr Credo kurz umrissen so formulieren: Musik soll in letzter Konsequenz Spaß vermitteln, und dieser Tatbestand wird mit "One Foot In The Ether" ohne weiteres erfüllt.
Natürlich sind die unterschiedlichen Grooves, Arrangements, Stimmungen und insbesondere die Verteilung der Lead-Vocals, sowie der Satzgesang, den alten Großmeistern geschuldet, doch der ausgewiesenen Klasse dieser Band, ihrem charmanten Tatendrang, kann man im Grunde kaum widerstehen. Jurdi, Brooks und Quist (natürlich auch Seth Whitney und John Chipman) wissen nur allzu gut, wie sie ihre Fans ködern können, setzen also ihre etablierten Trademarks, wie seelenvoller Gesang und feurige Gitarrenarbeit auch auf "One Foot In The Ether" reichlich ein, allerdings etwas stringenter, markiger und rockiger als zuletzt auf ihrem Studiodebut. Die Jungs bereichern das Ganze zudem mit ausgesuchten Vintage-Sounds der Marke Wurlitzer und Hammond von TastenmannTrevor Nealon.
Der sogenannte beschauliche Singer-Songwriter und Country-Anteil weicht - Ausnahmen bestätigen hier die Regel - einem staubtrockenen und überaus direktem, von jeglichem Studioglanz entledigten, forschen Vorwärtsdrang, der sich gleich im Opener L.A. County Blues manifestiert und in nachfolgenden Tracks wie Shine a light und You're gonna miss me, die jeweils mit knackigen Soul/Gospel-Anleihen brillieren, bestätigt wird. Lediglich Golden calf fällt mit seiner etwas sinistren Atmosphäre, der technisch verfremdeten Stimme und dem gegen den Strich gebürsteten Drum-Pattern leicht aus dem ansonsten eher freudestrahlenden Rahmen heraus. Das unwiderstehlich groovende Somebody tell the truth, das erfahrene Konzertgänger - neben einigen weiteren Albumsongs - schon kennen werden, überzeugt mit galoppierenden E-Gitarren und evoziert eine Stimmungslage, die an alte Großtaten aus dem Hause Stephen Stills oder Jim Messina denken lässt. Gillian Welchs Cover Look at Miss Ohio lässt im Anschluss weitere wohlige Konzerterinnerungen aufbranden, während das von guten Wünschen und Hoffnungen begleitete Schlusslied Hey rider den Hörer mit einem wohligen Schauer und dem prägnanten Chorus im Ohr zum Weiterträumen in die Nacht entlässt.
So darf es mit der BAND OF HEATHENS-Karriere gerne weitergehen: mit jedem Album, mit jedem Konzert ein Stückchen besser und reifer geworden, dürfen sich alle Fans, und die, die sich noch überzeugen lassen möchten, schon jetzt auf die anstehende Kurz-Tournee Anfang Oktober freuen, die unter anderem die Rockpalast-Konzertaufzeichnung am 8. Oktober in der Bonner 'Harmonie' vorsieht.