Rock Legends, Universal Music, 2007
The Allman Brothers Band:  
1. Ramblin' Man 8. Jessica
2. Midnight Rider 9. Blue Sky
3. Trouble No More 10. Melissa
4. Whipping Post 11. Stormy Monday (Live At The Filmore East)
5. Ain't Waistin' Time No More 12. Little Martha
6. In Memory Of Elizabeth Reed 13. Statesboro Blues (Live At The Filmore East)
7. Dreams  
  Länge: 66 Min 22 Sek Medium: CD
Dio:  
1. Holy Diver 7. Dream Evil
2. Don't Talk To Strangers 8. All The Fools Sailed Away
3. Rainbow In The Dark 9. Shame On The Night
4. The Last In Line 10. Jesus, Mary And The Holy Ghost
5. Evil Eyes 11. Hungry For Heaven
6. Rock'n'Roll Children 12. We Rock
  Länge: 59 Min 00 Sek Medium: CD
Lynyrd Skynyrd:  
1. Sweet Home Alabama 7. Gimme Back My Bullets
2. I Ain't The One 8. What's Your Name
3. I've Been Your Fool 9. Saturday Night Special
4. Workin' For MCA 10. Travellin' Man (Fox Theatre 2001 Deluxe Edition)
5. Take Your Time (Single Version/B-Side) 11. Free Bird
6. On The Hunt  
  Länge: 56 Min 34 Sek Medium: CD
Mötley Crüe:  
1. Dr. Feelgood 10. Without You
2. Girls, Girls, Girls 11. Afraid
3. Shout At He Devil 12. Bitter Pill
4. Wild Side 13. Enslaved
5. Too Fast For Love 14. Glitter
6. Looks That Kill 15. Primal Scream
7. Home Sweet Home 16. Same Ol' Situation
8. Kickstart My Heart 17. Don't Go Away Mad
9. Smokin' In The Boys Room  
  Länge: 73 Min 47 Sek Medium: CD
The Velvet Underground:  
1. White Light White Heat 9. Rock And Roll
2. Sunday Morning 10. I Can't Stand It
3. Run Run Run 11. Foggy Notion
4. Heroin 12. Femme Fatale
5. There She Goes Again 13. New Age
6. What Goes On 14. Here She Comes Now
7. Temptation Inside Your Heart 15. Beginning To See The Light
8. Some Kinda Love  
  Länge: 64 Min 55 Sek Medium: CD

Alle Jahre wieder ..., und noch öfter, wenn's sein muss, kommen Sampler von Legenden der Musikgeschichte auf den Markt. Oft genug von nie gehörten Labels stapeln sich die Dinger in den Ramschkörben vor Baumarktkassen oder irgendwelchen Discountern. Aktuellst bringen Universal Music das wieder so eine Serie heraus, die sich, ebenso treffend wie einfallslos, "Rock Legends" nennt. In Billigstverpackung - obwohl mir diese Digi-Packs lieber sind als die Jewel-Cases - und nur teilkompetent beschriftet, vermutet man da zunächst nix Gutes dahinter, bzw. darin.
Einem Monument wie der ALLMAN BROTHERS BAND kann man mit einer einfachen CD natürlich unmöglich gerecht werden. Das war schon mit der "Gold"-Scheibe von Geffen Records im letzten Jahr nicht möglich, aber immerhin war da auf dem Cover Duane Allman vertreten, während hier die "Brothers Sisters" Fraktion vor sich hingrinst - also bereits mit Chuck Leavell und Lamar Williams.
Außerdem erscheint mir Dickey Betts etwas überproportional vertreten. Mit Ramblin' Man, Blue Sky und Jessica waren aber nun mal die radiotauglichsten Hits aus seiner Feder und selbst In Memory Of Elizabeth Reed hält in dieser Version auch den Durchschnitts-Redneck bei der Stange (nicht mal sieben Minuten! Da ist live ja kaum das Intro vorbei!!)
Mit dem wunderschönen Instrumentalstück Little Martha wird immerhin Duane Allman gewürdigt, obwohl das ja nicht zu seiner typischsten Saitenarbeit gehört. Das bekommt man eher bei den Live-Nummern geboten, die aber auch nur einen unbefriedigenden Einblick liefern. Gute zehn Minuten wären schon noch Platz gewesen, für das ein oder andere Schmankerl. Klar, es macht Spaß Midnight Rider zu hören und mitzusingen, mit Gregg über die sweet Melissa schwelgen und sich den Dreams der Vor-Hatchet-Zeit hinzugeben. Insgesamt aber zu viel Country und zu wenig Blues um die Wurzeln der Band richtig zu würdigen. Rares is' nich und somit wird das Teil verzichtbar. Lediglich - sofern günstig erwerbbar - fürs Auto empfehlenswert.

Wie sieht's denn beim Herrn Dio aus? Der bringt es sogar auf noch weniger Spielzeit. Na ja, Endlos-Jam-Nummern waren ja bei dem auch nicht an der Tagesordnung. Obwohl ..., zu Zeiten von Ritchie Blackmore's RAINBOW.., was? Nein, die CD läuft schon ... ja, der Holy Diver will gut vorgewärmt sein und ein paar Nebelschwaden gilt's auch noch auf die Seite zu schieben. Klasse. Unnachahmlich. Da kapiert man sofort, warum ihn Black Sabbath damals und jetzt wieder für das Heaven And Hell-Projekt an Land gezogen haben. Eine der Handvoll Stimmen im Rock-Business die ebenso unverkennbar wie, ja man kann's nicht anders sagen, göttlich ist. Unwillkürlich fängt der Kopf das "Imtaktwippen" an. Das dazugehörige Album ist natürlich ein Pflichtbesitz wie die folgenden Don't Talk To Strangers und Rainbow In The Dark untermauern. Hat zwar etwas den Staub vergangener Zeiten auf den Schultern, aber die Songs schütteln und zappeln und rocken, dass einiges davon abfällt und mit dem stampfenden The Last In Line wird jener Staub in den Boden gestampft. Das Intro zu diesem Song zeigt deutlich, wie seelenverwandt Dio und Herr Blackmore sind. Haben sie doch beide ein Herz für Mythen, Mittelalter und Magie - und die entsprechende Musik dazu. Allerdings passt zu dem Song, dass Herr Dio auch heute noch den Dampfhammer schwingt und der Ritchie ..., na ja, lassen wir das.
Ach, doch noch was: Natürlich gibt's da noch die Gemeinsamkeit, dass die Bandbesetzungen öfter mal gewechselt haben und so kamen von Drummer Vinnie Appice und Bassist Jimmy Bain über die Gitarristen Vivian Campbell, Craig Goldie, Rowan Robertson, Tracy G. uns Doug Aldrich wieder zum Bassisten Rudy Sarzo und Ex-AC/DC Drummer Simon Wright u. v. m., zahlreiche Rock-Größen unter den Evil Eyes des Bandbosses und gingen und kamen wieder und gingen ...
Gerade bei den 80er Jahre Songs macht sich auch hier und da mal eine aufdringliche Keyboard-Wand unbeliebt, aber so war das nun Mal und diese Stimme reißt noch jedes Mal den Song wieder heraus. Selbst so einen doch etwas banalen Song wie We Rock. An einigen essentiellen Alben kommt man bei Dio nicht vorbei, aber eine nette kleine Werkschau ist das hier doch.

Drei Kreuze schlag ich und 'nen Kniefall leg ich auch noch hin, wenn mal ein SKYNYRD Sampler erscheint, auf dem Smokestack Lightnin' und The Last Rebel vorhanden sind. Oder Keeping The Faith. Aber natürlich wird auch hier - ähnlich wie bei den Allmans - das Augenmerk ausschließlich auf die, na sagen wir, erste Etappe gelegt.
Aber warum sollten sich auch die Herren bei den Plattenfirmen anders verhalten, als die Redneck-Bande selber? Das mag z. T. auch rechtliche Gründe haben, aber ewig in dem alten Schmalz zu schwelgen, obwohl doch reichlich neueres Material vorhanden ist ..., so schlimm gebärden sich nicht mal die STONES. Nichtsdestotrotz geht mir immer noch ein kleines Lichtlein auf, wenn Sweet Home Alabama in der Originalversion erklingt. Zahllose Male gemeuchelt, ist der Song - richtig gespielt (und gesungen!) - immer noch eine wunderbare Nummer.
Natürlich ist es - wiederum wie bei den Allmans - unmöglich auch nur das Frühschaffen dieser Band auf einer einzigen CD zusammenzufassen und so kann dieses Teil eigentlich niemand befriedigen. Fürs Auto trotzdem eine nette Compilation und mit dem southern-fried-boogie I've Been Your Fool findet sich auch was recht Rares und mit Take Your Time ein - noch rarerer - munterer Blues, der mal als B-Seite von Gimme Three Steps (wo ist dieser Hammersong eigentlich hier??) unterwegs war und dann auf der "Expanded Version" von "Second Helping" gelandet ist. Da merkt man wieder überdeutlich, dass dieser Ronnie Van Zant von niemand ersetzt wurde und nicht ersetzt werden konnte.
Die Live-Version von Travellin' Man entstammt natürlich dem erweiterten "One More From The Road"-Album und, auch wenn einige Klassiker dafür pausieren müssen, ist hier zu Recht vertreten. Wie auch Freebird das Teil zu Recht beschließt. Wenn eines Tages die Welt untergeht, spielt Gott bestimmt auch diesen Song. Das ist halt einfach so.

Meine Meinung über MÖTLEY CRÜE ist nicht allzu gut. Genauer gesagt halte ich die Typen für Arschlöcher. Das liegt an der Gleichgültigkeit mit der die Band, insbesondere Verursacher Vince Neil, mit dem Unfalltod von HANOI ROCKS-Schlagzeuger "Razzle" umgegangen ist. Sicher auch an den bescheidenen gesanglichen Qualitäten von jenem Herrn Neil, die allerdings noch von Gitarrist Mick Mars untertroffen werden. Ich weiß heute nicht mehr, in welchem Magazin ich das damals gelesen habe, aber diese Zeile aus einem Live-Review ist mir - zumal ich selbst in jenem Konzert war - im Kopf geblieben: "Und dann der gefürchtete Moment: Mick Mars setzt zum Slide-Solo an". Zweimal hab ich mir Konzerte der Band angesehen. Die meisten Punk-Bands, die ich gesehen habe, waren filigraner. Tommy Lee ist sicher kein schlechter Drummer, aber wer seine Reputation überwiegen aus Drum-Soli in rotierenden Käfigen und Videoaufnahmen mit aufgepumpten Blondinen bezieht ..., also ich weiß nicht.
Charakterliche Schwächen gibt es allerdings auch zuhauf bei anderen Bands und an viele Storys über Gregg Allman, Keith Richards, Axel W. Rose, um nur ein paar zu nennen, mag man sich lieber nicht mehr erinnern. Tatsächlich gibt es auch ein paar positive Aspekte bei MÖTLEY CRÜE und die befinden sich ausnahmslos auf Rille gepresst. Mit dem Gitarristen von THE ANSWER teile ich eine Vorliebe für das "Theatre Of Pain" Album, welches auf diesem Sampler leider mit Smokin' In The Boys Room und Home Sweet Home zwar würdig, aber völlig unterrepräsentiert ist. Da gehen mir Keep Your Eye On The Money und Tonight (We Need A Lover) doch gehörig ab. Aufwärts ging's mit dem Erfolgsalbum "Dr. Feelgood". Jedenfalls umsatzmäßig. Der entsprechende Titel eröffnet diesen Sampler, aber mir war schon Girls, Girls, Girls vom Vorgänger zu banal. Schon dieser Mofa-Motor am Anfang. Die sollten sich mal ein Beispiel an VAN HALENs Hot For Teacher nehmen. Auf der anderen Seite stehen allerdings auch Klassiker wie Shout At The Devil, die zwar auch simpelster Rock sind aber auch bester Party-Stuff und einfach eine Art Zeitdokument. Die beste Party läuft aber mit dem erwähnten BROWNSVILLE STATION Cover Smokin' In The Boys Room. Einfach und - immer noch - geil!
Was mir noch gefällt, ist, dass man nicht bei den ersten paar Alben halt macht, sondern, z.B. mit Glitter auch auf die Zeit eingeht, in der John Corabi als Sänger fungierte. Das so etwas bei den Ur-Fans nicht gut ankommt, kennt man von IRON MAIDEN bis JUDAS PRIEST zur Genüge. Und die besseren Songs? Tja, die stammen hier halt auch aus den ersten Jahren und nach "Theatre Of Pain" genügt dieser Sampler, nach meiner Einschätzung, völlig.

Bis hierher war das alles noch gut konsumierbar und dürfte kein Normalbürgerohr schädigen. Aber um THE VELVET UNDERGROUND zu mögen, da braucht man schon andere Nerven. Oder muss die damalige Zeit mitgemacht haben. Oder kennt sich mit dem Gebrauch von bewusstseinserweiternden Substanzen aus. Oder gehört den zahlreichen Künstlern, die von dieser Band beeinflusst wurden oder ihre Songs coverten. David Bowie hat, zum Beispiel White Light White Heat aufgenommen. Ein Kultsong zweifellos, aber diesen Sound würde heute keine Amateurband bei einer Bewerbung abgeben. Die Songs von VELVET UNDERGROUND sind auch alle sehr einfach gestrickt und beziehen ihre Faszination - sofern man denn eine dafür entwickeln kann - aus dem eindringlichen Gesang und den hypnotischen Klangkollagen. Klar, waren das noch die 60er, aber die Gitarren klingen stellenweise wie bei den BEATLES im Star Club. Ja, ein bisschen THE BYRDS klingen in Sunday Morning auch mit durch und ein großer Einfluss war auch Bob Dylan, was das an Highway 61 Revisited erinnernde Run Run Run unterstreicht.
Es geht aber auch gröber. Zum Beispiel mit dem vibrierenden Heroin. Ich kann bei solch härteren Sachen nicht mitreden, aber womöglich reicht es auch schon, wenn man sich diesen Song über Kopfhörer reinzieht. Auf möglichst wenig Tönen reitend, mit einer hypnotischen Orgel im Hintergrund, entsteht so jedenfalls eine "berauschende" Nummer. Da schnauft man hinterher erst mal kräftig durch.
Mit There She Goes Again schafft man eine große Ähnlichkeit zu den frühen STONES, besonders zu deren Titel Mercy, Mercy.
VELVET UNDERGROUND wird ja immer beschienen ihrer Zeit voraus gewesen zu sein, aber vom Gitarrensound waren sie eher Jahre zurück. Spieltechnisch auch nicht so toll, klingt das für Manche sicher oft nach einem ziemlichen Geschraddel, wenn nicht gar nach Dilettantismus. Den eintönigen Sprechgesang Reeds muss man außerdem auch über längere Zeit vertragen.
Die Live-Version von Rock And Roll scheppert auch reichlich. In welchem Keller wurde das denn mitgeschnitten?
Na ja, kurz und gut: TON STEINE SCHERBEN sind ja auch nicht jedermanns Geschmack und haben trotzdem reichlich Fans und sind eine Kult-Band. Ähnlich verhält es sich mit THE VELVET UNDERGROUND. Man mag es einfach oder nicht. Zwischendrin gibt's nix und braucht wohl keine der beiden Fraktionen auch diesen Sampler nicht.

Wer sich an Einfachstverpackung und Minimalausstattung nicht stört und eines, oder mehrere der Teile günstig bekommt ..., wie gesagt, fürs Auto oder den Walkman ganz brauchbar.

Epi Schmidt, 22.12.2007

 

 

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