The Allman Brothers Band Idlewild South - Super Deluxe Edition, Mercury/Universal Music, 2015 (1970) |
Duane Allman | Lead Guitar, Acoustic & Slide Guitar | |||
Dickey Betts | Lead Guitar | |||
Gregg Allman | Organ, Piano, Vocals | |||
Berry Oakley | Bass, Vocals on Hoochie Coochie Man | |||
Jan Johanny Johanson (Jaimoe) | Drums, Congas, Timbales & Percussion | |||
Butch Trucks | Drums & Tympani | |||
Thom Doucette | Harmonica & Percussion | |||
| ||||
Disc One - "Idlewild South" (Remastered): | ||||
01. Revival | ||||
02. Don't Keep Me Wonderin' | 08. Statesboro Blues (Session Outtake) | |||
03. Midnight Rider | 09. In Memory Of Elizabeth Reed (Alternate Take) | |||
04. In Memory Of Elizabeth Reed | 10. One More Ride (Session Outtake) | |||
05. Hoochie Coochie Man | 11. Midnight Rider (Alternate Mix) | |||
06. Please Call Home | 12. Revival (Love Is Everywhere) (Mono Single Version) | |||
07. Leave My Blues At Home | ||||
Disc Two - "Live At Ludlow Garage 1970" (Expanded & Remastered): | ||||
01. Dreams | 05. Every Hungry Woman | |||
02. Statesboro Blues | 06. I'm Gonna Move To The Ouskirts Of Town | |||
03. Trouble No More | 07. Hoochie Coochie Man | |||
04. Dimples | ||||
Disc Three - "Live At Ludlow Garage 1970": | ||||
01. In Memory Of Elizabeth Reed | 02. Mountain Jam | |||
Disc Four - "Idlewild South" (Blu-Ray Pure Audio Disc) | ||||
s. Disc One | ||||
Kurz vor Ende des Jahres 2015 wurde dieses Jubiläum dann doch noch gebührend gewürdigt: 45 Jahre “Idlewild South“, die zweite LP der ALLMAN BROTHERS BAND.
Die einstige “Einfach-LP” hat man ordentlich remastered, wie sich das gehört, zur Doppel-CD aufgestockt und, sogar zur 4-Disc “Super Deluxe Edition“ aufgeblasen. Ehre wem Ehre gebührt.
Diese beinhaltet, neben dem Original-Album, fünf Alternative Aufnahmen, das 1991 veröffentliche “Live At Ludlow Garage“ (aufgenommen 1970 in Cincinnati), welches um eine brillante und bisher unveröffentlichte Version von In Memory Of Elizabeth Reed erweitert wurde, und – für die Sound-Freaks und High-Ender – das Studioalbum plus vier der Bonus-Tracks als “96kHz 24-bit High Resolution 5.1 Surround Sound “ Fassung auf einer Blu-Ray Pure Audio Disc. Da gibt’s ordentlich was auf die Ohren!
Das “Grundalbum“ allein ist natürlich schon ein Klassiker und Meisterwerk. Und das nicht nur bei Southern Rock-Fans. Nachdem man mit dem Debütalbum zwar ein paar Lorbeeren einheimsen konnte und vor allem Live beeindruckte und eine immer größere Gefolgschaft anziehen konnte, aber chart-mäßig doch nicht so toll landen konnte (nix mit Top 100, oder so), rückte man mit dem Nachfolger dann doch in wärmere Regionen vor. Sprich: Unter die Top 40. Das wird schon seinen Grund gehabt haben, dass man mit Revival einen sehr eingängigen Song an den Beginn des Albums gestellt hat und letztlich hat es ja auch gewirkt.
Wir schreiben das Jahr 1970 und in Revival finden sich Elemente, die man – aus Gitarristen-Sicht – bei Bands wie WISHBONE ASH finden konnte, bzw. – geht man mehr nach dem mehrstimmigen Gesang – bei CROSBY, STILLS & NASH. Da konnte man schon einmal Richtung Pop-Charts schielen. Interessierte sollten sich hier im Vergleich mal den Song No One To Run With, vom 1994er Album “Where It All Begins“ anhören.
Auf “Idlewild South“ ließ man mit Don’t Keep Me Wonderin‘ eine groovige Nummer folgen, in der sowohl Duane Allmans wundervolle Slide-Gitarre (die Generationen von Gitarristen beeinflussen sollte) aufsteigt, wie auch Tom Doucettes Blues-Harp zu hören ist. Eine oft unterschätze Nummer.
Die Produktion von Tom Dowd ist wieder exzellent. Das hört man unter anderem daran, dass obwohl zwei Schlagzeuger agieren, es fast mehr nach unterstützender Percussion klingt. Da wird nix zugeknüppelt, sondern jedes Instrument bekommt seinen Raum und Luft und unterstützt die Mitspieler.
Ohrwurm des Albums ist vom Gesang her natürlich Midnight Rider. Oft kopiert, selten erreicht. Auch hier schön, wie bei dieser eigentlichen Akustikgitarrennummer, die Orgel sachte im Hintergrund “mitschwebt“. Weiß gar nicht, ob das auf meiner LP so zu hören war.
Übernummer der Scheibe natürlich das Epos In Memory Of Elizabeth Reed. Das Instrumental wird hier noch in gut sieben Minuten gepresst, aber im Konzert wurde da auch gern mal eine halbe Stunde überschritten, wenn es sein musste. Das Stück ist schlichtweg eine Demonstration. Und zwar aller Beteiligten! Da kann man sich getrost ein Instrument herauspicken und es über die komplette Spielzeit verfolgen und kommt aus Staunen und “ Vor-Freude-grinsen“ nicht mehr heraus.
Großen Anteil hatte natürlich auch Bassist Berry Oakley, der, nach seinem Tode im Jahre 1972, erst Jahre später wieder adäquat durch Allen Woody ersetzt werden konnte. In Muddy Waters’ Hoochie Coochie Man müht er sich redlich als Lead-Sänger, kann aber die Klasse seines Bass-Spiels nicht erreichen. Trotzdem eine ebenfalls richtig gute Aufnahme.
Das Soul-triefende Please Call Home ist ein typische Gregg Allman-Ballade, mit der er wohl etliche Frauen-Herzen erweichte. Seine beste Gesangsleistung auf diesem Album, aber die Klasse des Songs wird auch von den perfekten Gitarren-Zutaten bestimmt. Sowohl die Akustik-Rhythmus-Gitarre, als auch die Lead-Fills der E-Gitarre sind ganz hervorragend.
Da wirkt Leave My Blues At Home anschließend etwas unruhig, aber die doppelstimmigen Gitarren schwirren einem so göttlich ums Hirn, dass man sich nahezu willenlos auf diese Reise begibt.
Als Zugabe gibt’s noch ein paar Tracks, wovon die “Session Outtakes“ von Statesboro Blues und One More Ride bereits auf der “Dreams“-Box erschienen sind. Der “Alternate Take“ von Elizabeth Reed kommt mir leicht “psychedelischer“ vor, als die veröffentlichte auf der LP, klingt für mich, ob der tollen Transparenz, auch fast besser, als die bekannte Version.
Bekannt ist den Fans auch die “Live At Ludlow Garage 1970“-Aufnahme und dass die Band hier auf einem Höhepunkt war, unterstreicht zum Beispiel der bisher unveröffentlichte Mitschnitt von eben jenem In Memory Of Elizabeth Reed. Wirkt zu Beginn etwas langsam, aber wie sich die ALLMAN BROTHERS BAND da dann reinsteigert, ist schlichtweg genial. Keine Ahnung, ob da irgendwelche Substanzen im Spiel waren, oder nur beseelte Inspiration, aber bei der Nummer katapultieren sich die Typen in eine Art transzendentalen Höhepunkt. Grandios.
Wer es dann immer noch braucht, kann sich mittels der Blu-Ray Audio Disc in Sphären schießen, aus denen er wohl erst zum 50. Jubiläum dieses Albums zurückkehrt. Mal sehen, was Band und Plattenfirma dann noch einfällt. Bis dahin ist das hier, im DVD-Format-Cover, dickem Booklet und schön gestaltetem Layout, wohl erst einmal die ultimative Ausgabe von “Idlewild South“.