The Allman Brothers Band
Eat A Peach (Deluxe Edition), Universal Music, 2006 (Capricorn Records, 1972)
Duane Allman Guitar, Vocals
Gregg Allman Organ, Piano, Vocals
Dickey Betts Guitar, Vocals
Berry Oakley Bass
Butch Trucks Drums
Jai Johany Johansen "Jaimoe" Drums
Produziert von: Tom Dowd Länge: 146 Min 37 Sek Medium: Do-CD
CD 1:
1. Ain't Waistin' Time No More6. Trouble No More - Live At The Filmore East
2. Les Brers In Minor7. Stand Back
3. Melissa8. Blue Sky
4. Mountain Jam - Live At The Filmore East9. Little Martha
5. One Way Out - Live
CD 2:
1. Statesboro Blues - Final Filmore East Concert6. Midnight Rider - Live At The Filmore East
2. Don't Keep Me Wonderin' - Final Filmore East Concert7. Hot 'Lanta - Final Filmore East Concert
3. Done Somebody Wrong - Final Filmore East Concert8. Whipping Post - Final Filmore East Concert
4. One Way Out - Live At The Filmore East9. You Don't Love Me - Final Filmore East Concert
5. In Memory Of Elizabeth Reed - Final Filmore East

Als Duane Allman am 29. Oktober 1971 an den Folgen eines Motorradunfalls starb, verlor die ALLMAN BROTHERS BAND ihren Leader und musikalischen Kopf. Nicht nur die Band fragte sich, ob und wie es weitergehen sollte. Die Aufnahmen zum Album "Eat A Peach" waren bereits begonnen worden und es war jedem klar, dass Duane gewollt hätte, dass das Album erscheint.
Natürlich hat der Titel des Albums nichts mir der Mär zu tun, Duane Allman wäre in einen mit Pfirsichen beladenen LKW gekracht. Also bitte, ein gewisses Maß an Pietät haben auch Südstaatler... Nein, zunächst sollte das Album - das Artwork stand schon fest - "The Kind They Grow In The South" heißen. Nach Duanes Tod entschied sich die Band für den Ausdruck, den jener in einem Interview benutzte: "Every time I'm in Georgia, I eat a peach for peace". So wurde auch kurz erwogen, das Album "Eat A Peach For Peace" zu nennen, schließlich entschied man sich für die verkürzte Form.
"Eat A Peach" wurde zum Schlüsselalbum für die ALLMAN BROTHERS BAND und gehört wohl zu den Scheiben, die jeder Rockmusikfan haben muss.

Universal veröffentlich das Album nun in der Reihe ihrer "Deluxe Edition" wieder und versüßt einem den Kauf mit sieben bisher unveröffentlichten Live-Aufnahmen auf einer zweiten CD.
Zunächst gibt's das bekannte Album auf der ersten CD, welches mit dem leicht melancholischen Ain't Waistin' Time No More, welches heute noch ein Klassiker im Repertoire der Band ist und wieder Mal Greggs herrliche Blues-Stimme in den Vordergrund stellt. Zum ersten Mal hört man hier Dickey Betts Slide-Gitarre spielen, etwas was man von ihm vorher, nicht mal die Bandmitglieder, kannte, allerdings deutlich von Duane Allman beeinflusst.
Beim folgenden Les Brers In A Minor (Cajun-Französisch für 'The Brothers In A Minor') klingt es zunächst nach einem Orchester, welches sich aufwärmt, bzw., möglicherweise, nach einer Band die sich auf die Zukunft einstimmt. Der Song klingt mit seinem Afro-Südamerikanischen Groove stark nach SANTANA, wozu auch Dickeys Gitarrenthema passt. Heraus sticht hier Bassist Berry Oakley, der den Rhythmus dominiert und nahezu eine zweite Gitarre spielt. Noch im selben Jahr sollte Berry ein ähnliches Schicksal wie sein Freund Duane beschieden sein. Es sollten Jahrzehnte vergehen, bis die Band mit Allen Woody wieder einen Bassisten von ähnlichem Kaliber bekommen sollte.
Mit der gefühlvollen Ballade Melissa folgt der dritte Titel, der ohne Duane aufgenommen wurde und dann geht's in 33 Minuten Mountain Jam. Dieses Instrumental mag man oder eben nicht, aber es ist essentiell für das Verständnis dieser Band.
Mit One Wy Out und Trouble No More sind zwei weitere Live-Titel vertreten, die ganz klar zu besten Songs der ALLMANs gehören. Hier ist natürlich Duane Allman dabei und er demonstriert wieder einmal, wie unendlich gefühlvoll er Slidegitarre spielen konnte. Für mich bis heute unerreicht.
Das zeigt auch Stand Back, der Song bei dem Duane erstmals völlig zufrieden mit seinem Slide-Stil und Sound war. Tatsächlich spielt er hier auch ganz anders als von ihm gewohnt.
Blue Sky ist ein typischer Dickey Betts Song, mit hohem Countryanteil, gewidmet natürlich Sandy Bluesky, seiner Frau. Die wunderschöne Akustiknummer Little Martha wurde von Duane geschrieben und beschließt das Album ebenso passend wie stilvoll.

Wie erwähnt, wartet diese Deluxe Edition, neben schöner und informativer Ausstattung, mit einer zweiten CD auf, auf der diverse Live-Mitschnitte aus dem New Yorker Filmore East zu hören sind, von denen bisher nur One Way Out und Midnight Rider veröffentlicht waren.
Jetzt kann man natürlich sagen: Wozu die 523. Version von Statesboro Blues?
Und hat damit wahrscheinlich nicht mal so Unrecht. Aber wer ein Fan ist, sieht das anders und gerade die ALLMAN BROTHERS BAND ist ja keine Band, die an vorgegebenen Versionen sonderlich klebt. So gehört der Mitschnitt von Don't Keep Me Wonderin' zweifellos, für mich, zu den besten die ich von diesem Lied kenne. Auch Done Somebody Wrong scheint mir nicht gekannten Schwung zu entwickeln und die Leadgitarre klingt geiler denn je.
Ach, eigentlich klingen sie alles klasse. One Way Out reißt einen wie gewohnt mit und In Memory Of Elizabeth Reed kann einen zu Tränen rühren.
20 Minuten Whipping Post sind keine Sekunde zu lang und auch 17 Minuten You Don't Love Me weist keine Längen auf. Live konnte den Allmans damals keiner was vormachen.
Trotzdem muss man sich diese Edition nicht wegen der Bonus Tracks kaufen, wenn man schon reichlich Live-Material dieser Band im Schrank hat. Wer, wie ich, bisher noch seine Vinyl-Ausgabe hütete, hat aber hier reichlich Anreiz. Wie schön, beim Mountain Jam nicht mehr mittendrin die Platte wechseln zu müssen...

Epi Schmidt, 27.07.2006

 

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