Tedeschi Trucks Band, Frankfurt, Batschkapp, 03.04.2017 |
Ja, die haben schon Geschmack, die Frankfurter. Jedenfalls was Musik angeht. Beim Bier sah das zu Zeiten von Henninger Turm und Binding (und noch ein paar anderen Brauereien vor Ort) auch besser aus. Heutzutage kriegt man in einer lokalen Institution, - ja, fast einem Identifikations-Tempel! – ein Fernsehbier zweifelhafter Qualität kredenzt. Jedenfalls, wenn’s mich fragt. Schön, die “Institution“ ist auch nicht mehr, wo sie mal war, hat sich aber vor allem verkehrstechnisch durchaus gemausert. Der Laden ist gut gefüllt, inkl. der “Empore“, ohne dass man sich sardinenmäßig quetscht. Die Stimmung ist erwartungsgemäß gut und erwartungsvoll. Recht pünktlich um 20 Uhr brandet der Jubel auf, denn die TEDESCHI TRUCKS BAND betritt die Bühne. So einen Anblick genießt man hierzulande höchst selten, denn eine 12-Mann – und Frau! – starke Band aus den Staaten nach Europa zu schippern und zu logieren, das muss man auch erst einmal stemmen. Im – um mal eine Metapher zu verschwenden – “Auge des Sturms“, stehen natürlich Derek Trucks und Partnerin Susan Tedeschi. Letztere begrüßt mit einem flüchtigen “Guten Abend“ denn auch die Anwesenden, woraufhin die Band sofort in mit einem treibenden Made Up Mind zu rocken beginnt. Gleich Mal eine Nummer, die nicht auf dem Live-Album vertreten ist, sondern vom gleichnamigen 2013er Album stammt. Der Sound ist zumindest im Bereich vor der Bühne hervorragend und so kommen alle Elemente bestens durch: Susans grandioser Gesang, die Bläsersätze, die Backgroundsänger/innen, die gnadenlos geile Orgel von Kofi Burbridge und, last but not least, Derek Trucks‘ Gitarre. Und das über dem Rhythmus des Doppel-Schlagzeugs und dem herrlich pumpenden Bass. Da schüttet sich auch schon der Wehrmutstropfen, in der Größe eines mittleren Stausees aus: Der Verstärker von Derek Trucks raucht ab! Der ein oder andere will was gerochen haben. Wer weiß, was es war. Tatsache ist, es bricht eine leichte Konfusion aus. Ein weiterer Verstärker wird ausprobiert, geht aber ebenso schnell in die Knie. Letztlich überlässt Susan, ganz so, wie im Ehevertrag niedergeschrieben, ihrem Gatten ihren Verstärker, damit sich dieser endlich seinem, umgehend beklatschten, Slide-Solo widmen kann. Währenddessen verliert sich der Soul-Groove der Nummer keine Sekunde! Zwischendurch springt Back- und Solosänger Mark Rivers in die Bresche und rettet die Nummer mit seinem gefühlvoll/expressiven Gesang. Ein Album weiter zurück und wir sind bei dem atmosphärischen Midnight In Harlem. Eine Saxofon-Improvisation bringt uns hier in die richtige Spur um diese langsam köchelnde, bluesig-jazzige Nummer aufzusaugen. Ganz klasse, welche Stimmung hier kreiert wird, über der dann noch Dereks geradezu lyrisches Slide-Solo “schwebt“. Der Mann ist überhaupt ein Erlebnis! Ohne Plektrum spielend, die Saiten mit den Fingern greifend oder mit Bottleneck darüber gleitend, scheint es keine Grenzen für ihn zu geben. Ein ums andere Mal überrascht er mit wundervollen Melodie-Linien und überraschenden Wendungen. Die Emotionen fließen nur aus seiner Gitarre, er selbst schaut kaum weiter als über den Hals seiner SG. Außer wenn er sich zum Dialog vor Kofi Burbridges Orgel stellt und ihm dieses “Duell“ das ein oder andere Lächeln entlockt. Eine dermaßen gut und durch die Bank hochkarätig – zumal in dieser Größe! – hab ich noch nicht gesehen! Da kann man nehmen, wenn man will, es ist immer Oberklasse! Mit dem vertrackten und gleichzeitig hymnischen Titelsong vom letzen Studioalbum – jetzt also doch! - , Let Me Get By, steuern wir in eine, möglicherweise vorgezogene, Pause. Obwohl es gut läuft, ist Trucks sicher nicht restlos mit seinem Sound zufrieden und so werkeln seine Techniker eine gute halbe Stunde, bevor sie seinen Verstärker dann tatsächlich wieder zum Laufen kriegen. Eine erhöhte Lautstärke nach diesem Intermezzo geht einher mit der “Wiederauferstehung“ des Amps. Da folgen allerdings noch einige davon! Das sich dynamisch aufbauende Laugh About It etwa. Da geht’s im Mittelteil plötzlich funky zu, Susan bringt die Leute zum Mitklatschen, bevor es in einen ausufernden Jam-Teil übergeht. Oh Mann, in den Staaten mag man sowas auf jedem zweiten Festival serviert bekommen, aber hierzulande darf man sich wahrlich glücklich schätzen, bei so einem Ereignis Zeuge zu sein. Der Ausgleich folgt, wenn Trucks seinerseits die Bühne verlässt und nun der Gattin für ein, vor allem gesanglich berauschendes Don’t Think Twice It’s All Right die Bühne überlässt. Erneut ist setzt Burbridge hier mit einem Querflöten-Solo Akzente. The Storm treibt uns wieder in tiefste und wogende Jam-Bereiche. Da geht’s noch einmal, gerade rhythmisch zur Sache und es wird stellenweise echt wild. Hier und da meint man immer einmal, Zitate aus Blues-Klassikern zu erkennen, aber letztlich jammen sich die Musiker hier einfach auf höchstem Niveau hindurch. Klare Sache, mit dieser vorläufigen Schlussnummer wird die Band nicht gehen gelassen, auch wenn zwei Stunden reine Spielzeit bereits erreicht sind. |