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Live At Montreux 1986

( English translation by Google Translation by Google )

DVD-Review

Reviewdatum: 10.10.2008
Jahr: 2008

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Redakteur(e):

Michael Koenig


Live At Montreux 1986, Eagle Vision/Edel, 2008
Mark HollisVocals
Lee HarrisDrums
Paul WebbBass
John TurnbullGuitar
Ian CurnowKeyboards
Rupert BlackKeyboards
Phil ReisPercussion
Leroy WilliamsPercussion
Produziert von: Claude Nobs, Terry Shand & Geoff Kempin Länge: 86 Min 48 Sek Medium: DVD
01. Talk Talk08. It's You
02. Dum Dum Girl09. Living In Another World
03. Call In The Night Boy10. Give It Up
04. Tomorrow Started11. It's My Life
05. My Foolish Friend12. I Don't Believe In You
06. Life's What You Make It13. Such A Shame
07. Does Caroline Know14. Renee

Die Liste der Musiker, die im Rahmen des weltberühmten Montreux Jazz Festivals seit dessen Begründung im Jahre 1967 schon aufgetreten sind, ist sehr lang und äußerst beeindruckend. Bemerkenswert ist, dass eben nicht nur Vertreter des namens gebenden Jazz eingeladen wurden und werden, sich in der Schweiz live zu präsentieren. Das Gegenteil ist der Fall. Etliche, die in Pop und Rock, ja sogar im Bereich der harten Klänge, einen Namen haben bzw. hatten, sind in den Annalen dieser Veranstaltung verewigt, die eine oder andere Überraschung inklusive. Oder hätte tatsächlich irgendjemand zum Beispiel ernsthaft ALICE COOPER dort auf der Bühne erwartet? Also ich nicht. Letztendlich ist es aber gerade dieses Unerwartete, dieses Überraschende, das besagtes Festival auch heute für viele interessant macht. Bin mal gespannt, wen sie dort noch so aus dem Hut zaubern.

Am 11. Juli 1986 durften TALK TALK, die sich gerade auf einer weltweiten Tour anlässlich des damals aktuellen Albums 'The Colour Of Spring' befanden (danach sollten sie nie wieder eine Gastspielreise antreten), zum ersten und leider auch einzigen Mal ihre Visitenkarte an den Gestaden des Genfer Sees, beim 20. Jubiläum des Montreux Jazz Festivals, abgeben. Die 1981 gegründete, zunächst im Synthie Pop und in der New Wave beheimatete, später von manchen dem Post Rock (den sie angeblich aus der Taufe hob) zugeordnete britische Formation, bestand zum damaligen Zeitpunkt aus dem Sänger MARK HOLLIS, dem Schlagzeuger LEE HARRIS, dem Bassisten PAUL WEBB und dem Keyboarder TIM FRIESE-GREENE (seit 1982/83 inoffizielles Mitglied, neben MARK HOLLIS Komponist und Produzent). In Montreux traten die drei Erstgenannten mit fünfköpfiger Tourneeverstärkung, an. Der Gitarrist JOHN TURNBULL, die Keyboarder IAN CURNOW und RUPERT BLACK, sowie die Perkussionisten PHIL REIS und LEROY WILLIAMS, sorgten für Unterstützung.

In den frühen 1990ern schließlich, (die Kompositionen waren immer anspruchsvoller geworden und nicht mehr für den Mainstream geeignet), nach fünf Alben, von denen 'It's My Life' (1984) und 'The Colour Of Spring' (1986) wohl die kommerziell erfolgreichsten waren, ('Spirit Of Eden' [1988] war sicher der beste Longplayer, verkaufte sich aber nicht mehr so gut) und etlichen Chart-Singles wie Talk Talk (1982), Dum Dum Girl (1984), My Foolish Friend (1983), Life's What You Make It (1986/1990), Living In Another World (1986/1991), It's My Life (1984/1990) und Such A Shame (1984/1990) (die genannten Titel und die Reihenfolge ihrer Nennung entsprechen dem Programm der DVD) lösten sich TALK TALK mangels Plattenverkäufen und wegen rechtlicher Probleme mit ihrer ehemaligen Plattenfirma EMI auf.

Zu Beginn werden die Musiker einzeln namentlich vorgestellt und als Band angekündigt, währenddessen TALK TALK ohne großes Brimborium einfach die Bühne, in deren Hintergrund Motive von KEITH HARING drapiert sind, betreten. Sodann nehmen knapp 1 ½ Stunden allerbester Unterhaltung ihren Lauf. Die Tage der Synthie Pop-Liedchen und der New Wave sind 1986 langsam aber sicher Geschichte. Das hier Gebotene, vor allem auch die zum damaligen Zeitpunkt aktuellen Versionen der Hitsingles, lässt sich eher unter Post Rock, noch besser unter Art Rock und Art Pop einkategorisieren. Es hört sich "erwachsener" an, hat mehr Niveau und klingt dabei jedoch nach wie vor unverkennbar nach TALK TALK. Keines der vierzehn Stücke fällt qualitativ in irgendeiner Weise hinter eines der anderen zurück. Die Musiker sind alle bestens aufeinander eingespielte Könner und nutzen jede Gelegenheit, sich von ihrer Schokoladenseite zu präsentieren. So bauen sie in einige Songs Jam Sessions und lange Soli ein, treiben sich gegenseitig zu Höchstleistungen an und frönen ihrer Lust am Musikmachen. Da fällt es selbst vor dem Bildschirm schwer ruhig zu bleiben. Kein Wunder also, dass die Meute im Zuschauerraum begeistert mitgeht. Wenn auch einige darunter sind, die sich erst mit Anfang der Zugabe nach etwas mehr als sechzig Minuten regulärer Spielzeit aus der Reserve locken lassen.

MARK HOLLIS steht, wenn er singt, jederzeit im Mittelpunkt des Geschehens. Seine melancholische Stimme ist, neben dem speziellen Sound, das Aushängeschild von TALK TALK. Sein Stageacting, wie übrigens auch das all der anderen, ist völlig unaufgeregt und souverän. Allen seinen Mitstreiter lässt er den nötigen Freiraum zur Entfaltung. Jeder hat seine Momente im Rampenlicht. Der Kontakt mit den Besuchern beschränkt sich auf einige wenige Songansagen und kurze Dankesbezeugungen von MR. HOLLIS, was der großartigen Wirkung der Aufführung jedoch keinen Abbruch tut.

Die Hardware-Ausstattung von 'TALK TALK - Live At Montreux 1986' hält sich eher in Grenzen. Als Booklet fungiert ein Faltblatt mit schönen schwarz-weißen Live-Fotos und der Farbabbildung des im Original von KEITH HARING stammenden Posters für das Montreux Jazz Festival 1986.

Sowohl Bild, als auch Ton sind top. Da gibt es nix zu meckern. Die Kameraleute nehmen die Bühne entweder direkt oder aus einiger Entfernung frontal und von der Seite ins Visier und vermitteln dem Zuseher von der Bühne herunter einen recht guten Eindruck vom ausverkauften Saal. Besagte Bühne ist relativ niedrig und barrierefrei, so dass sich das Publikum in den ersten Reihen dort anlehnen kann. Die Musiker werden immer wieder in Großaufnahme gezeigt. Die Kameras richten ihre Objektive manchmal auch direkt auf deren Hände, was das Beobachten von Spieltechniken erlaubt.

Das Hauptmenü ist, da es lediglich die Funktionen "Play", "Song Selection" und "Audio Options" aufweist, sehr übersichtlich. Das Bild hat 16 : 9 Screen Format, beim Ton kann zwischen PCM Stereo, Dolby Digital Surround 5.1 und DTS Digital Surround Sound gewählt werden. Sprache ist natürlich Englisch, Untertitel fehlen. Das stört bei den seltenen und nur kurzen Ansagen jedoch in keiner Weise. Extras werden nicht geboten.

'TALK TALK - Live At Montreux 1986' zieht einen von der ersten Sekunde an in seinen Bann und bringt die Hingabe und die Leidenschaft der Musiker, sowie die Begeisterung der Leute vor der Bühne authentisch und ungefiltert rüber. Man bedauert sofort, nicht dabei gewesen zu sein. Gott sei Dank ist dieser grandiose Gig jetzt endlich audio-visuell für jedermann zugänglich. Mit 'London 1986' gibt es ja seit Ende der 1990er Jahre bereits ein faszinierendes Konzertdokument von TALK TALK in der Audio-Variante.

Für Anhänger des Art Rock/Art Pop, sowie TALK TALK-Verehrer gilt die höchste Empfehlungsstufe. Natürlich dürfen auch Menschen zugreifen, die schlicht und einfach gute Musik aus den 1980ern mögen.

Michael Koenig, 10.10.2008

 

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