The Wild One, Universal Music, 2008 | ||||
Carl Norén | Guitar, Vocals and Acoustic Guitar | |||
Victor Norén | Bass and Vocals | |||
Kristian Gidlund | Drums and Percussion | |||
David Herbert | Piano, Keyboards and Organ | |||
Jonas Karlsson | Guitars and Background Vocals | |||
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01. The Escapologist | 08. In Berlin | |||
02. Just A Little Bit More | 09. Love's Turning Into Boredom | |||
03. You Can't Kill Rock'n'Roll | 10. Here She She Comes | |||
04. Bring Danger | 11. Harder To Say I'm Sorry | |||
05. Never Thought I'd Say That It's Alright | 12. Caroline | |||
06. Hate It When You Go | Bonus Track: | |||
07. Kick It Up | 13. Bus Stop | |||
Was sich John Lennon vor über 40 Jahren dachte, als er A Day In The Life schrieb, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, was sich Neil Young vor 30 Jahren dachte, als er die Originalaufnahme der BEATLES in das Intro zu seinem Film "Rust Never Sleeps" einbaute - geschweige denn, als er den Song in seinem Live-Repertoire, dieses Jahr, intonierte.
Was sich fünf Schweden dachten, die sich vor 10 Jahren zusammenfanden, um den Geist der 60er aufleben zu lassen und hörten wie jener John Lennon auf der "Anthology 2" der BEATLES jenen Song mit "sugar plum fairy, sugar plum fairy" einzählte, kann ich mir ungefähr vorstellen: "Das ist es!"
Und schon hieß die Band SUGARPLUM FAIRY.
Mit "The Wilde One" legen sie ihr drittes Album vor und huldigen im Titel gleich einer weiteren Ikone: Marlon Brando. Der Film "The Wild One" hat wohl in den 50ern ähnlich viel für den Rock'n'Roll getan, wie mancher Song.
Musikalisch konzentrieren sich SUGARPLUM FAIRY, erwartungsgemäß, mehr auf die 60er und das Album durchströmt auch der Geist jener Zeit. Da finden sich die Gebrüder Norén (schon wieder ein Brüderpaar!) und ihre Mitstreiter natürlich sofort im Vergleich zu Brit-Pop Bands wie OASIS, sind allerdings nicht ganz so Fab-Four zugeschnitten.
The Escapologist macht sofort ordentlich - mittels treibender Bass-Linie - Drive und erinnert mich stark an die Australier JET, vor ein paar Jahren. Nur dass es hier deutlich mehr jingelt und jangelt - Sixties-mäßig halt. Auf jeden Fall reißt es einen sofort mit und man kann sich denn Song leicht als Sommer-Soundtrack vorstellen. Das trifft eigentlich auf jeden Song des Albums zu. Auch Just A Little Bit More geht straight nach vorne. Hat zwar ein bisschen was Bands wie FOOL'S GARDEN, ohne deren Weinerlichkeit anzustreben, aber bringt die Beine in Bewegung und hält den ersten Ohrwurm-Refrain bereit.
You Can't Kill Rock'n'Roll ist jetzt nicht der Rocker schlechthin, geht aber ebenfalls gut ab und - wenn er auch nicht deren Power hat - klingen für mich hier die WILDHEARTS durch.
Es geht auch etwas einschmeichelnder, wie in Bring Danger, unversehens klatschen einem SUGARPLUM FAIRY aber ein paar lautstarke Akkorde um die Ohren, die auch THE WHO und diesem Fall evtl. sogar D-A-D entsprungen sein könnten.
Never Thought I'd Say That It's Alright bezeichnet die Band selbst als ungewöhnlichstes Lied auf diesem Album. Außer dass es sicher mehr als Gute-Laune-Song konzipiert ist, höre ich da nichts allzu Abwegiges.
Die Band scheut sich nicht, alle gängigen Elemente aus den 60ern herbeizuzerren und baut problemlos auch Streicher- und Trompetensätze in ihre Songs ein, wobei Nummern wie Kick It Up dadurch nicht ausgebremst werden, sondern eher noch zusätzlichen Drive erhalten. Dazu klimpern Pianos, twangen und crunchen Gitarren und türmt sich der mehrstimmige Gesang.
Vor lauter Beatseligkeit darf nicht vergessen werden, dass SUGARPLUM FAIRY durchaus mit modernem Sound agiert und für Staub ist auf rasanten Titel wie Love's Turning Into Boredom sowieso keine Chance. Ein weiterer richtig gut abgehender Song, der seinen Hörer umgehend mit auf die Good-Time-Schiene zieht und ordentlich herumwirbelt. Gefällt mir mit am besten und wäre zur rechten Zeit bestimmt ein Hit geworden.
Das könnte auch der Folgenummer passieren, oder hab ich Here She Comes gar schon im Radio gehört?? Jedenfalls wieder durchzogen herrlichster 60er-Stimmen und entsprechend schrammelnder Gitarren. Zuckersüß.
Spätestens bei Harder To Say I'm Sorry fallen mir auch die deutschen ÄRZTE ein (jedenfalls zu deren Glanzzeiten, die für mich auch schon mind. 10 Jahre zurückliegen), nur dass die nicht so eine schöne Orgel im Hintergrund haben. Ähnlich auf der Überholspur wird hier auch agiert. Caroline ist der erste Song der - wie ein Brief konzipiert - sich in ruhigeres Fahrwasser begibt. So drängen denn auch Streichinstrumente, Klavier und Orgel in den Vordergrund und erzeugen eine melancholisch-träumerische Atmosphäre. Eigentlich ein netter Schluss aber der Bonus-Track steht noch an. Wie gesagt, erscheint mir das Album als nahezu perfekter Sommer-Soundtrack, aber, ganz den britischen Vorbildern verschrieben, man kann "The Wild One" auch bestens zu regnerischem Wetter, im Bus sitzend, hören. Hab ich selbst ausprobiert. Da passt dann natürlich allerbestens die Neueinspielung des HOLLIES Evergreen Bus Stop dazu. Die Stimmen sind perfekt und der Song klingt klasse. Lediglich das ausgetüftelte Originalsolo bringt man hier in einer Sparvariante - aber geschickt gemacht.. Nichtsdestotrotz hat man jetzt erst recht Lust, das Album gleich noch mal zu hören. Wenn die Band nicht zu sehr in den Pop-Bereich abdriftet, darf man sich noch auf ein paar Jahrzehnte mit SUGARPLUM FAIRY freuen.