Styx The Grand Illusion & Pieces Of Eight Live, Eagle Rock, 2012 |
Tommy Shaw | Gitarre & Gesang | |||
James "JY" Young | Gitarre & Gesang | |||
Lawrence Gowan | Keyboards & Gesang | |||
Todd Sucherman | Schlagzeug & Percussion | |||
Ricky Phillips | Bass, Gitarre & Gesang | |||
Gastmusiker | ||||
Chuck Panozzo | Bass | |||
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CD 1: The Grand Illusion | ||||
01. The Grand Illusion | 05. Miss America | |||
02. Fooling Yourself (The Angry Young Man) | 06. Man In The Wilderness | |||
03. Superstars | 07. Castle Walls | |||
04. Come Sail Away | 08. The Grand Finale | |||
CD 2: Pieces Of Eight | ||||
01. Great White Hope | 06. Blue Collar Man (Long Nights) | |||
02. I'm Okay | 07. Queen Of Spades | |||
03. Sing For The Day | 08. Renegade | |||
04. The Message | 09. Pieces Of Eight | |||
05. Lords Of The Ring | 10. Aku-Aku | |||
Blu Ray | ||||
01. The Grand Illusion | 10. I'm Okay | |||
02. Fooling Yourself (The Angry Young Man) | 11. Sing For The Day | |||
03. Superstars | 12. The Message | |||
04. Come Sail Away | 13. Lords Of The Ring | |||
05. Miss America | 14. Blue Collar Man (Long Nights) | |||
06. Man In The Wilderness | 15. Queen Of Spades | |||
07. Castle Walls | 16. Renegade | |||
08. The Grand Finale | 17. Pieces Of Eight | |||
09. Great White Hope | 18. Aku-Aku | |||
Der Name „Styx“ steht zum einen in der griechischen Mythologie für den Fluss, der die Welt von der Unterwelt trennt und über den man von einem Fährmann gebracht wird, den man nicht vorab bezahlen darf; zum anderen verbindet man damit eine US-amerikanische Band, die vor allen Dingen in den 1970er und 1980er Jahren ihre Platten in Millionen-Einheiten verkaufte und dabei den Begriff des AOR (Adult Oriented Rock) zumindest mit-etablierte, in den 1990ern und 2000ern eher etwas spöttisch behandelt wurde, um dann wie viele andere Rock-Dinosaurier auch in den letzten Jahren ein erstaunliches Comeback zu feiern – und das fast ausschließlich auf Grund ihrer alten Erfolge.
Konsequenterweise bietet denn auch das vorliegende Doppel-Album gleich zwei der erfolgreichsten Platten der Band-Geschichte, live und am Stück, dargeboten am 9. November 2010 im historischen Orpheum Theatre in Memphis, Tennessee. Dazu haben sich STYX zum einen “The Grand Illusion“ ausgesucht, mit dem sie 1977 ihren Durchbruch schafften und das Nachfolgewerk “Pieces Of Eight“ von 1978, das den Ruf der Band als Gigant ihres Genres festigte. Sicher, die größten Hits der Band wie etwa Babe (#1 in den USA) oder aber Boat On A River (#5 in Deutschland, #3 in Österreich und #1 in der Schweiz) waren auf dem folgenden “Cornerstone“ (erschien 1979) enthalten, aber es waren eben “The Grand Illusion“ und “Pieces Of Eight“, die STYX zu einer Marke machten.
Dabei ist es schön zu hören, wie gut diese Stücke gealtert sind. Natürlich haben Tommy Shaw (Gitarre und Gesang), James Young (Gitarre und Gesang), Lawrence Gowan (Keyboards und Gesang), Todd Sucherman (Schlagzeug und Percussion), Ricky Phillips (Gitarre, Bass und Gesang) die Stücke zumindest soundtechnisch deutlich entstaubt und das Adrenalin, das der Körper bei einem Live-Auftritt ausschüttet, dürfte den Songs auch noch etwas Tempo und einen zusätzlichen Punch verliehen haben, aber das kann nicht kaschieren, dass die Songs bereits mehr als 30 Jahre auf dem Buckel haben. Und trotzdem klingen sie nicht antiquiert – das spricht für eine gewisse Qualität, die nicht jede Band und erst recht nicht jeder Songs aus dieser Zeit für sich in Anspruch nehmen kann. Dabei gefallen mir die Bearbeitungen bei Come Sail Away, Miss America, Man In The Wilderness, I’m Okay, Blue Collar Man (Long Nights), Queen Of Spades oder aber das rockige Renegade am besten.
Der größte Unterschied zu den Studio-Aufnahmen ist natürlich der Wechsel an der Position des Sängers und Keyboarders. Lawrence Gowan hat sich zwar die Phrasierung und Artikulation des früheren Sängers Dennis DeYoung weitestgehend angeeignet, aber leichte Unterschiede in der Stimmfärbung lassen sich eben logischerweise nicht von der Hand weisen und sind für langjährige STYX-Fans natürlich sofort deutlich erkennbar. Dafür dürfen sie sich über einen besonderen Gast freuen: Ur-Mitglied Chuck Panozzo erweist der Band die Ehre und hängt sich bei einigen Songs noch mal seinen Bass um.
Optisch gesehen ist die Umsetzung ein Leckerbissen. Zahlreiche Kameras fangen die Musiker in hoch-auflösender Qualität ein und zeigen dabei entweder absolute Spitzen-Schauspieler oder aber eine Band, die nach all den Jahren immer noch die Freude von kleinen Jungen an ihren Stücken und den absoluten Enthusiasmus zu den Live-Auftritten mitbringt, den man meist bei jüngeren Bands beobachten kann. Dabei verweilt die Regie so gut wie nie im Publikum, sondern zeigt uns das, was man als Fan zu Hause sehen will: die Band. Allerdings muss man sich damit abfinden (genauso wie das Publikum), dass einem Sänger und Keyboarder Lawrence Gowan hin und wieder für längere Zeit mit seinem drehbaren Keyboard den Rücken zuwendet.
Aber ansonsten gibt es an der optischen Umsetzung nicht viel zu kritisieren: vielleicht ist manchmal die Beleuchtung nicht optimal und zu nah sollte man an dem Bild auch nicht dransitzen, denn dann wirkt es schnell etwas pixelig. Aber die Schnitte sind im Vergleich zu anderen Konzertmitschnitten nicht so hektisch, die Einstellungen nicht zu sehr auf Close-ups eingestellt, so dass man etwas mehr von dem Ambiente und der Atmosphäre dieses Abends mitbekommt. Und man muss sagen, ein alt-ehrwürdiges Theater wie dieses ist wirklich der perfekte Background und Veranstaltungsort für diese Art Konzerte, so wie es FOREIGNER im Ryman-Theatre ebenfalls in Tennessee, aber in Nashville, getan haben. Auch dieses Konzert ist eine absolute Empfehlung, aber das sei hier nur am Rande erwähnt.
Natürlich haben STYX hier auch schon Stücke dabei, die bei vielen Fans des Hard Rock zu leichten Panik-Attacken wegen Überzuckerung und zu nervösen Zuckungen in Richtung Skip-Taste auf der Fernbedienung führen, weil sie einfach von der Melodieführung, den Akkord-Folgen und der generellen Struktur doch arg einfach gestrickt sind, wie etwa Sing For The Day. Zum Glück sind diese jedoch in der absoluten Unterzahl, so dass sie nicht wirklich übermäßig störend auffallen. Schließlich gibt es ja als Gegenwicht so starke Tracks wie etwa Blue Collar Man (Long Nights), das genau so wie es ist auch auf einem der beiden DAMN YANKEES-Alben, an denen ja Tommy Shaw auch beteiligt war, hätte erscheinen können.
Nach diesen mehr als zwei Stunden dürfte auch der letzte Spötter verstanden haben, warum STYX ihren Platz im Rock-Olymp als eine der stil-prägendsten Band im Genre AOR sicher haben und warum immer noch Tausende Menschen zu ihren Konzerten pilgern. Die Band ist gut und hat eine Menge hörbaren Spaß auf der Bühne. Natürlich wünscht man sich am Ende dann noch einen Zugaben-Teil mit den besten Songs der Band von den anderen Alben, aber angesichts der Fülle an Live-Alben kann man das hier wirklich verschmerzen. Sicher, auch der Bonus-Teil der Blu Ray hätte etwas praller ausfallen können als einen „ausführlichen Einblick hinter die Bühne und auf das Equipment“ zu bieten. Aber wie oft schaut man sich das Bonus-Material solcher DVDs an? Es ist die Show, die zählt und die kann sich mehr als sehen lassen.