Hellsongs, Sarah Noni Metzner, Stuttgart, Universum, 09.05.2010 |
Das Konzept ist so außergewöhnlich wie genial. HELLSONGS covern Heavy Metal-Klassiker in einem Sound, den sie als Longue Metal bezeichnen. Mit leisen, akustischen Arrangements werden die Stücke auf das Notwendigste reduziert und in einer Mischung aus Folk, Country und Lounge Jazz wiedergeboren. Mit den Originalen hat das oft nur noch die Texte und zarte Andeutungen der Melodieführung gemein, doch am Ende stehen eindringliche, emotionale Stücke. Bei Hardlinern ist dieser Ansatz nicht unumstritten. Allein der Gedanke an MEGADETHs Symphony Of Destruction oder SLAYERs Seasons In The Abyss als fragile Akustikballaden übersteigt die Vorstellungskraft vieler und lässt sie an die Grenzen ihrer Toleranz stoßen. Entsprechend sind die Metaller im Club Universum problemlos an zwei Händen abzuzählen. Das andere Ende des Spektrums bilden edler Zwirn und elegantes Abendkleid. Die Schweden rekrutieren ein buntes Publikum, die überwiegende Mehrzahl erfüllt jedoch die gängigen Klischees alternativ-ökologisch angehauchter Literatur- und Kunststudenten, in der femininen Variante grundsätzlich mit Alibipiercing. Da muss man dann schon auf Sprüche wie "Wovon faseln die denn jetzt schon wieder?" gefasst sein, wenn Kalle Karlson die Ansage zu Losers And Winners für eine Lobrede auf Udo Dirkschneider - Germanys leading Metal hero - nutzt. Im Mittelpunkt der Show steht Siri Bergnéhr. Die ehemalige Backgroundsängerin wurde inzwischen an die vorderste Front beordert und man darf die Band zu diesem Schritt beglückwünschen. Siri verfügt über eine angenehme Stimme und eine sympathische Bühnenpräsenz. Sie wirkt sehr natürlich, kokettiert bisweilen mit gespielter Schüchternheit und personifiziert gleichermaßen Zerbrechlichkeit und emotionalen Tiefgang, die Markenzeichen des HELLSONGS-Sounds. Keine Frage, die Schöne hinterlässt an diesem Abend einige gebrochene oder zumindest sehnsüchtige Herzen. Die ruhigen Klänge dominieren. Lediglich bei Sin City als Vorgeschmack auf das nächste Album gehen HELLSONGS etwas energischer zur Sache. Die Skandinavier bieten eine gute, kurzweilige und unterhaltsame Show und haben sichtlichen Spaß an dem Auftritt. Allerdings hat der Abend einen kleinen Schönheitsfehler. Kurzarbeit mag angesichts der aktuellen Wirtschaftskrise mehr und mehr salonfähig werden, aber die Bühne bereits nach 51 Minuten zu verlassen ist doch reichlich dreist. Zwar gibt es noch drei Songs als Zugabe, aber 'Value for Money' funktioniert definitiv anders. Auch Sarah Noni Metzner als Support hatte zuvor lediglich einen fünfundzwanzigminütigen Kurzauftritt absolviert. Schade, denn die kanadische Songwriterin machte große Lust darauf mehr von ihr zu hören. Besonders stark waren ihre reinen, von live aufgenommenen Gesangsloops begleiteten Stücke wie "This body". Eindringlich und sinnlich erinnerte sie dabei in ihren besten Momenten an Anne Clark und man kann nur hoffen, dass Loops und Beatbox ihr kommendes Album beherrschen werden. Man kann festhalten: Ein guter und gut besuchter Konzertabend, der von zwei unterschiedlichen, jede auf ihre Weise faszinierenden Sängerinnen geprägt wurde. Fotostrecke Besonderer Dank an Lana (Pirate Smile Promotion). |