Stuttgart, LKA, 13.12.2007

U.D.O. und PRIMAL FEAR auf gemeinsamer Tour durch die deutschen Konzerthallen. keine Frage, das ist ein überaus attraktives Package, das unbändige Vorfreude auf einen unterhaltsamen Abend mit jeder Menge Heavy Metal weckt.

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Iron Fire IRON FIRE sind die Dritten im Bunde und für die Band aus Kopenhagen ist das natürlich eine große Chance um ihren Bekanntheitsgrad in unseren Breiten weiter zu steigern. Die knappe halbe Stunde, die ihnen dafür zur Verfügung steht nutzen die Dänen so gut es eben geht. Zwar bekommen IRON FIRE für einen Opener überraschend viel Licht zur Verfügung gestellt, aber für mehr als fünf magere Songs reicht die zugestandene Spielzeit nicht.

Mit ihrem melodischen Power-Metal passen sie gut ins Billing und können zumindest einen Achtungserfolg verbuchen. Zwar verführt die Darbietung wohl die wenigsten im Publikum dazu sich spontan am Merchandise-Stand mit dem aktuellen Album einzudecken, aber das ist schon mehr als ein Höflichkeitsapplaus, den die Dänen ernten können.

Iron Fire Die Songs sind nett, aber nicht weltbewegend, dafür überzeugen IRON FIRE mit ihrer Spontanität. Wohl selbst etwas überrascht, wie willig das Stuttgarter Publikum den Mitsingpart des letzten Songs Thunderstorm aufnimmt, wird die Nummer einfach um eine groovenden Instrumentalsequenz erweitert, um die aufkommende Begeisterung nicht vorzeitig zu unterbinden. Kein schlechter Auftakt für diesen Abend, wenngleich sich sehr schnell herausstellt, dass sowohl U.D.O. als auch PRIMAL FEAR in einer ganz anderen Liga spielen.

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Setlist: Sign of fear, Rollercoaster, Running in the dust, Nuclear fire, Face the emptiness, Seven seals, Angel in black, Iron fist in a velvet glove, New religion, Batallions of hate, Demons and angels, Fighting the darkness, Final embrace, Metal is forever, Blood on your hands, Chainbreaker

Primal Fear Etwas überrascht bin ich dann aber doch, dass PRIMAL FEAR bei ihrem Heimspiel bereits als zweite Band auf die Bühne müssen. Wie auch immer die Regelung für die anderen Stationen der Tournee aussehen mag, hier hätten U.D.O. sich nichts vergeben die Billingpositionen einfach zu tauschen.

Davon unbeeindruckt stürzt sich das ,German Metal commando' mit Sign of fear, dem Opener des aktuellen Albums "New religion", in einen furiosen Auftritt. Schnell wird klar: PRIMAL FEAR sind in bestechender Form. Vor allem die Rückkehr des 'verlorenen Sohnes' Henny Wolter wirkt sich ungemein positiv auf die Bühnenpräsenz der Band aus. Auch wenn der Band zweieinhalb Monate Tournee in den Knochen stecken und man gerade erst aus Japan zurückgekehrt ist: Frischer und spielfreudiger habe ich PRIMAL FEAR bisher selten erlebt.

Primal Fear Begeistert nimmt das Publikum die Ankündigung auf in den Genuss einer kompletten, neunzigminütigen Show zu kommen und die hat es in sich.

Auch wenn das aktuelle Album mit fünf Stücken den Löwenanteil der Show ausmacht, kommen die 'Klassiker' früherer Veröffentlichungen nicht zu kurz. Dabei greift die Band zwar nicht immer meine persönlichen Lieblingssongs auf, aber das Ergebnis ist eine in sich stimmige und trotzdem abwechslungsreiche Setlist.

Mehrmals müssen PRIMAL FEAR zwischen den Songs innehalten, weil sie vom enthusiastischen Publikum lautstark mit Sprechchören gefeiert werden.

Primal Fear Unbestrittener Höhepunkt der Show ist definitiv Fighting the darkness, die bis dato reifeste und komplexeste Komposition der Bandgeschichte. Natürlich kommen die Orchesterarrangements von Harddisk, aber das ist in diesem Moment egal. Mit keinem anderen Stück haben PRIMAL FEAR jemals ihr Publikum auf so tiefer emotionaler Ebene angesprochen und die Bühnenumsetzung muss den Vergleich mit der Studioproduktion nicht scheuen. Gänsehaut pur.

Danach ist einfach keine Steigerung mehr möglich, und bei mir ist etwas die Luft raus. Dennoch wird die Band bis zum Schluss fanatisch vom Publikum abgefeiert und nach der den loyalen Fans gewidmeten Hymne Metal is forever noch für zwei Zugaben auf die Bühne zurück gebrüllt. Ein starker Auftritt.

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U.D.O. Wer nun allerdings glaubt, bei U.D.O. würde das Stimmungsbarometer in der Halle merklich sinken, der erlebt eine Überraschung.

Das Konzept der Double-Headliner-Tour geht auf ganzer Linie auf. Geht man nach den gesichteten T-Shirts, dann waren die eingefleischten Anhänger beider Bands ohnehin etwa fifty-fifty verteilt. Das Schöne aber, es gibt keine Eifersüchteleien, und man spürt einen Hauch des 'gemeinsamen Geistes' der Heavy Metal-Szene, der die frühen Achtziger charakterisierte. Huldigte man noch eben noch einträchtig PRIMAL FEAR, so konvertieren nun alle zu U.D.O.-Fans.

U.D.O. Udo Dirkschneider und seine Band erwischen aber auch einen verdammt guten Tag. Schon der Opener Mastercutor wird mit einer urwüchsigen Gewalt von der Leine gelassen, dass man gar nicht anders kann als einfach begeistert zu sein.

Heavy Metal in Reinkultur ist das Motto des Augenblicks. Dominierten bei PRIMAL FEAR ein Backdrop mit dem Bandlogo und dem Coverartwork das Bühnenbild, so wirkt bei U.D.O. die Bühne geradezu spartanisch und aufgeräumt. Nicht einmal Monitorboxen sind am vorderen Bühnenrand zu sehen. Dafür hat man rechts und links vom Schlagzeug eine eindrucksvolle Verstärkerwand errichtet, die von zusätzlichen Scheinwerfer-Reihen gekrönt werden und vor der die Band sich agil austobt. So schlicht das wirkt, so effektiv bildet es den würdigen Rahmen einer beeindruckenden Performance.

U.D.O. Wenn Udo Dirkschneider auf der Bühne steht, dann wollen die Fans natürlich auch die alten ACCEPT-Songs hören und da kann sympathische Brüllwürfel aus dem vollen schöpfen: Midnight mover, Princess of the dawn, Breaker, Metal heart. im Zugabenblock natürlich Balls to the wall und Fast as a shark. Songs, die damals wie heute das Publikum mitreißen und begeistern.

U.D.O. Doch U.D.O. haben mehr zu bieten, als nur das Erbe des einstigen Heavy Metal-Flagschiffs aus Solingen würdevoll zu verwalten. In seiner langen Karriere hat Udo Dirkschneider auch mit U.D.O. mittlerweile eine stattliche Anzahl Songs veröffentlicht, die inzwischen Klassikerstatus inne haben und den Großtaten der Vergangenheit in nichts nachstehen. They want war, Man and machine, Thunderball, Animal house, Holy, 24/7. Bei U.D.O. folgt ein Knüller auf den anderen und am Ende ist es diese Übermacht an großartigen Songs die dazu führt, dass die Band den starken PRMAL FEAR-Auftritt sogar übertrifft.

Zwei hochkarätige Bands und ein hungriger Newcomer, die gemeinsam für einen gelungen Abend sorgen und insgesamt mehr als dreieinhalb Stunden lang ein wahres Heavy Metal-Feuerwerk abbrennen. Was will man mehr?

So lange es noch Bands wie U.D.O. und PRIMAL FEAR gibt, die immer wieder in der Lage sind solch überzeugenden Auftritte hinzulegen, muss einem um die Zukunft des Heavy Metal wirklich nicht bange sein. Wer es nicht miterlebt hat, hat definitiv etwas verpasst.

Besonderer Dank an Sandra (Undercover Promotion) ohne die diese Konzertberichterstattung nicht möglich gewesen wäre.

Martin Schneider, 13.12.2007

 

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