Streetwalkers

Live At Rockpalast

( English translation by Google Translation by Google )

CD & DVD-Review

Reviewdatum: 29.01.2014
Jahr: 2013
Stil: Blues

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Redakteur(e):

Marc Langels


Streetwalkers
Live At Rockpalast, Repertoire Records, 2013
Roger ChapmanGesang, Percussion & Mundharmonika
Charlie WhitneyGitarre
Bobby TenchGitarre & Gesang
Jonathan PlotelBass (erste Show)
Nicko McBranSchlagzeug (erste Show)
Michael FeatBass (zweite Show)
David DowleSchlagzeug (zweite Show)
Brian JohnstoneKeyboards (zweite Show)
Produziert von: Christian Wagner Länge: 147 Min 00 Sek Medium: CD & DVD
DVD & CDs
CD 1: Live At Rockpalast, 25.3.1975
01. Downtown Flyers06. My Friend The Sun
02. Walking On Waters07. Crawfish
03. Tokyo Rose08. Burn It Down
04. Hangman09. Burlesque
05. Toenail Draggin'
CD 2: Live At Rockpalast, 19.4.1977
01. Toenail Draggin'07. Mama Was Mad
02. Mama Was Mad08. Me An' Me Horse An' Me Rum
03. Chilli Con Carne09. Crazy Charade
04. Me An' Me Horse An' Me Rum (nur DVD)10. Run For Cover
05. Dice Man11. Burlesque
06. Toenail Draggin'12. Can't Come In

Das erste Mal hörte ich den Namen Roger Chapman im Jahr 1983, als der Mann, den sie gerne „Chappo“ nennen, mit seiner markanten Stimme den Mike Oldfield-Hit Shadow On The Wall und das dazugehörige Album “Crises“ veredelte. Dabei blieb mir eben besonders der Gesang sehr prägnant im Ohr. Seine Stimme hatte er nicht nur mit vermutlich einigen Litern Whiskey angeraut, sondern auch durch den regelmäßigen Einsatz in wechselnden Formationen. Davon gehörte sicherlich FAMILY zu den bekanntesten und erfolgreichsten, immerhin hatte sie es geschafft, mit dem Album “Family Entertainment“ bis auf Platz 6 in den britischen Charts vorzustoßen.

Nach dem Ende der FAMILY gründete Chapman zusammen mit Gitarrist Charlie Whitney die STREETWALKERS – zunächst noch mit dem Namenszusatz Chapman-Whitney, den sie aber bald wieder fallen ließen. Die Band spielte eine funkig-rockige Variante des Blues, der sehr gut zu Chapmans Stimme auf der einen Seite passte, aber auch die Qualitäten von Whitney an den Gitarren – er spielte gerne wie LED ZEPPELINs Jimmy Page eine zweihalsige Gitarre – ins rechte Licht rückte. Ihre große Stärke zeigte die Band dabei immer wieder auf der Bühne. Unter anderem gleich zwei Mal im Rahmen des berühmten Rockpalast.

Die erste Aufnahme stammt dabei aus dem Jahr 1975 und zeigt die Band auf der Tournee zum damals aktuellen, zweiten Album “Downtown Flyers“. Neun Tracks (darunter das Elvis-Stück Crawfish und den FAMILY-Song Burlesque) zelebrieren die STREETWALKERS als Quintett, was man gar nicht glauben möchte, wenn man nur die Audio-Spuren hört. Die Band klingt unglaublich tight und spielfreudig. Für die Extra-Dimension sorgt insbesondere der zweite Gitarrist und Sänger Bobby Tench, der früher auch bei der JEFF BECK GROUP aktiv war. Am besten nachzuhören ist das schon direkt im Auftakt mit den beiden Perlen Downtown Flyers und Walking On Waters. Nicht nur die beiden Gitarren ergänzen sich dabei exzellent sondern auch die beiden Stimmen.

Kleine Kuriosität am Rande: bei der Aufnahme der ersten Show saß ein gewisser Nicko McBrain am Schlagzeug, der seit mittlerweile rund 30 Jahren sein Geld hinter der imposanten Schießbude bei der britischen Heavy Metal-Institution IRON MAIDEN verdient. Das würde man nach dem, was er hier spielt, aber nicht vermuten. Nicht knallhart-treibend sondern sehr laid back geht er die Sache hier an und beweist sich als echter Groover. Etwas anderes hätte selbstverständlich nicht zum Sound und der Musik der STREETWALKERS gepasst.

Aber schon nach diesen ersten neun Songs stellt man sich als Zuschauer und vor allen Dingen Hörer die Frage: warum hat es diese Band eigentlich nicht geschafft, wesentlich bekannter und erfolgreicher zu werden? Denn leider war den STREETWALKERS nur eine kurze Überlebensdauer beschert. Bereits 1977 lösten sie sich wieder auf. So war die Auflösung schon beschlossene und freundschaftliche Sache, als die STREETWALKERS zum zweiten Mal beim Westdeutschen Rundfunk im Rahmen des Rockpalast auftraten. Und da die Auftritte der Band damals nach eigener Aussage durchaus auch immer etwas chaotisch waren, beginnt die Gruppe nach den ersten sechs Songs einfach noch mal von vorne. Das führt dazu, dass das Publikum zwei Mal in den Genuss von Toenail Draggin’, Mama Was Mad und Me An' Me Horse An' Me Rum kommt. Wenn man dabei die ersten beiden doppelten Tracks (Me An' Me Horse An' Me Rum ist nur einmal vorhanden) auf der CD abzieht, dann bleiben auch dort dann insgesamt neun Stücke übrig, die erfreulicherweise bis auf das unvermeidliche Burleque keine Überschneidung zur ersten CD aufweisen.

Aber auch trotz der widrigen Umstände bei der zweiten Show merkt man der Band keine Verärgerung an, sondern nur jederzeit die pure Freude an der Musik. Sie lassen sich von technischen Problemen nicht bremsen und auch wenn Chappo heute sagt, dass er keine Erinnerung mehr an das Konzert hat, so war er doch stimmlich voll auf der Höhe. Durch die Hinzunahme von Brian Johnstone an den Keyboards bekommt der Band-Sound natürlich eine neue Facette, weg von der reinen Gitarren-Dominanz, zumal Whitney und Tench auch nicht mehr mit so viel Feuer spielen wie noch zwei Jahre zuvor. Zudem hält sich Tench auch gesangstechnisch sehr zurück, was aus meiner Sicht ein krasser Fehler ist. Und dennoch gehört auch dieses Konzert in den Bereich gelungen, wenn eben auch nicht ganz so stark wie das erste. Trotzdem sollte man dankbar sein, dass hier beide Auftritte eingefangen wurden, zeigen sie doch die beiden Facetten der Band auf.

Nach dem absoluten Genuss, den “Live At Rockpalast“ hier darstellt, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass die STREETWALKERS verfrüht die musikalische Flinte ins Korn geschmissen haben und da sicherlich in der Kombination noch einiges möglich gewesen wäre. Und selbst, wenn man selber zu der Einsicht kam, dass das letzte Studio-Werk der Band “Vicious But Fair“ zu fluffig geraten war, dann hätte man das ja mit den nächsten Werken wieder gerade biegen können. So bleibt uns nur dieses herrliche Doppel-CD/DVD-Werk als Erinnerung an eine sträflich unterbewertete und übersehene Band.

Marc Langels, 26.01.2014

 

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