Steve Wynn Northern Aggression, Blue Rose Records, 2010 |
Steve Wynn | Vocals, Guitars, Keyboards | |||
Linda Pitmon | Drums, Percussion, Vocals | |||
Jason Victor | Guitars, Keyboards | |||
Dave Decastro | Bass | |||
Stephen McCarthy | Pedal Steel, Pedal Steel | |||
Steve Bassett | Hammond Organ | |||
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01. Resolution | 07. The Other Side | |||
02. We Don't Talk About It | 08. Cloud Splitter | |||
03. No One Ever Drowns | 09. St. Millwood | |||
04. Consider The Source | 10. On The Mend | |||
05. Colored Lights | 11. Ribbons And Chains | |||
06. The Death Of Donny B | ||||
Hinter den Sinn so mancher Albumtitel kommt man nicht ohne Hilfe. Steve Wynns neues Opus, das er endlich wieder mit seinen Freunden von Miracle 3 einspielte, hört auf den vieldeutigen Namen "Northern Aggression". Steve Wynn, der alte Yankee, wurde auf dem Weg in Richtung Albumproduktion, die ihn von von New York nach Virginia führen sollte, von seinem alten Spezi Stephen McCarthy (Pedal Steel, Lap Steel) angerufen und mehr im Scherz mit folgenden Worten begleitet: "Leave your northern aggression at the door." Was schließlich bedeutet, Steve solle sich doch bitte die Coolness der Südstaaten als Attitüde der Stunde auferlegen, um das kommende Album locker aus dem Ärmel zu schütteln. Obwohl der Begriff "Northern Aggression" eigentlich auf die Zeiten des amerikanischen 'Civil War' zurückgeht. Nun gut, wir sind hier aber nicht im Geschichtsunterricht...
Wie Steve Wynn selber sagt, bringen Veränderungen jeglicher Art stets neue Ansatzpunkte, Sichtweisen und Verhaltenweisen ans Tageslicht und somit frischen Wind in so eine diffizile Angelegenheit wie eine Albumproduktion. Deshalb eben der Standortwechsel Richtung Südstaaten. Wer sich "Northern Aggression" unvoreingenommen anhört, wird zu dem Schluss kommen, dass Wynns frei Haus gebotene musikalische Selbstreflexion ziemlich genau den Kern der Sache trifft. Der inzwischen 50-Jährige ex- Dream Syndicate Chef umschreibt die neue Miracle 3 Platte mit folgenden Worten: "psychedelic, greasy, sneaky, manic, wise, seasoned, nervous and ragged in all the right places".
Das Teil ist auf jeden Fall psychedelisch, nicht nur das Cover, nein, auch die Musik. Einiges geht zurück auf das Endsechziger Velvet Underground Stimmungsbild. Da hört man den typischen Waiting for my man Rhythmus und klar, Wynns Stimme war nie allzu weit weg von Lou Reeds coolem Gebrabbel. Die komplette Platte scheint mit ihrer rauen, etwas schmuddeligen, zerrissenen, schrammeligen und nervösen Aura direkt aus irgendeiner baufälligen Garage zu kriechen. Das ist angezerrter, gitarrenbetonter, manchmal sogar wütender Rock, der (bis auf drei Ausnahmen: Consider the source, St.Millwood und The death of Donny B) ganz offen gestanden mit der lässigen Zurückgelehntheit der Südstaaten nicht viel gemein hat. Irgendwie ist das doch noch immer mehr New York als Virginia. Aber spielt das eine wesentliche Rolle, wenn die Songs gut und teilweise mitreissend sind? "Northern Aggression" steckt voller Energie und Enthusiasmus. Da werden manchmal sogar vage Erinnerungen an Tom Verlaines Televison wach. Und Linda Pitmon, Jason Victor, Dave DeCastro kooperieren auf vortreffliche Weise, machen "Northern Agression" zu einem gelungenem Rockalbum mit eigenem Ton, eigenem Charakter, eigenem Stil. Sehr lobenswert.