Steve Harley Stranger Comes To Town, Repertoire Records, 2010 |
Steve Harley | Vocals, Acoustic Guitar | |||
Barry Wickens | Violin, Viola, Electric Guitar, Background Vocals | |||
James Lascelles | Keyboards, Mini-Moog, Hammond Organ, Piano & Percussion | |||
Stuart Elliott | Drums | |||
Lincoln Anderson | Bass | |||
Katie Brine | Backing Vocals | |||
Robbie Gladwell | Guitar on No Bleeding Hearts & 2,000 Years From Now | |||
Kerr Nice | Piano on No Bleeding Hearts | |||
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01. Faith & Virtue | 06. True Love Will Find You In The End | |||
02. Take The Men & The Horses Away | 07. No Bleeding Hearts | |||
03. For Sale, Baby Shoes, Never Worn | 08. Blinded With Tears | |||
04. Stranger Comes To Town | 09. Before They Crash The Universe | |||
05. This Old Man | 10. 2,000 Years From Now | |||
In meinem Review zu "Poetic Justice" - dem 1996er album von Steve Harley - hab ich mich ja bereits als langjähriger Fan des Sängers geoutet. Dazu möchte ich noch anführen, dass ich mir nur eine Handvoll der Alben, die ich bereits als Vinyl-Ausgabe besitze auch als CD zugelegt habe. Steve Harley & Cockney Rebels Live-Album "Face To Face" gehört dazu. Das sollte euch schon einiges sagen. Wie ich zu Harleys Studioalben stehe, steht ebenfalls in besagtem Review und das könnte ich auch fast für vorliegendes Werk übernehmen.
Ja, tatsächlich gibt es ein neues Album, vo dem Sänger, der uns solche All-Time-Favoriten wie Make Me Smile (Come Up And See Me), Sebastian, The Best Years Of Our Lives und Mr. Soft geschenkt hat. Mit Stuart Elliott sitzt sogar ein Gefährte aus jenen COCKNEY REBEL Tagen am Schlagzeug.
Ich tat mir eine Weile schwer mit Steves neuem Album, denn es klingt, gerade zu Beginn, doch etwas glatt. Der Sound ist zweifellos richtig gut, aber irgendwie klingt es halt sehr poppig. Dabei ist das doch genau das, was der Engländer schon immer gemacht hat! Hat man sich damit abgefunden und arrangiert, kriecht einem Faith & Virtue tief ins Innenohr und nistet sich da für ganz lange Zeit ein. Eine schöne, eingängige, flotte Popnummer, wie man sie gern auch mal von Billy Joel serviert bekommt.
Und auch Take The Men & The Horses Away hat unüberhörbaren Ohrwurmcharakter. Zwar auch einen gewissen 80's-Touch, aber alles war in dem Jahrzehnt ja auch nicht schlecht. Der Song ist spannend arrangiert und dürfte sich mit seinem Elan und erfrischenden Refrain gut zum beschwingten Autofahren eignen.
Stilistisch knüpft als erstes For Sale, Baby Shoes, Never Worn an Steves große Zeit in den 70ern an. Vom Piano getragen, mit Violine untermalt und mit einem tief greifenden Text über eine unglückliche Liebesgeschichte. Bob Dylan war immer einer der Haupteinflüsse und Vorbilder für Steve und in Stranger Comes To Town scheint mir auch einiges von jenem zu stecken. Interessanterweise hat Harley Dylans Love Minus Zero-No Limit in ähnlicher Form - von Akkordeon getragen, sehr irisch klingend - auf "Poetic Justice" interpretiert.
Sehr getragen, aber auch sehr ansprechend, kommt This Old Man, dem verträumt lauscht. Die wunderschöne Violine umspielt das Piano und Steves Gesangsmelodie hat eine entfernte Verwandtschaft zu "Forever Young" (ALPHAVILLE, nicht Bob Dylan).
Auch True Love Will Find You In The End bleibt im balladesken Bereich, bahnt sich aber wieder einen Weg mehr in die 70er Jahre. Klingt sehr "retro", nahezu - mit seinem überraschend weit im Vordergrund stehenden Schlagzeug - mit Proberaumcharakter. Gefällt mir aber gut und macht es sehr sympathisch.
No Bleeding Hearts ist in Part 1 und Part 2 unterteilt und klingt dann so richtig nach den damaligen Zeiten. Mir fällt da Seeking A Love ein, oder auch (Love) Compared With You. Er klingt und singt tatsächlich auch wie in diesen Songs. Für mich und jeden Steve Harley Fan sicher eine unerwartete Sternstunde! Erst recht, wenn sich der Song, im zweiten Teil, sehr dynamisch steigert und fast Neil Youngsche Ausmaße und Gitarrenklänge annimmt.
So in Fahrt gekommen, wird es deutlich rockiger und die verzerrten Gitarren werden für Blinded With Tears ausgepackt. Dürfte live recht gut abgehen, mit seinem treibenden Beat. Erinnert zwar auch wieder etwas an die 80er - und mich an eine eher nicht so tolle Neil Young-Phase - aber Steve Harley weiß mit seinem Gesang den Hörer bei der Stange zu halten und der Refrain ist erneut ein Dauergast im Ohr.
So in Schwung gekommen, galoppiert auch Before They Crash The Universe richtig forsch dahin unversehens wippt man fröhlich mit dem perlenden Piano mit. Das abschließende 2,000 Years From Now nimmt zunächst das Tempo zurück, schwingt sich dann aber immer mehr zu einer richtigen Hymne auf. Die Warnung "2,000 years from now, what'll the history show? Mankind destroyed itself, oh no!" gibt er uns noch mit auf den Weg, dann verlässt der "Fremde" die Stadt wieder. Um bald als guter Bekannter zu kommen, denn eine Tour steht an und das sollte man sich wirklich ansehen. Es gibt nicht mehr so Viele wie diesen Mann. Dem Album sollte man ruhig ein paar Durchläufe geben, dann sind da einige wirklich gute Songs drauf.