Stefan Gwildis

Neues Spiel

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 22.09.2003
Jahr: 2003

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Redakteur(e):

Frank Ipach


Neues Spiel, 105Music/Sony Music, 2003
Stefan Gwildis Gesang
Ralf Schwarz Tasteninstrumente
Achim Rafain Bass
Martin Langer Schlagzeug
Mirko Michalzik Gitarren
Marcio Doctor Percussion
Luca Sonic Trompete, Flügelhorn
Johnny John Posaune
Matsexy Saxophone
Ruth-Maria Renner, Nathalie Dorra, Julia Schilinski Chorgesang
Produziert von: Martin Langer & Mirko Michalzik Medium: CD
1. Allem Anschein Nach Bist Du's (Ain't No Sunshine)8. Das War Wirklich Nicht Fair (Family Affair)
2. Immer Weiter (Soul Shadows)9. Papa Will Hier Nicht Mehr Wohn' (Papa Was A Rolling Stone)
3. Sie Ist So Suess (How Sweet It Is (To Be Loved By You))10. Lass Mal Ruhig Den Hut Auf (You Can Leave Your Hat On)
4. Mitten Vorm Dock Nr. 10 ((Sittin' On) The Dock Of The Bay)11. Que Sera, Sera
5. Sie Laesst Mich Nicht Mehr Los (Me And Mrs. Jones)12. Warum Komm Ich Nur So Selten Dazu (Have I Told You Lately)
6. Wem Bringt Das Was (What's Going On)13. Lass Mich Nicht Allein Heut Nacht (Have A Little Faith In Me)
7. Schoen, Schoen, Schoen (Chain Of Fools)

Soul kommt von Seele. Und die Seele stellt das Zentrum der Gefühle dar. Und Emotionen wie Inbrunst und Hingabe spürt man auf Stefan Gwildis' aktueller Scheibe ohne jeglichen Zweifel. Somit interpretiert er diese 13 Soul-Klassiker auf seine ureigenste Art und Weise und man sollte das Vorurteil ignorieren, es sei ein Frevel sich an diesen "Heiligtümern" zu vergreifen (kleine Anmerkung zum Plattenfirmen-Text: Nicht alle Songs sind echte Soulklassiker und sie stammen auch nicht alle aus den 70's).

Es ist sowieso klar, dass niemand die Originale toppen kann, aber die Tatsache, dass sich mal wieder ein deutscher Interpret an die Interpretation von Soul-Music heranwagt und damit auf recht originelle Weise sein Innerstes nach außen kehrt, stellt gleichwohl eine mutige Grundhaltung zur Schau. Michael McDonald z.B. hat mit seiner "Motown"-Scheibe vor kurzem bewiesen, dass dieses Unterfangen durchaus nach hinten losgehen kann... ziemlich fad, das Ganze.

Stefan Gwildis und sein Autorenteam (u.a. Michy Reincke) jedenfalls sahen sich veranlasst, die Originale mit teilweise witzigen, spritzigen und von der ursprünglichen Textidee abweichenden Lyrics zu drapieren. Das macht wirklich Spaß!
Durchaus denkbar, dass dem Herrn Gwildis die polarisierende Wirkung seiner Songsammlung von vornherein bewusst war. Aber schließlich ging's hier um eine Herzensangelegenheit und da macht man sich nicht so immens viele Gedanken ... man muss einfach da durch!

Die absoluten Puristen werden mit dieser Scheibe wohl nicht allzu viel anfangen können. Aber der Hörer mit offenen Ohren und dem notwendigen Feingefühl für musikalische Identitätsfragen wird bei "Neues Spiel" durchaus auf seine Kosten kommen. Zum einen singt sich Gwildis mit vorwiegend rauem Timbre und für einen bleichgesichtigen Deutschen mit durchaus genügend Soul durch diese 13 Klassiker, wobei sein Gesangsstil ein wenig dem eines Edo Zanki ähnelt. Des weiteren bewegt sich die Instrumentierung in einem traditionellen Rahmen, d.h. man erfreut sich an allen feinen Zutaten, die zu authentischer Soul-Music gehören: Hammond, Wurlitzer, Rhodes, Bläser, Streicher und gospeliger Damen-Chor. Die Band spielt, bis auf wenige Ausnahmen, mit feinfühligem Drive und verlässt sich ganz vertrauensvoll auf die Arrangements der Urväter.

Natürlich kann man über die Auswahl der Lieder streiten, denn die Verantwortlichen haben sich auf die absoluten Gassenhauer reduziert, die dem einen oder anderen möglicherweise schon aus dem Halse hängen. Aber Gwildis arbeitet hier schließlich seine eigenen Jugenderinnerungen auf (siehe CD-Tray-Text) ... seine Teenagerjahre mit all den spannenden musikalischen Eroberungsfahrten. Nun, und dieses Zeugs haben wir damals ja auch gehört.
Auf einen Song wie Unchain my heart bzw. Laß ma' ruhig den Hut auf hätte ich allerdings gut und gerne verzichten können, denn das Image dieses Titel ist für meine Begriffe zu verhunzt.
Que sera,sera entspringt zwar einer völlig anderen Ära, ist aber zweifelsohne ein schönes Lied und birgt durch das bluesige Arrangement einiges an Spannung.
Die Liebeslieder wie Sie lässt mich nicht mehr los (Me and Mrs. Jones) bzw. Warum komm ich nur so selten dazu (Have I told you lately) singt Stefan Gwildis so emotionsgeladen, dass sie sich mühelos als Höhepunkte dieser Scheibe herauskristallisieren.

Dass der Norddeutsche und seine Mitstreiter aber auch das Potenzial für mehr als "Cover-Songs" besitzen, scheinbar aber der rechte Mut fehlte (oder anders: es passte nicht ins Konzept), lässt der "hidden-track" am Ende des Albums mehr als erahnen. Geh doch, ein Song aus der Feder von Gwildis, Reincke und Pimelka, ein dem Lounge-Jazz verwandter Schleicher mit gestopfter Trompete, lässt die Hoffnung auf ein zukünftiges Werk mit ausschließlich eigenen Titeln wachsen. Ich frage mich, wieso Stefan hier nicht Sade Adu als Duettpartnerin eingeladen hat ... das wär's doch gewesen, Mensch! Mein Lieblingslied auf dieser Platte.

Ein sehr zufriedenstellendes Album also, dem ich wünsche, der Vision des "hidden-track" zu trotzen: "Der Wind nimmt nur, was zu ihm gehört, alles Andere lässt er steh'n".

Frank Ipach, 22.09.2003

 

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