Spock's Beard Snow Live, Metal Blade Records, 2017 |
Neal Morse | Gesang, Gitarre & Keyboards | |||
Alan Morse | Gitarre & Gesang | |||
Ryo Okumoto | Hammond, Piano, Minimoog, Vocoder & Gesang | |||
Dave Meros | Bass & Gesang | |||
Ted Leonard | Gesang & Gitarre | |||
Nick D'Virgilio | Schlagzeug, Percussion & Gesang | |||
Jimmy Keegan | Schlagzeug, Percussion & Gesang | |||
Gastmusiker | ||||
Ben Clark | Trompete | |||
Nate Heffron | Saxophon | |||
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BluRay 1: Snow Live (125:22) | ||||
01. Made Alive | 15. I'm The Guy | |||
02. Overture | 16. Reflection | |||
03. Stranger In A Strange Land | 17. Carie | |||
04. Long Time Suffering | 18. Looking For Answers | |||
05. Welcome To NYC | 19. Freak Boy | |||
06. Love Beyond Words | 20. All Is Vanity | |||
07. The 39th Street Blues (I'm Sick) | 21. I'm Dying | |||
08. Devil's Got My Throat | 22. Freak Boy Part 2 | |||
09. Open Wide The Flood Gates | 23. Devil's Got My Throat Reprise | |||
10. Open The Gates Part 2 | 24. Snow's Night Out | |||
11. Solitary Soul | 25. Ladies And Gentlemen, Mister Ryo Okumoto On The Keyboards | |||
12. Wind At My Back | 26. I Will Go | |||
13. Second Overture | 27. Made Alive Again | |||
14. 4th Of July | 28. Wind At My Back | |||
BluRay 2: Bonus Features (100:29) | ||||
01. June | 03 . Behind The Scenes Feature - The Making Of Snow Live | |||
02. Falling For Forever | ||||
Für viele Anhänger des Progressive Rock waren SPOCK’S BEARD in ihren Anfangsjahren so etwas wie die Wiedergänger der Heroen der 1970er Jahre. Symphonisch wie YES, melodisch wie GENESIS und spielfertig wie GENTLE GIANT oder KING CRIMSON. Musikalisch angeführt wurde die Gruppe damals von Frontmann und Gründer Neal Morse, der sowohl für die meiste Musik aber auch die gesamten Texte der Band verantwortlich zeichnete. Mit Platten wie “The Light“, “Beware Of Darkness“, “The Kindness Of Strangers“, “Day For Night“ und “V“ erarbeiteten sich SPOCK’S BEARD einen exzellenten Ruf in der Szene. Mit ihrem sechsten Werk, “Snow“, schufen sie dann ihr Magnum Opus kamen aber zugleich an einen Wendepunkt. Denn nach der Veröffentlichung des Doppel-Albums geschah das nahezu Undenkbare: Neal Morse verließ seine Band. Daher wurde das Werk auch nie in seiner Gesamtheit auf die Bühne gebracht. Bis zum vergangenen Jahr.
Denn damals geschah – zumindest für einen Abend – genau das, worauf die Fans der Band seit 2002 so lange gehofft hatten. Neal Morse tat sich für einen Auftritt im Rahmen seiner Veranstaltung Morse-Fest mit seiner ehemaligen Band wieder zusammen und brachte dieses phänomenale Doppel-Album in seiner Gesamtheit auf die zugegebenermaßen recht überschaubar große Bühne. Und auf der tummeln sich ja etliche Musiker. Denn neben der Besetzung, die das wegweisende Album damals eingespielt hatte, sind auch der damalige SPOCK’S BEARD-Schlagzeuger Jimmy Keegan (der in der Zwischenzeit die Band wieder verlassen hat und somit den Platz freimachte für die Rückkehr von Ur-Drummer Nick D’Virgilio) sowie der momentane Sänger Ted Leonard dabei, der ja nebenbei auch noch Frontmann bei ENCHANT ist. Weitere Unterstützung erhält diese groß(artig)e Formation an den entsprechenden Stellen von zwei Bläsern, die dann für zusätzlichen Druck im Sound sorgen. Als ob der das noch nötig hätte. Aber toll ist es schon.
Denn SPOCK’S BEARD errichten hier eine Sound-Wand, die es in sich hat. Stellenweise sind zwei Keyboarder oder drei Gitarristen oder aber auch zwei Schlagzeuger zugange. Und man merkt allen Beteiligten (aber insbesondere denen, die damals schon an der Entstehung von “Snow“ beteiligt waren) an, was für eine Herzensangelegenheit dies für sie alle ist. Die Leidenschaft der Musiker dringt aus jeder Note, aus jedem Chor (von denen es in den Liedern einige gibt und die dank der Unterstützung durch Leonards und Keegan noch einmal um zwei weitere Stimmen ergänzt werden) und durch jeden Groove hindurch und reißt nicht nur die überglücklichen Zuschauer, die an diesem Abend in der Halle der New Life Fellowship in Cross Plains, Tennessee, Zeugen dieses Ereignisses wurden, mit. Und solchen hymnischen Kompositionen wie insbesondere Wind At My Back etwa, kann man sich auch am heimischen Fernseher nicht entziehen.
Dass dem so ist, liegt auch an der technischen Umsetzung der BluRay. Das Bild ist absolut brillant, die Kameraführung sowie der Schnitt und die Regie zwar dynamisch aber nicht hektisch. Auch der Sound weiß voll und ganz zu überzeugen. Er ist druckvoll und zugleich transparent, so dass man die einzelnen Instrumente sehr gut wahrnehmen kann, von den Rhythmen der beiden Schlagzeuger über die knurrigen Basslinien von Dave Meros, das begeisternde Keyboard-Spiel von Ryo Okumoto und Neal Morse bis hin zu den Gitarren-Spuren von Alan und Neal Morse und Leonard. Aber über allem thronen die Stimmen der Sänger. So wird die Geschichte des ungewöhnlichen Jungen, den alle nur „Snow“ rufen besonders eindrucksvoll transportiert.
Auf der zweiten BluRay sind die beiden Zugaben des Abends, nämlich June und Falling For Forever, festgehalten, die das Spektakel an Live-Musik an diesem Abend abrundeten. Sehr zu empfehlen ist dabei das Drum-Duell von Keegan und D’Virgilio, das den Zuschauern ganz besonders viel Spaß bereitet. Und das will wahrlich etwas bedeuten, denn der ganze Abend war ein großer Erfolg. Umso erfreulicher natürlich für alle, die bei diesem wohl einmaligen Erlebnis nicht dabei sein konnten, dass nach dem Mitschnitt von “Sola Scriptua“ und “Question Mark“ festgehalten auf der ebenfalls sehr zu empfehlenden Doppel-DVD "Morsefest 2015" sowie “Testimony“ und “One“ vom Morsefest 2014 nun auch dieses Konzert allen Interessierten zugänglich ist. Wie es dazu kam und die gesamte Geschichte rund um die Produktion des Albums erfährt man dann in dem rund einstündigen Behind The Scenes-Feature.
“Snow Live“ ist eine BluRay, die sich kein Fan der Band entgehen lassen darf. Insgesamt dreieinhalb Stunden bester Prog-Rock-Unterhaltung sind wirklich Grund genug, sich diese Veröffentlichung in einer der verschiedenen Versionen – egal ob BluRay, DVD oder Doppel-CD - zuzulegen. Denn auch wer glaubt, dass es niemals so gut sein kann wie die Studio-Aufnahme, der wird hier eines besseren belehrt und bekommt eine an Stellen sehr, sehr emotionale Version (man achte nur mal auf Neal Morse’s Stimme insbesondere im zweiten Teil des Konzerts), die neue Facetten des Werks offenlegt.