Slash Living The Dream, Roadrunner Records, 2018 |
Slash | Gitarre | |||
Myles Kennedy | Gesang | |||
Brent Fritz | Schlagzeug & Percussion | |||
Todd Kerns | Bass & Gesang | |||
Frank Sidoris | Gitarre | |||
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01. The Call Of The Wild | 07. Slow Grind | |||
02. Serve You Right | 08. The One You Loved Is Gone | |||
03. My Antidote | 09. Driving Rain | |||
04. Mind Your Manners | 10. Sugar Cane | |||
05. Lost Inside The Girl | 11. The Great Pretender | |||
06. Read Between The Lines | 12. Boulevard Of Broken Hearts | |||
Vier Jahre sind eine lange Zeit – gerade im ja so schnelllebigen Musikgeschäft. Geschmäcker kommen und gehen schon fast im Halb-Jahres-Rhythmus, da kann ein so lange Pause eine Band schon mal aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwinden lassen. Das gilt natürlich nur bedingt, wenn man eine lebende Legende in der Gruppe (noch zudem als Namensgeber) hat und zudem einen der wahrscheinlich derzeit besten Sänger im Bereich des modernen Metal mit Myles Kennedy (sonst ALTER BRIDGE). Aber dennoch musste man sich in den vergangenen Jahren fast etwas Sorgen machen, ob Slash denn überhaupt noch Zeit finden würde für seine Band – nach der vielleicht doch etwas überraschenden Reunion von GUNS ’N’ ROSES.
Aber Slash, Myles Kennedy und die konspirativen Band-Mitglieder Todd Kerns und Brent Fitz sowie Neu-Zugang Frank Sidoris hatten sich schon vorbereitet. Die Lieder für das neue Album, “Living The Dream“, entstanden zum Teil schon auf der Tournee zum Vorgänger, “World On Fire“. Dann kam die so nicht unbedingt eingeplante Auszeit durch die “Not In This Lifetime“-Tournee der GUNNERS, bevor es Anfang dieses Jahres mit Jam-Sessions und der Produktion des neuen Slash-Albums richtig losging. An den Reglern nahm wieder Michael „Elvis“ Baskette Platz, der ja schon beim Vorgänger für den richtigen Band-Sound gesorgt hatte.
Rein akustisch schließt die Gruppe dann auch an den recht erfolgreichen Vorgänger an. Allerdings haben die Musiker die Lieder etwas entschlackt. Das bedeutet, epischere Nummern sucht man auf “Living The Dream“ eher vergebens. Stattdessen haben Slash, Myles & THE CONSPIRATORS sich auf die Grundtugend besonnen: die Songs müssen den Hörer packen und sie sollten abwechslungsreich aber nicht überladen sein. Und die Band hat geliefert: das beginnt schon mit dem teilweise stürmischen Call Of The Wild. Ein Opener, wie er im Buche steht. Beim folgenden Serve You Right spürt man den massiven Einfluss der Rock-Musik der 1970er Jahre, den diese – wohl insbesondere - auf Slash gehabt hat – ein klassischer Rocker. Und einen Song wie Mind Your Manners hätte man sich auch zusammen mit Axl und Duff einem einem vielleicht ja auch mal wieder geplanten GUNS ‘N‘ ROSES-Album vorstellen können.
Aber neben den dominierenden Rockern hat das Quintett auch andere Momente im Gepäck, so hebt sich Lost Inside The Girl nicht nur auf Grund seiner Länge von den anderen Songs ab, sondern auch wegen seiner etwas düsteren Grundstimmung, die auch gut zu Slashs anderer ehemaliger Band, VELVET REVOLVER, ganz gut gepasst hätte. Entfernt erinnert mich der Song an deren Track Falling To Pieces. Read Between The Lines erinnert mit dem Wah-Wah-Effekt und den psychedelischen Zwischentönen auch mehr als nur entfernt an Jimi Hendrix. Mit The One You Loved Is Gone hat man auch eine wundervolle Ballade im Gepäck und hervorzuheben ist natürlich auch die erste Single, das eindringlich-eingängige Driving Rain.
Slash, Myles und die Gang machen auch auf “Living The Dream“ wieder ihre Sache ganz hervorragend. Hier wird nicht wild experimentiert – die Phase hat Slash schon mit seinem Solo-Debüt und wechselnden Gast-Sängern hinter sich gebracht – sondern ehrlich, solide und begeisternd gerockt. Slash zeigt an der Gitarre mit einigen Soli wieder, warum er eine Legende an dem Instrument ist und Myles kann ebenfalls erneut brillieren. Bei The Great Pretender hat sich sogar eine gewisse Grandezza in das Songwriting der Band geschlichen, die man so auf den bisherigen Scheiben noch nicht gehört hatte. Unter dem Strich ist “Living The Dream“ ist ein Bild von einem Album, alle Striche sitzen an der richtigen Stelle, alle Stile und Vorlieben werden vorzüglichst bedient. Nun muss die Songs nur noch die Feuertaufe auf der kommenden Tournee bestehen, aber das sollte ihnen mit Leichtigkeit gelingen.