Slade

Beginnings/Play It Loud/Slade Alive!/Slade Alive Vol. II/Slade On Stage/Alive At Reading '80/Slayed?/Old New Borrowed And Blue

( English translation by Google Translation by Google )

CD-Review

Reviewdatum: 01.01.2000
Jahr: 2006

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Redakteur(e):

Epi Schmidt


Slade
Beginnings/Play It Loud; Slade Alive!/Slade Alive Vol. II/Slade On Stage/Alive At Reading '80; Slayed?; Old New Borrowed And Blue, Union Square Music, 2006 (1969, 1970, 1972, 1974, 1977, 1980 & 1982)
Noddy Holder Lead Vocals, Guitar
Dave Hill Guitar, Backing Vocals
Jim Lea Bass, Keyboards, Backing Vocals
Don Powell Drums

"Beginnings", 1969: Play It Loud", 1970
1. Genesis 13. Raven
2. Everybody's Next One 14. See Us Here
3. Knocking Nails Into My House 15. Dapple Rose
4. Roach Daddy 16. Could I
5. Ain't Got No Heart 17. One Way Hotel
6. Pity The Mother 18. The Shape Of Things To Come
7. Mad Dog Cole 19. Know Who You Are
8. Fly Me High 20. I Remember
9. If This World Were Mine 21. Pouk Hill
10. Martha My Dear 22. Angelina
11. Born To Be Wild 23. Dirty Joker
12. Journey To The Centre Of Your Mind 24. Sweet Box
Bonus Tracks:
25. Wild Winds Are Blowing
26. Get Down And Get With It

Länge: 57 Min 42 Sek Medium: CD

"Foot stompin' brothers, that's what we are", singt Danny Joe Brown in MOLLY HATCHETs Good Rockin', aber die originalen Fußstampfbrüder können doch eigentlich nur SLADE sein. Wenn man sich Get Down And Get With It anhört, kann da jedenfalls kein Zweifel bestehen.
Das war von den "Beginnings" an natürlich noch nicht so. Den Weg der Band kann man jetzt anhand der vom englischen Label Union Square Music wieder aufgelegten CDs der Band schön verfolgen und bekommt, aus schönen Pappschuberverpackungen und informativen Booklets auch noch reichlich Bonusmaterial geliefert. Zunächst sind vier CDs veröffentlicht, die Nachfolger sollen im nächsten Jahr kommen.

Auf der ersten Scheibe sind gleich zwei Alben untergebracht: Das Debüt der Band, als sie noch unter AMBROSE SLADE firmierten, und das treffend betitelte "Play It Loud".
Gestartet waren sie als die N'BETWEENS Mitte der 60er und wie viele ihrer Zeitgenossen beeinflusst von Buddy Holly, Gene Vincent, Chuck Berry usw.
Als Noddy Holder schließlich zur Band stieß, war das Kleeblatt perfekt. Der Bandname wurde bald zu AMBROSE SLADE geändert und mit dem Ex-ANIMALS Bassisten Chas Chandler - der ja auch schon Jimi Hendrix in die Erfolgsspur gehoben hatte - wurde der richtige Manager/Produzent gefunden. Das Debütalbum "Beginnings" produzierte die Band allerdings zusammen mit Roger Wake selbst. Da klingt es noch stark nach den 60ern, Beat, Pop, etwas Psychedelic und auch britischen Blues-Rock, wie schon im Opener Genesis. Wenn es bei Roach Daddy stark nach R&B und den ANIMALS riecht, dann verwundert das natürlich auch wenig.
Ain't Got No Heart und Pitty The Mother klingen nach EASYBEATS bzw. PRETTY THINGS und machen damit ebenfalls die Zeichen und den Sound der Zeit deutlich. Man könnte noch THE WHO und viele andere anführen. Die Holder'sche Sirene war noch nicht so ausgeprägt wie man sie dann später noch unverwechselbar kennen lernen sollte, aber hier und da schon zu erkennen.
Mit Everybody's Next One und Born To Be Wild hatte man gleich zwei Coverversionen von STEPPENWOLF auf dem Erstling und auch wenn die Experimentierfreude mit dem Fremdmaterial sich in Grenzen hält, so wurde doch Born To Be Wild eine feste Größe in späteren SLADE Konzerten.
Auch an Martha My Dear - THE BEATLES, aber eigentlich eine Paul McCartney-Nummer - wollte man nicht soviel verändern. Für weitere Titel bediente man sich bei TED NUGENT & THE AMBOY DUKES (Journey To The Centre Of Your Mind),Frank Zappa (Ain't Got No Heart) und bei THE MOODY BLUES (Fly Me High) sowie bei Marvin Gayes If This World Were Mine.

Mit dem zweiten Album forderte man die Fans dann schon auf: "Play It Loud". Macht für mich schon Sinn, denn es klingt doch noch mehr nach THE WHO als auf dem Vorgänger. Sehr akkordorientiert, na ja, der Dave Hill war nie der Gitarrenvirtuose und wird bis heute ähnlich wie seine Kollegen von STATUS QUO eher belächelt. Ähnlich wie jene wird er sagen: Fuck it. Er weiß um seine Qualitäten und die liegen beim treffsicheren Ton oder Akkord zur rechten Zeit und mit Schmackes gespielt. Noddy Holder mag eine gewisse äußere Ähnlichkeit zu Robert Plant aufgewiesen haben, auch sein Akzent war ähnlich und tatsächlich war Noddy sogar mal Roadie in Robert Plants BAND OF JOY, aber wer mich wirklich an LED ZEPPELIN erinnert, ist Bassist Jim Lea. Der verrichtet, ähnlich John Paul Jones, soviel geniale Arbeit im Hintergrund, dass das echt mal erwähnt gehört. Hört nur die Läufe in See Us Here. Das hatten zu der Zeit nicht viele drauf. Außerdem war er ein hervorragender Songschreiber, der die meisten Hits der Band auf dem Gewissen hat. Häufigster Mit-Autor anfangs: Drummer Don Powell. Auch das nicht so gewöhnlich.
Bei Dapple Rose zeigt sich schon mal das Talent der Band (und Leas), Arbeiterklassen-Hymnen und Ohrwürmer zu kreieren.
Hin und wieder erinnern sie mich auch an die frühen NAZARETH und, kaum gedacht, covern sie genau wie jene Band The Shape Of Things To Come. Kurz, aber gut.
Der mehrstimmige Gesang in I Remember scheint QUEEN vorweg zu nehmen. Angelina mag noch ein paar Einflüsse aus den frühen Jahren der Band haben, aber hier schält sich schon langsam der typische Stil heraus und deutliche Ähnlichkeiten mit dem späteren Hit I'm A Rocker - den DOC HOLLIDAY unlängst in ihren Konzerten spielten - sind zu hören.
Als Bonus Tracks gibt's die WHO-mäßige Single Wild Winds Are Blowing mit einem kleinen Hendrix-Zitat und Get Down And Get With It. Ja, hier feuerte das SLADE-Schiff schon aus allen berühmt gewordenen Rohren. Zwar die Coverversionen eines Little Richard-Stückes, aber eindeutig zum SLADE-Original mutiert und ein Rockklassiker erster Güte. Erinnert ihr euch an die eingangs erwähnten Fußstampfer? Hier sind sie in Reinkultur. Der Song passte natürlich perfekt zum Skinhead-Image, das sich die Band zwischenzeitlich zugelegt hatte. Damals übrigens keine politische Strömung, sondern ein Modetrend ähnlich dem der Mods. Lange hielt es die Band auch nicht aus und bald begannen die Haare wieder zu wachsen.

Zwar kletterte Get Down Get With It nur bis auf Platz 14 in den UK-Charts, brachte der Band aber Hoffnung wie Geld in die Kasse. Tatsächlich verkauften sich die ersten beiden Alben nämlich schlecht und bis dahin lebten und überlebten SLADE mehr durch ihre herausragenden Live-Qualitäten. Da bot sich ein Live-Album natürlich an und im März 1972 erschien "Slade Alive", aufgenommen in London und ohne jegliche Overdubs veröffentlicht.
Chas Chandler hatte die Jungs ja schon so weit gedrillt, dass sie eigene Songs schrieben, aber zu diesem Zeitpunkt bestand noch ein Großteil ihres Repertoires aus Fremdkompositionen. TEN YEARS AFTERs Hear Me Calling eröffnet die Scheibe. Ohne das Filigran eines Alvin Lee, aber mit einer aggressiv-gewalttätigen Attitüde gespielt, dass man sich sofort wie mit in der Halle wähnt, wozu die mitklatschende Menge natürlich auch stark beiträgt. Erinnert stark an QUOs Live-Album.
Auch In Like A Shot From My Gun sprüht vor Adrenalin und kommt dem harten R&B der frühen WHO wieder sehr nahe.
John Sebastians Darling Be Home Soon, eine bluesig-emotionale Ballade, fällt hier etwas aus dem Rahmen - bis die Band in den Solopart übergeht und einen rauen Zwischenspurt einfügt, bzw. sich Noddy ins Finale brüllt.
Mit den Eigenkompositionen Know Who You Are und Keep On Rocking sorgt man dann wieder für bestes Boogie-Feeling, bzw. dreckigen Chuck-Berry-Rock'n'Roll. Da läuft Noddy Holder denn auch zu stimmlicher Hochform auf und plärrt sich für das folgende Get Down And Get With It schon mal in Form und dann rocken SLADE unnachahmlich durch diesen down'n'dirty Rocker und stellen ihre Studioversion noch in den Schatten. Gänsehaut garantiert!
Da liefert eine geil und hart rockende Version von Born To Be Wild den kongenialen Abschluss. Klasse Album, gut gespielt und gut klingen tut's auch noch!

Dankenswerterweise hat man aus dieser Ausgabe eine Doppel-CD gemacht und gleich noch die anderen regulären SLADE Live-Mitschnitte mit drauf gepackt. So folgt gleich hintendran "Slade Alive Vol. Two", aufgenommen bei Konzerten in Amerika, im Herbst 1976 und England im Frühjahr 1977. Obwohl die Band in Amerika so gut wie keinen Fuß in die Tür bekommen konnte, geht es auch hier durchgehend gut ab.
Die Band war auf einem Hoch in ihrer Karriere und der Aufforderung Get On Up folgte die Menge hörbar willig. Don Powell legt einen kraftvollen Beat vor und Dave Hill und Noddy Holder feuern ein paar brachiale Riffs heraus. Die Stimme von letzterem hatte sich noch weiter entwickelt und brauchte keinen Vergleich mehr mit Shoutern wie Dan McCafferty, Frankie Miller, Rod Stewart oder Steve Marriott scheuen. Auch Bassist Jim Lea ist auf Hochtouren und streut ein kurzes Solo ein. Von der Bühne muss pures Adrenalin geflossen sein.
Mit dem Nr. 1 Hit Take Me Bak 'Ome geht es gleich noch mehr ab. Typisch SLADE, Riff-getrieben und trotz aller Power schnell ins Ohr gehend. Der alte Elvis-Klassiker My Baby Left Me ist in dieser Fassung sicher nix für Puristen, aber allen anderen dürfte diese raue, lärmende Heavy-Version tierisch Spaß machen.
Zu diesem Zeitpunkt hatten SLADE keine weiteren Coverversionen mehr nötig und mit Be folgt ein zunächst atemlos gesungener Rock-Stampfer, der zu einem gnadenlosen QUO-Boogie mutiert.
Auf Noddys Frage "Is everybody crazeee?" gibt's nur eine Antwort: Mama Weer All Crazee Now - und schon dröhnen die bekannten Akkorde aus der Anlage. Ein Fest erster Güte. Don Powell scheint die Jungs ständig in ein noch höheres Tempo treiben zu wollen, so schiebt er den Song an.
Die einzige Verschnaufpause gönnt die Band sich und dem Publikum in Form der Hit-Ballade Everday. So wie mitgesungen wird, dürfte das wohl in England gewesen sein. Gudbuy T' Jane wird anschließend im High-Speed Tempo durchgepowert. Dann holpert der flotte Boogie von One-Eyed Jacks With Moustaches über uns hinweg, ehe der würdige Schluss Cum On Feel The Noize (Jahre später ein weltweiter Hit für QUIET RIOT) erfolgt und uns endgültig in den Rock'n'Roll Himmel schießt. Geil!

CD 2 bringt zunächst das dritte Live Album der Band, "Slade On Stage", aufgenommen in der Newcastle City Hall, im Dezember 1982, und präsentiert SLADE im zweiten Frühling (oder im dritten?). Mit "We'll Bring The House Down" und "Till Deaf Do Us Part" hatte man im Jahr zuvor zwei herrlich rockende Scheiben herausgebracht und ich kann mich noch bestens an den Auftritt im deutschen 'Musikladen' erinnern , als SLADE Rock And Roll Preacher spielten. Ich war hin und weg...
Genau mit diesem Song beginnt auch das Album. Die damalige Hoch-Zeit des Hardrocks spiegelt sich hier wieder und erneut wird man einfach mitgerissen. Erst recht wenn Noddy seine kurze "Predigt" einstreut. Hier geht's echt nur noch ab.
Die ganze QUO-Army wird zu den ersten Tönen von When I'm Dancin' I Ain't Fightin' begeistert auf und ab springen. So liebt man nicht nur Rossi und Parfitt sondern auch diese Jungs aus den englischen Midlands und entsprechend singt das Newcastle Publikum selbst die Gitarrenmelodie mit. Eine Höllenstimmung muss da gewesen sein, die selbst noch von dieser Konserve fast greifbar aus den Boxen springt. Es knallt aber auch gerade so. Tak' Me Bak 'Ome, Everyday, Lock Up Your Daughters (schon fast Heavy Metal), We'll Bring The House Down, Gudbuy T'Jane, Mama Weer All Crazee Now - moment, ich muss Luft holen - und zum Abschluss die ewige Stadionhymne You'll Never Walk Alone. Da richtet sich jedes Härchen auf. Ein Titel im Set bringt es auf den Punkt: A Night To Remember. Punkt.

Quasi als Krönung gibt's dann noch sechs Songs von SLADEs Auftritt beim 'Reading Festival 1980', als die Band für Ozzy Osbourne einsprang. Keiner, aber wirklich keiner, hätte gedacht, dass die "Oldie-Band" gegen die versammelte Bluesrock- und New Wave Of British Heavy Metal-Prominenz anstinken könnte. Hochkaräter wie UFO, WHITESNAKE, Rory Gallagher,GILLAN etc. standen zusammen mit den "Neulingen" IRON MAIDEN, DEF LEPPARD, SAMSON usw. auf dem Programm. Lediglich Bassist Jim Lea stand (trotzdem dass die Band ihr Equipment selbst zur Bühne tragen musste) mit der Gewissheit auf dem Platz, dass er mehr Hits geschrieben hatte, als alle versammelten Bands zusammen.
Und SLADE stiegen an diesem Tag wirklich wie Phoenix aus der Asche auf und lieferten einen Auftritt der alle - vor oder hinter der Bühne - restlos beeindruckte. Wie sagte DEF LEPPARDs Joe Elliott später: "The worst thing for us was to follow Slade". SLADE waren DIE Band des Festivals. Klasse Versionen von When I'm Dancin' I Ain't Fightin', Born To Be Wild - immer auf die 12 - und ein Medley aus Something Else / Pistol Packin' Mama / Keep A Rollin' brachten und bringen jeden Rock'n'Roller zum ausrasten. Jim Lea packte sogar seine Violine aus und die Stimmung stieg ins Unermessliche.
Es war der 24. August und das Publikum schrie nach Merry Xmas Everybody! Richie Edwards, Bassist von THE DARKNESS, erzählte kürzlich im englischen 'Classic Rock' Magazin wie Noddy Holder daraufhin rief: "It's the middle of August. You lot are crackers!" Das ist hier leider nicht zu hören, aber SLADE antworteten auf den vorweihnachtlichen Gesang mit dem punkigen Okey Cokey, das die Menge an den Rand der völligen Abgedrehtheit gebracht haben dürfte. Get Down And Get With It hat sie dann wohl gnadenlos darüber hinaus geschossen. Wenn man irgendwas von SLADE braucht, dann ist es diese Doppel-CD!

Aber wir sind zurück im Jahr 1972 und nach "Slade Alive!" kommt das nächste Studiowerk "Slayed?" heraus. Das heißt, zwischendurch erreichte die Single Coz I Luv You im November 1971 die Spitze der Charts. Die folgenden drei Jahre sollte jede Single der Band mindestens unter die Top 4 kommen!
Mit Mama Weer All The Crazee Now und Gudbuy T' Jane finden sich zwei dieser Hits auf "Slayed?", aber auch die restlichen Songs können sich daneben problemlos sehen lassen. In ihrer einfachen Struktur könnten How D'you Ride und The Whole World's Goin' Crazee auch von GRAND FUNK RAILROAD sein, allerdings liegt den Songs von Holder/Lea der Rock'n'Roll von Little Richard und Chuck Berry zugrunde und somit passte die Band - und wurde eine Speerspitze - perfekt in die aufkommende Glitter-Rock-Welle. Touren als Hauptact, mit Suzi Quatro und THIN LIZZY im Vorprogramm, folgten bald.
Mit Look At Last Nite wirft die Band einen ersten kritischen Blick auf ihren steigenden Ruhm und klingt damit wieder mehr an den R&B der 60er angelehnt. Mit I Won't Let It 'Appen Again liefert man einen Songs, den Marc Bolan wohl auch gern geschrieben hätte. Ich hab mir vor Jahrzehnten mal eine MC aus den Singles meiner älteren Brüder zusammengestellt - eine Seite Suzi Quatro die andere SLADE - und dieser Titel gehörte immer zu meinen Favoriten. Ganz leichte Ähnlichkeiten zu Keep On Running.
Um Janis Joplins Move Over zu covern, muss man schon die entsprechende Stimme aufweisen können. Tom Keifer von CINDERELLA hat das leidlich hingekriegt, THUNDERs Danny Bowes lieferte ebenfalls eine tolle Version, aber ich glaube, Noddy Holder ist Janis am deutlichsten auf den Fersen.
Wer sich von Gudbuy T' Jane nicht augenblicklich aus dem Sessel erhebt oder zumindest mitstampft und -singt, war nie ein Rocker. Das folgende Gudbuy Gudbuy erscheint danach fast umnebelt, zeitlupenhaft. Mama Weer All Crazee Now bringt die Party wieder zum Siedepunkt. Dann wird's noch mal langsam, bluesig, mit I Don't Mind, bevor der Evergreen Let The Good Times Roll uns erneut zum Ausflippen bringt und die Original-LP beschließt.
Vier Bonus-Tracks gibt's auch noch. My Life Is Natural, folkig und an HUMBLE PIE erinnernd, Candidate, mehrstimmig und etwas im Stil der PRETTY THINGS, dazu die Ballade Wonderin' Y. Wenn sie sich an eine Ballade machten, waren SLADE auch da richtig gut. Es gibt also mehr als nur Far Far Away oder My Oh My.
Der Mitschnitt Slade talk to 'Melanie' readers, da leiert das Band mal kurz, wenn die Band, unterbrochen von Songschnipseln, den Lesern des Musikmagazin 'Melanie' ein paar Nachrichten und den dringliche Rat zur neuen LP ("Go out and buy it!") zukommen lässt, sorgt das abschließend noch mal für eine prima Gaudi und eigentlich könnte man den Genuss dieser CD auch damit starten.

Das vierte Album in dieser ersten Serie ist der 74er Output "Old New Borrow And Blue". Doch bevor die Aufnahmen begannen, drohte der Band ein ähnliches Schicksal wie später LED ZEPPELIN und in gewisser Weise auch THE WHO. Schlagzeuger Don Powell hatte einen schweren Autounfall und für kurze Zeit sah es so aus, als könnte das das Ende von SLADE bedeuten. Die Popularität der Vier lässt sich allein daran ermessen, dass über diesen Unfall auf der Titelseite aller großen englischen Zeitungen berichtet wurde.
Trotz erheblicher Schädigungen und einem Gedächtnisverlust kam Don langsam aber sicher wieder auf die Beine. Beim Festival auf der 'Isle of Wight' musste er noch von Bassist Jim Leas Bruder Frank vertreten werden, aber für die Albumaufnahmen stand er wieder parat. Nach wie vor konnte die Band in Amerika nicht richtig landen, aber zu Weihnachten 1973 war Merry Xmas Everybody DER Single-Hit. 800.000 Exemplare, verkauft in 2 Tagen (!), sprechen eine deutliche Sprache.
Da galt es nachzulegen und SLADE waren bereit. Vielfältiger sollte es werden, was schon der Albumtitel ankündigte, aber mit Just A Little Bit (welches Produzent Chas Chandler bereits mit seinen ANIMALS aufgenommen hatte) frönte man zunächst dem gewohnten, harten Rock'n'Roll der Marke Little Richard. Mal hören woher die Inspiration für das aktuelle Album der DIAMOND DOGS, "Up The Rock", herkommt? Hört euch When The Lights Are Out an und ihr seid mitten im Schwarzen! Und mit My Town und Miles Out To Sea fährt man im selben Fahrwasser. Einfach Good-Time Party Rock, zu dem man problem- und sorgenlos abtanzen kann.
Das Honky-Tonk Feeling von Find Yourself A Rainbow bringt ein paar neue Farbtupfer, wird aber von Noddys Organ bei der Stange gehalten.
Typischen High-Energy-Rock gibt's dann wieder mit We're Really Gonna Raise The Roof, wie gemacht für eine furiose Live-Show. Do We Still Do It ist eine überflüssige Frage, denn es rockt immer noch bestens.
Mit How Can It Be bringt man tatsächlich etwas Country-Flair ein, was auf die Kappe von Noddy Holder geht. Könnte ich mir auch gut aufgehoben bei Frankie Miller vorstellen.
Erinnert ihr euch an die Songs, mit denen ihr eure Eltern zur Weisglut treiben konntet und sie furiengleich ins Zimmer gestürmt kamen um den Stecker der Stereoanlage aus der Dose zu reißen? Einen besseren Titel wie Don't Blame Me konntet ihr kaum finden. Wie sich Noddy in dem Baby, Please Don't Go-ähnlichen, harten R&B die Stimmbänder aus dem Hals kreischt, ist schon eine Klasse für sich und, wie ich selbst getestet habe, kann auch heute noch für Aufregung bei unbescholtenen Mitbürgern sorgen.
My Friend Stan war ein eher ungewöhnlicher Song und trotzdem ein Hit, ebenso wie die folgende Ballade Everyday. Ein ewiger Favorit in den Live-Shows der Band.
Natürlich finden sich auch hier ein paar Bonusstücke, die allesamt Spaß machen. Am ehesten aus dem Rahmen fällt wohl Kill 'Em At The Hot Club Tonite, welches im Stil der zwanziger Jahre Charleston-Musik gehalten ist und klingt, als würde Paul McCartney die Nummer spielen. Grandios: Jim Lea an der Violine.
In dem Riff-Rocker The Banging' Man ertönt eine, bei SLADE rare, Slidegitarre, ansonsten ist der Titel allerbester Glitter-Rock Stoff, 100% partytauglich.
Ein weiterer und abschließender Ohrwurm ist die Piano-Ballade She Did It To Me, bei der man sogar zuhause das Feuerzeug schwenken möchte.
Als letztes Zuckerl ist wieder ein Mitschnitt namens Slade talk to '19' readers enthalten. War wohl auf einer dieser Flexi-Discs, die damals gern den Musikzeitschriften beilagen und führt im Schnellverfahren durch die LP und gefällt heute mindestens so wie den damaligen Lesern/Hörern.

Alle diese CDs sind, wie gesagt, bestens aufgemacht und haben einen hervorragenden Sound. Ich bin schon mächtig gespannt auf die fürs nächste Jahr angekündigte zweite Staffel der remasterten SLADE-Alben.
Und jetzt ein weiteres Mal die Regler nach oben und CUM ON FEEL THE NOIZE!!!

Epi Schmidt, 04.11.2006

 

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