Slade
Beginnings/Play It Loud; Slade Alive!/Slade Alive Vol. II/Slade On Stage/Alive At Reading '80; Slayed?; Old New Borrowed And Blue, Union Square Music, 2006 (1969, 1970, 1972, 1974, 1977, 1980 & 1982) |
Noddy Holder | Lead Vocals, Guitar |
Dave Hill | Guitar, Backing Vocals |
Jim Lea | Bass, Keyboards, Backing Vocals |
Don Powell | Drums |
"Beginnings", 1969: | Play It Loud", 1970 |
1. Genesis | 13. Raven |
2. Everybody's Next One | 14. See Us Here |
3. Knocking Nails Into My House | 15. Dapple Rose |
4. Roach Daddy | 16. Could I |
5. Ain't Got No Heart | 17. One Way Hotel |
6. Pity The Mother | 18. The Shape Of Things To Come |
7. Mad Dog Cole | 19. Know Who You Are |
8. Fly Me High | 20. I Remember |
9. If This World Were Mine | 21. Pouk Hill |
10. Martha My Dear | 22. Angelina |
11. Born To Be Wild | 23. Dirty Joker |
12. Journey To The Centre Of Your Mind | 24. Sweet Box |
Bonus Tracks: | |
25. Wild Winds Are Blowing | |
26. Get Down And Get With It |
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"Foot stompin' brothers, that's what we are", singt Danny Joe Brown in MOLLY HATCHETs Good
Rockin', aber die originalen Fußstampfbrüder können doch eigentlich nur SLADE sein. Wenn man sich
Get Down And Get With It anhört, kann da jedenfalls kein Zweifel bestehen.
Das war von den "Beginnings" an natürlich noch nicht so. Den Weg der Band kann man jetzt anhand der vom
englischen Label Union Square Music wieder aufgelegten CDs der Band schön verfolgen und bekommt, aus schönen
Pappschuberverpackungen und informativen Booklets auch noch reichlich Bonusmaterial geliefert. Zunächst sind
vier CDs veröffentlicht, die Nachfolger sollen im nächsten Jahr kommen.
Auf der ersten Scheibe sind gleich zwei Alben untergebracht: Das Debüt der Band, als sie noch unter AMBROSE
SLADE firmierten, und das treffend betitelte "Play It Loud".
Gestartet waren sie als die N'BETWEENS Mitte der 60er und wie viele ihrer Zeitgenossen beeinflusst von Buddy Holly,
Gene Vincent, Chuck
Berry usw.
Als Noddy Holder schließlich zur Band stieß, war das Kleeblatt perfekt. Der Bandname wurde bald zu AMBROSE
SLADE geändert und mit dem Ex-ANIMALS
Bassisten Chas Chandler - der ja auch schon Jimi Hendrix in die Erfolgsspur
gehoben hatte - wurde der richtige Manager/Produzent gefunden. Das Debütalbum "Beginnings" produzierte die
Band allerdings zusammen mit Roger Wake selbst. Da klingt es noch stark nach den 60ern, Beat, Pop, etwas
Psychedelic und auch britischen Blues-Rock, wie schon im Opener Genesis. Wenn es bei Roach
Daddy stark nach R&B und den ANIMALS riecht, dann verwundert das natürlich auch wenig.
Ain't Got No Heart und Pitty The Mother klingen nach EASYBEATS bzw. PRETTY THINGS und machen
damit ebenfalls die Zeichen und den Sound der Zeit deutlich. Man könnte noch THE WHO und viele andere anführen.
Die Holder'sche Sirene war noch nicht so ausgeprägt wie man sie dann später noch unverwechselbar kennen
lernen sollte, aber hier und da schon zu erkennen.
Mit Everybody's Next One und Born To Be Wild hatte man gleich zwei Coverversionen von STEPPENWOLF auf
dem Erstling und
auch wenn die Experimentierfreude mit dem Fremdmaterial sich in Grenzen hält, so wurde doch Born To Be
Wild eine feste Größe in späteren SLADE Konzerten.
Auch an Martha My Dear - THE
BEATLES, aber eigentlich eine Paul
McCartney-Nummer - wollte man nicht soviel verändern. Für weitere Titel bediente
man sich bei TED NUGENT & THE AMBOY
DUKES (Journey To The Centre Of Your Mind),Frank Zappa (Ain't Got No Heart) und bei THE MOODY BLUES
(Fly Me
High) sowie bei Marvin Gayes If This World Were Mine.
Mit dem zweiten Album forderte man die Fans dann schon auf: "Play It Loud". Macht für mich schon Sinn, denn
es klingt doch noch mehr nach THE WHO als auf dem Vorgänger. Sehr akkordorientiert, na ja, der Dave Hill war
nie der Gitarrenvirtuose und wird bis heute ähnlich wie seine Kollegen von STATUS QUO eher belächelt. Ähnlich
wie jene wird er sagen: Fuck it. Er weiß um seine Qualitäten und die liegen beim treffsicheren Ton oder
Akkord zur rechten Zeit und mit Schmackes gespielt. Noddy Holder mag eine gewisse äußere Ähnlichkeit zu Robert Plant
aufgewiesen
haben, auch sein Akzent war ähnlich und tatsächlich war Noddy sogar mal Roadie in Robert Plants BAND OF JOY,
aber wer mich wirklich an LED
ZEPPELIN erinnert, ist Bassist Jim Lea. Der verrichtet, ähnlich John Paul Jones, soviel geniale
Arbeit im Hintergrund, dass das echt mal erwähnt gehört. Hört nur die Läufe in See Us Here. Das hatten zu der
Zeit nicht viele drauf. Außerdem war er ein hervorragender Songschreiber, der die meisten Hits der Band auf dem
Gewissen hat. Häufigster Mit-Autor anfangs: Drummer Don Powell. Auch das nicht so gewöhnlich.
Bei Dapple Rose zeigt sich schon mal das Talent der Band (und Leas), Arbeiterklassen-Hymnen und
Ohrwürmer zu kreieren.
Hin und wieder erinnern sie mich auch an die frühen NAZARETH und, kaum gedacht, covern sie genau wie jene Band
The Shape Of Things
To Come. Kurz, aber gut.
Der mehrstimmige Gesang in I Remember scheint QUEEN vorweg zu nehmen. Angelina mag noch ein paar
Einflüsse aus den frühen
Jahren der Band haben, aber hier schält sich schon langsam der typische Stil heraus und deutliche
Ähnlichkeiten mit dem späteren Hit I'm A Rocker - den DOC HOLLIDAY unlängst in
ihren Konzerten spielten - sind zu hören.
Als Bonus Tracks gibt's die WHO-mäßige Single Wild Winds Are Blowing mit einem kleinen
Hendrix-Zitat und Get Down And Get With It. Ja, hier feuerte das SLADE-Schiff schon aus allen
berühmt gewordenen Rohren. Zwar die Coverversionen eines Little Richard-Stückes, aber eindeutig zum
SLADE-Original mutiert und ein Rockklassiker erster Güte. Erinnert ihr euch an die eingangs erwähnten
Fußstampfer? Hier sind sie in Reinkultur. Der Song passte natürlich perfekt zum Skinhead-Image, das sich
die Band zwischenzeitlich zugelegt hatte. Damals übrigens keine politische Strömung, sondern ein
Modetrend ähnlich dem der Mods. Lange hielt es die Band auch nicht aus und bald begannen die Haare
wieder zu wachsen.
Zwar kletterte Get Down Get With It nur bis auf Platz 14 in den UK-Charts, brachte der Band aber
Hoffnung wie Geld in die Kasse. Tatsächlich verkauften sich die ersten beiden Alben nämlich schlecht und bis
dahin lebten und überlebten SLADE mehr durch ihre herausragenden Live-Qualitäten. Da bot sich ein Live-Album
natürlich an und im März 1972 erschien "Slade Alive", aufgenommen in London und ohne jegliche Overdubs
veröffentlicht.
Chas Chandler hatte die Jungs ja schon so weit gedrillt, dass sie eigene Songs schrieben, aber zu diesem
Zeitpunkt bestand noch ein Großteil ihres Repertoires aus Fremdkompositionen. TEN YEARS AFTERs Hear Me
Calling eröffnet die Scheibe. Ohne das Filigran eines Alvin Lee, aber mit einer
aggressiv-gewalttätigen Attitüde gespielt, dass man sich sofort wie mit in der Halle wähnt, wozu die
mitklatschende Menge natürlich auch stark beiträgt. Erinnert stark an QUOs Live-Album.
Auch In Like A Shot From My Gun sprüht vor Adrenalin und kommt dem harten R&B der frühen WHO
wieder sehr nahe.
John Sebastians Darling Be Home Soon, eine bluesig-emotionale Ballade, fällt hier etwas aus dem
Rahmen - bis die Band in den Solopart übergeht und einen rauen Zwischenspurt einfügt, bzw. sich Noddy ins
Finale brüllt.
Mit den Eigenkompositionen Know Who You Are und Keep On Rocking sorgt man dann wieder für
bestes Boogie-Feeling, bzw. dreckigen Chuck-Berry-Rock'n'Roll. Da läuft Noddy Holder denn auch zu
stimmlicher Hochform auf und plärrt sich für das folgende Get Down And Get With It schon mal in Form
und dann rocken SLADE unnachahmlich durch diesen down'n'dirty Rocker und stellen ihre Studioversion noch in
den Schatten. Gänsehaut garantiert!
Da liefert eine geil und hart rockende Version von Born To Be Wild den kongenialen Abschluss. Klasse
Album, gut gespielt und gut klingen tut's auch noch!
Dankenswerterweise hat man aus dieser Ausgabe eine Doppel-CD gemacht und gleich noch die anderen regulären
SLADE Live-Mitschnitte mit drauf gepackt. So folgt gleich hintendran "Slade Alive Vol. Two", aufgenommen bei
Konzerten in Amerika, im Herbst 1976 und England im Frühjahr 1977. Obwohl die Band in Amerika so gut wie
keinen Fuß in die Tür bekommen konnte, geht es auch hier durchgehend gut ab.
Die Band war auf einem Hoch in ihrer Karriere und der Aufforderung Get On Up folgte die Menge hörbar
willig. Don Powell legt einen kraftvollen Beat vor und Dave Hill und Noddy Holder feuern ein paar brachiale
Riffs heraus. Die Stimme von letzterem hatte sich noch weiter entwickelt und brauchte keinen Vergleich mehr
mit Shoutern wie Dan McCafferty, Frankie Miller, Rod Stewart oder Steve Marriott scheuen. Auch Bassist
Jim Lea ist auf Hochtouren und streut ein kurzes
Solo ein. Von der Bühne muss pures Adrenalin geflossen sein.
Mit dem Nr. 1 Hit Take Me Bak 'Ome geht es gleich noch mehr ab. Typisch SLADE, Riff-getrieben und
trotz aller Power schnell ins Ohr gehend. Der alte Elvis-Klassiker My Baby Left Me ist in dieser
Fassung sicher nix für Puristen, aber allen anderen dürfte diese raue, lärmende Heavy-Version tierisch Spaß
machen.
Zu diesem Zeitpunkt hatten SLADE keine weiteren Coverversionen mehr nötig und mit Be folgt ein
zunächst atemlos gesungener Rock-Stampfer, der zu einem gnadenlosen QUO-Boogie mutiert.
Auf Noddys Frage "Is everybody crazeee?" gibt's nur eine Antwort: Mama Weer All Crazee Now - und
schon dröhnen die bekannten Akkorde aus der Anlage. Ein Fest erster Güte. Don Powell scheint die Jungs
ständig in ein noch höheres Tempo treiben zu wollen, so schiebt er den Song an.
Die einzige Verschnaufpause gönnt die Band sich und dem Publikum in Form der Hit-Ballade Everday. So
wie mitgesungen wird, dürfte das wohl in England gewesen sein. Gudbuy T' Jane wird anschließend im
High-Speed Tempo durchgepowert. Dann holpert der flotte Boogie von One-Eyed Jacks With Moustaches
über uns hinweg, ehe der würdige Schluss Cum On Feel The Noize (Jahre später ein weltweiter Hit für
QUIET RIOT) erfolgt und uns
endgültig in den Rock'n'Roll Himmel schießt. Geil!
CD 2 bringt zunächst das dritte Live Album der Band, "Slade On Stage", aufgenommen in der Newcastle City
Hall, im Dezember 1982, und präsentiert SLADE im zweiten Frühling (oder im dritten?). Mit "We'll Bring The
House Down" und "Till Deaf Do Us Part" hatte man im Jahr zuvor zwei herrlich rockende Scheiben
herausgebracht und ich kann mich noch bestens an den Auftritt im deutschen 'Musikladen' erinnern , als SLADE
Rock And Roll Preacher spielten. Ich war hin und weg...
Genau mit diesem Song beginnt auch das Album. Die damalige Hoch-Zeit des Hardrocks spiegelt sich hier wieder
und erneut wird man einfach mitgerissen. Erst recht wenn Noddy seine kurze "Predigt" einstreut. Hier geht's
echt nur noch ab.
Die ganze QUO-Army wird zu den ersten Tönen von When I'm Dancin' I Ain't Fightin' begeistert auf und
ab springen. So liebt man nicht nur Rossi und Parfitt sondern auch diese Jungs aus den englischen Midlands
und entsprechend singt das Newcastle Publikum selbst die Gitarrenmelodie mit. Eine Höllenstimmung muss da
gewesen sein, die selbst noch von dieser Konserve fast greifbar aus den Boxen springt. Es knallt aber auch
gerade so. Tak' Me Bak 'Ome, Everyday, Lock Up Your Daughters (schon fast Heavy Metal),
We'll Bring The House Down, Gudbuy T'Jane, Mama Weer All Crazee Now - moment, ich muss
Luft holen - und zum Abschluss die ewige Stadionhymne You'll Never Walk Alone. Da richtet sich jedes
Härchen auf. Ein Titel im Set bringt es auf den Punkt: A Night To Remember. Punkt.
Quasi als Krönung gibt's dann noch sechs Songs von SLADEs Auftritt beim 'Reading Festival 1980', als die Band
für Ozzy Osbourne einsprang.
Keiner, aber wirklich keiner, hätte gedacht, dass die "Oldie-Band" gegen die versammelte Bluesrock- und New
Wave Of British Heavy Metal-Prominenz anstinken könnte. Hochkaräter wie UFO, WHITESNAKE, Rory
Gallagher,GILLAN etc. standen zusammen
mit den
"Neulingen" IRON MAIDEN, DEF LEPPARD, SAMSON usw. auf dem Programm.
Lediglich Bassist Jim Lea stand (trotzdem dass die Band ihr Equipment selbst zur Bühne tragen musste) mit
der Gewissheit auf dem Platz, dass er mehr Hits geschrieben hatte, als alle versammelten Bands zusammen.
Und SLADE stiegen an diesem Tag wirklich wie Phoenix aus der Asche auf und lieferten einen Auftritt der alle
- vor oder hinter der Bühne - restlos beeindruckte. Wie sagte DEF LEPPARDs Joe Elliott später: "The worst
thing for us was to follow Slade". SLADE waren DIE Band des Festivals. Klasse Versionen von When I'm
Dancin' I Ain't Fightin', Born To Be Wild - immer auf die 12 - und ein Medley aus
Something Else / Pistol Packin' Mama / Keep A Rollin' brachten und bringen jeden Rock'n'Roller zum
ausrasten. Jim Lea packte sogar seine Violine aus und die Stimmung stieg ins Unermessliche.
Es war der 24. August und das Publikum schrie nach Merry Xmas Everybody! Richie Edwards, Bassist von
THE DARKNESS, erzählte kürzlich
im englischen 'Classic Rock' Magazin wie Noddy Holder daraufhin rief: "It's the middle of August. You lot
are crackers!" Das ist hier leider nicht zu hören, aber SLADE antworteten auf den vorweihnachtlichen Gesang
mit dem punkigen Okey Cokey, das die Menge an den Rand der völligen Abgedrehtheit gebracht haben
dürfte. Get Down And Get With It hat sie dann wohl gnadenlos darüber hinaus geschossen. Wenn man
irgendwas von SLADE braucht, dann ist es diese Doppel-CD!
Aber wir sind zurück im Jahr 1972 und nach "Slade Alive!" kommt das nächste Studiowerk "Slayed?" heraus. Das
heißt, zwischendurch erreichte die Single Coz I Luv You im November 1971 die Spitze der Charts. Die
folgenden drei Jahre sollte jede Single der Band mindestens unter die Top 4 kommen!
Mit Mama Weer All The Crazee Now und Gudbuy T' Jane finden sich zwei dieser Hits auf
"Slayed?", aber auch die restlichen Songs können sich daneben problemlos sehen lassen. In ihrer einfachen
Struktur könnten How D'you Ride und The Whole World's Goin' Crazee auch von GRAND FUNK RAILROAD sein,
allerdings liegt den Songs von Holder/Lea der Rock'n'Roll von Little Richard und Chuck Berry zugrunde und
somit passte die Band - und wurde eine Speerspitze - perfekt in die aufkommende Glitter-Rock-Welle. Touren
als Hauptact, mit Suzi Quatro
und THIN LIZZY im Vorprogramm,
folgten bald.
Mit Look At Last Nite wirft die Band einen ersten kritischen Blick auf ihren steigenden Ruhm und
klingt damit wieder mehr an den R&B der 60er angelehnt. Mit I Won't Let It 'Appen Again liefert
man einen Songs, den Marc Bolan wohl
auch gern geschrieben hätte. Ich hab mir vor Jahrzehnten mal eine MC aus den Singles meiner älteren Brüder
zusammengestellt - eine Seite Suzi Quatro die andere SLADE - und dieser Titel gehörte immer zu meinen
Favoriten. Ganz leichte Ähnlichkeiten zu Keep On Running.
Um Janis Joplins Move Over
zu covern, muss man schon die entsprechende Stimme aufweisen können. Tom Keifer von CINDERELLA hat das leidlich
hingekriegt, THUNDERs Danny Bowes
lieferte ebenfalls eine tolle Version, aber ich glaube, Noddy Holder ist Janis am deutlichsten auf den
Fersen.
Wer sich von Gudbuy T' Jane nicht augenblicklich aus dem Sessel erhebt oder zumindest mitstampft und
-singt, war nie ein Rocker. Das folgende Gudbuy Gudbuy erscheint danach fast umnebelt, zeitlupenhaft.
Mama Weer All Crazee Now bringt die Party wieder zum Siedepunkt. Dann wird's noch mal langsam,
bluesig, mit I Don't Mind, bevor der Evergreen Let The Good Times Roll uns erneut zum
Ausflippen bringt und die Original-LP beschließt.
Vier Bonus-Tracks gibt's auch noch. My Life Is Natural, folkig und an HUMBLE PIE erinnernd,
Candidate, mehrstimmig und etwas im Stil der PRETTY THINGS, dazu die Ballade Wonderin' Y. Wenn
sie sich an eine Ballade machten, waren SLADE auch da richtig gut. Es gibt also mehr als nur Far Far
Away oder My Oh My.
Der Mitschnitt Slade talk to 'Melanie' readers, da leiert das Band mal kurz, wenn die Band,
unterbrochen von Songschnipseln, den Lesern des Musikmagazin 'Melanie' ein paar Nachrichten und den
dringliche Rat zur neuen LP ("Go out and buy it!") zukommen lässt, sorgt das abschließend noch mal für eine
prima Gaudi und eigentlich könnte man den Genuss dieser CD auch damit starten.
Das vierte Album in dieser ersten Serie ist der 74er Output "Old New Borrow And Blue". Doch bevor die
Aufnahmen begannen, drohte der Band ein ähnliches Schicksal wie später LED ZEPPELIN und in gewisser Weise
auch THE WHO. Schlagzeuger Don Powell hatte einen schweren Autounfall und für kurze Zeit sah es so aus, als
könnte das das Ende von SLADE bedeuten. Die Popularität der Vier lässt sich allein daran ermessen, dass über
diesen Unfall auf der Titelseite aller großen englischen Zeitungen berichtet wurde.
Trotz erheblicher Schädigungen und einem Gedächtnisverlust kam Don langsam aber sicher wieder auf die Beine.
Beim Festival auf der 'Isle of Wight' musste er noch von Bassist Jim Leas Bruder Frank vertreten werden,
aber für die Albumaufnahmen stand er wieder parat. Nach wie vor konnte die Band in Amerika nicht richtig
landen, aber zu Weihnachten 1973 war Merry Xmas Everybody DER Single-Hit. 800.000 Exemplare, verkauft
in 2 Tagen (!), sprechen eine deutliche Sprache.
Da galt es nachzulegen und SLADE waren bereit. Vielfältiger sollte es werden, was schon der Albumtitel
ankündigte, aber mit Just A Little Bit (welches Produzent Chas Chandler bereits mit seinen ANIMALS
aufgenommen hatte) frönte man zunächst dem gewohnten, harten Rock'n'Roll der Marke Little Richard. Mal hören
woher die Inspiration für das aktuelle Album der DIAMOND DOGS, "Up The Rock", herkommt? Hört euch When The Lights
Are Out an und
ihr seid mitten im Schwarzen! Und mit My Town und Miles Out To Sea fährt man im selben
Fahrwasser. Einfach Good-Time Party Rock, zu dem man problem- und sorgenlos abtanzen kann.
Das Honky-Tonk Feeling von Find Yourself A Rainbow bringt ein paar neue Farbtupfer, wird aber von
Noddys Organ bei der Stange gehalten.
Typischen High-Energy-Rock gibt's dann wieder mit We're Really Gonna Raise The Roof, wie gemacht für
eine furiose Live-Show. Do We Still Do It ist eine überflüssige Frage, denn es rockt immer noch
bestens.
Mit How Can It Be bringt man tatsächlich etwas Country-Flair ein, was auf die Kappe von Noddy Holder
geht. Könnte ich mir auch gut aufgehoben bei Frankie Miller vorstellen.
Erinnert ihr euch an die Songs, mit denen ihr eure Eltern zur Weisglut treiben konntet und sie furiengleich
ins Zimmer gestürmt kamen um den Stecker der Stereoanlage aus der Dose zu reißen? Einen besseren Titel wie
Don't Blame Me konntet ihr kaum finden. Wie sich Noddy in dem Baby, Please Don't Go-ähnlichen,
harten R&B die Stimmbänder aus dem Hals kreischt, ist schon eine Klasse für sich und, wie ich selbst
getestet habe, kann auch heute noch für Aufregung bei unbescholtenen Mitbürgern sorgen.
My Friend Stan war ein eher ungewöhnlicher Song und trotzdem ein Hit, ebenso wie die folgende Ballade
Everyday. Ein ewiger Favorit in den Live-Shows der Band.
Natürlich finden sich auch hier ein paar Bonusstücke, die allesamt Spaß machen. Am ehesten aus dem Rahmen
fällt wohl Kill 'Em At The Hot Club Tonite, welches im Stil der zwanziger Jahre Charleston-Musik
gehalten ist und klingt, als würde Paul McCartney die Nummer spielen. Grandios: Jim Lea an der Violine.
In dem Riff-Rocker The Banging' Man ertönt eine, bei SLADE rare, Slidegitarre, ansonsten ist der
Titel allerbester Glitter-Rock Stoff, 100% partytauglich.
Ein weiterer und abschließender Ohrwurm ist die Piano-Ballade She Did It To Me, bei der man sogar
zuhause das Feuerzeug schwenken möchte.
Als letztes Zuckerl ist wieder ein Mitschnitt namens Slade talk to '19' readers enthalten. War wohl
auf einer dieser Flexi-Discs, die damals gern den Musikzeitschriften beilagen und führt im Schnellverfahren
durch die LP und gefällt heute mindestens so wie den damaligen Lesern/Hörern.
Alle diese CDs sind, wie gesagt, bestens aufgemacht und haben einen hervorragenden Sound. Ich bin schon
mächtig gespannt auf die fürs nächste Jahr angekündigte zweite Staffel der remasterten SLADE-Alben.
Und jetzt ein weiteres Mal die Regler nach oben und CUM ON FEEL THE NOIZE!!!