Skyclad Folkémon, Nuclear Blast, 2000 |
Martin Walkyer | Vocals | |||
Steve Ramsey | Guitars, Backing Vocals | |||
Kevin Ridley | Guitars, Backing Vocals | |||
George Biddle | Fiddle, Keyboards, Backing Vocals | |||
Graeme English | Bass | |||
Jay Graham | Drums | |||
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1. The Great Brain Robbery | 7. When God Logs Off | |||
2. Think Back And Lie Of England | 8. You Lost My Memory | |||
3. Polkageist | 9. Déjà-vu Ain't What It Used To Be | |||
4. Crux Of The Message | 10. Any Old Irony? | |||
5. The Disenchanted Forest | 11. Swords Of A Thousand Men | |||
6. The Antibody Politic | ||||
Was für ein Album! Zugegebenermaßen hat es einige Durchläufe gedauert, bis "Folkémon" bei mir richtig gezündet hat, aber SKYCLAD haben es einem noch nie einfach gemacht.
Als Nachfolgeband von SABBAT starteten SKYCLAD 1991 als knallharte Thrashband mit Geige, einem unüberhörbaren Faible für THIN LIZZY und rudimentären Folkansätzen. Im Laufe der Jahre verschob sich die musikalische Ausrichtung immer mehr in Richtung Folk um 1996 mit dem Akustikalbum "Oui avant-garde a chance", an dem auch SUBWAY TO SALLY mitwirkten, dieses Extrem auszuloten.
Die bisherigen zehn SKYCLAD-Alben waren zwar allesamt nicht schlecht, doch das Songwriting unterlag zu großen Qualitätsschwankungen. Zwei, drei phantastischen Nummern standen immer eine handvoll Kompositionen gegenüber, die bestenfalls Durchschnitt waren.
Anno 2000, auf ihrem zehnten kompletten Longplayer stoßen SKYCLAD nun in völlig neue Dimensionen vor. Nein, nicht musikalisch. Da hat man sich mittlerweile auf eine gesunde Balance zwischen Folk und Heavy Metal einigen können. THIN LIZZY bilden immer noch oder wieder eine große Inspirationsquelle, auch typische mehrstimmige Gitarrenleads wie man sie von IRON MAIDEN kennt, haben Einzug in den Sound von SKYCLAD gehalten. Auf der Folkseite mögen frühe POGUES oder OYSTERBAND als Orientierung dienen, wohingegen die Geigenpassagen mehr denn je die Seelenverwandschaft zu SUBWAY TO SALLY unterstreichen.
Doch niemals zuvor war das Songmaterial auf so gleichmäßig hohem Niveau. Eine Knüllernummer jagt die andere, wobei wie schon angedeutet, der eine oder andere Track seinen vollen Charme erst nach mehrmaligem Hören vollkommen entfaltet. Einzelne Stücke hervorzuheben grenzt fast schon an eine Unverschämtheit gegenüber dem restlichen Material, doch Polkageist und die TEN POLE TUDOR-Coverversion Swords of a thousand men seien als die heißesten Anspieltipps genannt.
Nicht nur in musikalischer Hinsicht kann "Folkémon" auf ganzer Linie überzeugen. Auch wenn das jetzt ein ganz alter Hut ist: Die sozialkritischen Texte von SKYCLAD gehören mit ihren Wortspielen zu den originellsten und besten im Rockbereich und setzen in Verbindung mit dem Artwork das Sahnehäubchen auf ein ohnehin begeisterndes Werk.
Wenn man sich in seiner Sammlung auf eine einzige SKYCLAD-Scheibe beschränken müsste, dann sollte es auf jeden Fall "Folkémon" sein.
...und wozu schreibe ich das alles? Dieses Album kommt einfach zu spät, selbst wenn ihr jetzt sofort losrennt und euch ein Exemplar zulegt. Zumindest für Martin Walkyer, denn der Frontwaldschrat hat Anfang des Jahres bei SKYCLAD desillusioniert das Handtuch geworfen, nachdem er seine Rechnungen einfach nicht mehr bezahlen konnte. Ob die Band ohne ihr Aushängeschild eine reelle Zukunftschance hat darf bezweifelt werden.