Skyclad

Die Noise Era 1991-1995

( English translation by Google Translation by Google )

CD & LP-Review

Reviewdatum: 14.10.2017
Jahr: 2017
Stil: Pagan Metal

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Redakteur(e):

Nachgehakt

Ralf Frank

Martin Schneider


Skyclad
Die Noise Era 1991-1995, BMG, 2017
Martin WalkyierVoice (1,2,3,4,5,6)
Steve RamseyGuitars (1,2,3,4,5,6)
Dave PughGuitars (2,3,4,5,6)
Graeme EnglishBass, Guitars (1,2,3,4,5,6)
Keith BaxterDrums, Percussion (1,2,3,4,5,6)
Fritha JenkinsViolin, Mandolin, Keyboards, Vocals (2,3,4)
Cath HowellViolin, Keyboards (5)
Georgina BiddleFiddle, Keyboards, Vocals (6)
Guests:
Mike EvansFiddle (1)
Rog PattersonKeyboards (1)
Brian Robertson*Guitars (4/1)
u. a.
Produziert von: Kevin Ridley, Skyclad,
Jon Richards
Länge: 273 Min 32 Sek Medium: CD
"Wayward Sons Of Mother Earth"(1991) [46:45]
01. The Sky Beneath My Feat06. Intro: Pagan Man
02. Trance Dance07. The Cradle Will Fall
03. A Minute's Piece08. Skyclad
04. The Widdershins Jig09. Moongleam And Meadowsweet
05. Our Dying Island10. Terminus
"A Burnt Offering For The Bone Idol"(1992) [44:31]
01. War And Disorder06. Ring Stone Round
02. A Broken Promised Land07. Men Of Straw
03. Spinning Jenny08. R'Vannith
04. Salt On The Earth09. The Declaration Of Indifference
05. Karmageddon10. Alone In Death's Shadow
"Tracks From The Wilderness" EP(1992) [25:21]
01. Emerald*04. The Declaration Of Indifference**
02. A Room Next Door05. Spinning Jenny**
03. When All Else Fails06. Skyclad**
* Thin Lizzy** Live vom Dynamo OAF 1992
"Jonah's Ark"(1993) [39:50]
01. Thinking Allowed07. The Ilk Of Human Blindness
02. City Of The Land08. Tunnel Visionaries
03. Schadenfreude09. A Word To The Wise
04. A Near Life Experience10. Bewilderbeast
05. The Wickedest Man In The World11. It Wasn't Meant To End This Way
06. Earth Mother, The Sun And The Furious Host
"Prince Of The Poverty Line"(1994) [66:15]
01. Civil War Dance08. Gammadion Seed
02. Cardboard City09. Womb Of The Worm
03. Sins Of Emission10. The Truth Famine
04. Land Of The Rising SlumBonus Tracks:
05. The One Piece Puzzle11. Brother Beneath The Skin
06. A Bellyfull Of Emptyness12. Widdershins Jig (Live)
07. A Dog In The Manger13. Cradle Will Fall (Live)
"The Silent Whales Of Lunar Sea"(1995) [50:50]
01. Still Spinning Shrapnel07. Another Fine Mess
02. Just What Nobody Wanted08. Turncoat Rebellion
03. Art-Nazi09. Halo Of Flies
04. Jeopardy10. Desperanto
05. Brimstone Ballet11. The Present Imperfect
06. A Stranger In The Garden12. Dance Of The Dandy Hound

Logo Skyclad

SKYCLAD ("vom Himmel bekleidet") gelten gemeinhin als Vorreiter, Begründer und Hauptvertreter des sog. Folk Metal. Dabei war das Projekt ursprünglich als einmaliger Versuch konzipiert, eine ultimative Pagan Metal Band zusammenzustellen.
Die überwiegend aus dem Raum Newcastle stammenden Gründungsmitglieder rekrutierten sich aus dem Thrash Metal (ex-SABBAT) und der NWOBHM (ex-SATAN).
Das 1991er Debut "Wayward Sons Of Mother Earth" geriet insofern auch recht heftig und stark thrashlastig, von Folk Metal war man damals noch meilenweit entfernt.

In der Rückschau darf man aber konstatieren, dass Walkyiers zum Teil recht gewöhnungsbedürftige Stimme, das Booklet spricht hier auch zurecht von Voice und nicht Vocals, in dieser Umgebung noch am besten zur Geltung kommt. Positiv ausgedrückt kann man sie irgendwo zwischen einem erkälteten Udo Dirkschneider und einem hyperventilierenden Jon Oliva verorten, dem man ja auch den ein oder anderen "kranken Kopfschrei" bescheinigen kann.
Zum Glück hat Produzent Kevin Ridley das Problem weitestgehend im Griff und bettet die Keiferei zumeist in Chöre und/oder Keyboards ein bzw. unterfüttert sie mit zusätzlichen Backing Vocals. Trotz oder gerade deswegen hat Walkyier eine eingeschworene Fangemeinde und als er zehn Jahre später die Band verlassen sollte, fürchteten nicht wenige um deren Fortbestand, last but not least wegen seiner intelligenten Lyrics und Wortspiele.
OK, die Wortspiele in den Song- und Albumtiteln sind natürlich offensichtlich, aber welcher nicht Muttersprachler achtet während des Zuhörens oder Abhottens schon auf verwinkelte englische Texte oder liest sie anschließend nach (vom Mitgröhlrefrain mal abgesehen)?

War der Einsatz einer Geige auf "Wayward Sons Of Mother Earth" nur rudimentär vorhanden und der entsprechende Instrumentalist auch nur als Gast aufgeführt, wollte man durch die Aufnahme einer festen Violinistin und Keyboarderin den Folkfaktor für das Nachfolgealbum forcieren. Im Prinzip beschränken sich entsprechende Bemühungen aber auf Intros und Intermezzi, ansonsten wird wieder hauptsächlich Gas gegeben.
Allerdings gerät "A Burnt Offering For The Bone Idol" weniger thrashig sondern folgt eher dem Fahrwasser klassischer NWOBHM, insbesondere Ähnlichkeiten zu IRON MAIDEN sind nicht von der Hand zu weisen. Ob Neuzugang Dave Pugh als zweiter Gitarrist dafür mitverantwortlich zeichnet ist ungewiss, da das Songwriting allein Steve Ramsey zugeschrieben wird, bei "Jonah's Ark" wird er jedenfalls als Mitverfasser aufgeführt.

Noch im gleichen Jahr wurden die Fans mit der "Tracks From The Wilderness" EP beglückt, welche neben zwei neuen Stücken, drei Live Klassiker vom zeitnahen Dynamo Open Air Festival in Eindhoven sowie das THIN LIZZY Cover Emerald enthält, wofür man sich sogar ex-LIZZY Brian Robertson ins Studio holte. Die EP liegt der aktuellen Reissue von ihrem dritten Album "Jonah's Ark" als Bonus CD bei.
Ab diesem Zeitpunkt legte man die Covergestaltung vertrauensvoll in die fähigen Hände von Duncan Starr, der von da an für viele wunderschöne Cover verantwortlich zeichnen sollte und zu einer Art Markenzeichen der Band geworden ist.

"Prince Of The Poverty Line" wird gemeinhin als Meilenstein im Folk Metal und Meisterstück der Band gehandelt, aber da darf man sicherlich geteilter Meinung sein. Denn eigentlich besitzt bereits "Jonah's Ark" alle Elemente die auch das vierte Studioalbum ausmachen. Folk bzw. Pagan Metal, NWOBHM, etwas Thrash sowie Indie Rock/Post Punk verschmelzen in adäquaten Anteilen zu einer Einheit wobei die Violine gerne auch mal die Leads übernimmt. Mehrere Gesangsparts werden hier als Klargesang bzw. Sprechgesang vorgetragen, alle anderen wie gehabt.
"Prince Of The Poverty Line" setzt diesen Kurs konsequent fort, ob das zum Meilenstein reicht, mag jeder für sich selbst entscheiden, die Präferenzen sind da verschieden, zumindest war es aber bis dato das kommerziell erfolgreichste.
Das Album enthält drei Bonus Tracks, wobei Brother Beneath The Skin auch bereits auf einer früheren Limited Edition mit dabei war. Die beiden Live Tracks sind vermutlich wie zuvor vom Dynamo Festival (ohne Gewähr).

Mit "The Silent Whales Of Lunar Sea" endet die fünfjährige Zusammenarbeit mit Noise, über die die Band im Nachhinein vor allem in finanzieller Hinsicht nicht immer ganz glücklich war. Noise war bekannt dafür ihre Bands anzuhalten, einen Teil der Erträge wieder in ihre Karriere, d. h. Equipment und Ausbildung zu reinvestieren, da blieb am Ende des Tages dann "...oft nur genug Geld für ein Brötchen und ein Bier..." übrig, wie Walkyier einmal beklagte.
Das Album selbst ist im Vergleich zu den Vorgängern gemäßigter und zugänglicher. Songstrukturen wurden vereinfacht und die Folkelemente durch den Einsatz von traditionellen Instrumenten wie Flöten, Pfeifen und Harfen intensiviert. Mit Dance Of The Dandy Hound ist ein Track dabei, der auf früheren Veröffentlichungen nicht immer enthalten war und quasi als Bonus Track verstanden werden kann. Der Albumtitel unterstreicht Walkyiers satirische Ader und klingt entsprechend ausgesprochen wie "The Silent Wails of Lunacy" (die stummen Schreie des Wahnsinns).

Nach ihrem Weggang von Noise war und ist die Band weiter aktiv und veröffentlichte bis heute unter diversen Besetzungen und bei unterschiedlichen Labels acht weitere Studioalben sowie Compilations, Livealben, Singles und EPs. Martin Walkyier wurde später durch den etatmäßigen Produzenten Kevin Ridley ersetzt.
Alle fünf Noise Alben erscheinen am 27.Oktober als remasterte Deluxe-Digipaks inkl. neu gestalteter, farbiger Booklets mit Sleeve Notes des bekannten englischen Musikjournalisten und Radiomoderators Malcolm Dome sowie auf farbigem Vinyl.

Ralf Frank, 08.10.2017

Credits: BMG via CMM GmbH

WAYWARD SONS OF MOTHER EARTH

Das SKYCLAD-Debüt gilt retrospektiv als eins der ersten Folk Metal-Alben, allerdings weitab vom Sound, den man anno 2017 damit assoziiert. Einzelne Songs werden dieser Vorstellung noch am ehesten gerecht: Our Dying Island mit folkinspirierter Rhythmik, das überraschend ruhige und verhaltene Moongleam And Meadowsweet und selbstredend das inzwischen zum Klassiker avancierte The Widdershins Jig, bei dem Mike Evans und seine Violine in den Mittelpunkt rücken. Über weite Strecken regiert allerdings thrashiger Metal. Nichts für Puristen, egal welchem Lager sie entstammen, aber ein spannender Vorbote künftiger Großtaten.

A BURNT OFFERING FOR THE BONE IDOL

SKYCLAD rüsten mit Fritha Jenkins (Violine, Keyboards) und Dave Pugh (Gitarre) personell auf. Das hat Konsequenzen! Schon der Opener War And Disorder/A Broken Promised Land deutet an, dass Folk und Metal auf diesem Album eine wesentlich ausgewogenere Verbindung eingehen. Die Thrash-Einflüsse müssen ebenfalls etwas hinter traditionelleren Metal-Elementen zurück stecken. Damit wird "A Burnt Offering For The Bone Idol" vordergründig zugänglicher, obwohl die Truppe wesentlich verspielter agiert. Vor allem aber ist das Songwriting hochkarätiger, origineller und eigenständiger wie auf dem Vorgänger. Neben der erwähnten Eröffnungsnummer will man The Declaration Of Indifference, Ring Stone Round und Spinning Jenny keinesfalls missen. Bonus-Tracks sind Fehlanzeige, aber das unbetitelten Intro und Karmageddon sind zu einem einzigen Stück zusammengefügt worden, womit die Tracklist jetzt auch dem Inhalt der CD entspricht.

TRACKS FROM THE WILDERNESS

Schon kurz darauf steht eine überzeugende 6-Track EP in den Läden. Darauf enthalten sind zwei solide neue Kompositionen, die allerdings aus heutiger Sicht keinen nennenswerten Stellenwert mehr in der Discographie der Briten einnehmen. Ganz anders die drei verdammt starken Livesongs, mitgeschnitten 1992 beim Dynamo-Open Air in Eindhoven. Angesichts der Energie und Spielfreude, die dabei entfesselt wird, fragt man sich, warum bis heute der komplette Gig nie veröffentlicht wurde. Last not least: Eine grandiose Coverversion von THIN LIZZYs Emerald. Die EP findet sich komplett als Bonus auf der Wiederveröffentlichung von "Jonah's Arc". Sollte man unbedingt haben.

JONAH'S ARC

Mit diesem Album ist die Band endgültig im Folk Metal angekommen. Die genretypische Instrumentierung wird weiter forciert, gleichzeitig stellt sich die Band stilistisch breiter auf. Dabei kennt man keine Berührungsängste, weder zu IRON MAIDEN (Thinking Alowed), noch zu NEW MODEL ARMY (Cry Of The Land). Einige Songs weisen vertrackte Strukturen auf, die fast schon progressiv wirken. Das ist nicht immer leicht verdaulich, aber faszinierend und ein weiterer Schritt hin zu dem für die Band unverkennbaren Sound.

PRINCE OF THE POVERTY LINE

Das kommerziell erfolgreichste Album der Noise-Ära fällt wesentlich eingängiger und damit leichter zugänglich als sein eher experimenteller Vorgänger aus. Stilistisch schlägt es in die gleiche Kerbe, allerdings wieder einen Tick härter und zupackender. Kompositorisch zeigt es die Band reifer und mit strafferen Arrangements. Cardboard City, The Land Of The Rising Slum und A Bellyfull Of Emptiness ragen ein wenig aus einem kompakten Werk heraus. Neu dabei übrigens: Cath Howell an der Violine und den Keyboards, als Schwangerschaftsvertretung von Fritha Jenkins.
Die Neuauflage bietet drei Bonus-Tracks, die bereits in Form einer beigelegten Bonus-7", beziehungsweise im Zuge einer raren Doppel-CD-Ausgabe mit dem Album veröffentlicht wurden. Brothers Beneath The Skin ist ein bockstarker Studiosong, der dem offiziellen Release mehr als gut zusätzlich zu Gesicht gestanden hätte. Dazu kommen packende Liveversionen zweier Songs vom Debüt: Widdershins Jig und Cradle Will Fall.

THE SILENT WHALES OF LUNAR SEA

Die Scheibe steht immer etwas im Schatten des Vorgängers und keiner kann so genau sagen weshalb. Vielleicht, weil SKYCLAD spontan und unbekümmert klingen wie nie zuvor. Das mag für manchen ein Widerspruch zum Etikett 'Thinking Men's Metal' sein, das der Band aufgrund ihrer ökologischen und gesellschaftskritischen Texte seit Anbeginn anhaftet. Am Songmaterial an sich kann es nicht liegen. Wieder einmal sind eine Handvoll starker Songs am Start, angefangen beim Opener Still Spinning Shrapnel über Art-Nazi und Another Fine Mess hin zu Turncoat Rebellion. Zum damaligen Zeitpunkt überraschend: Dance Of The Dandy Hound mit Blue Grass Einflüssen. Kurz vor den Aufnahmen ersetzte Georgina Biddle Cath Howell, konnte in der Kürze der Zeit dem Sound und - noch wichtiger - dem Songwriting ihren Stempel lannge nicht so prägnat aufdrücken, wie bei späteren Veröffentlichungen.

Die Wiederveröffentlichungen aus dem Hause Noise bieten zunächst einmal eine gute Möglichkeit eventuelle Lücken in der Plattensammlung zu schließen. Auch Vinyl-Fans dürfen sich freuen, wenngleich die grellbunten Dreher um juristischen Schritten vorzubeugen hoffentlich mit einem "Vorsicht: Augenkrebs!"-Sticker ausgeliefert werden.
Die CDs dagegen erscheinen in schicken DigiPacks mit erweiterten, neugestalteten Booklets. Das ist allerdings das einzige Argument um Fans zu locken, die bereits die Originale besitzen. Bonusmaterial ist zu spärlich bis gar nicht vorhandenen. Unveröffentlicht oder Exklusiv ist rein gar nichts. Zur Ehrenrettung: An weiteren SKYCLAD-Aufnahmen haben Noise vermutlich gar keine Rechte.

Martin Schneider, 13.10.2017

 

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